Nach einer Erholung von einem kurzen Tief unter 200 Dollar Ende Oktober hat sich die Tesla-Aktie am Donnerstag wieder auffällig schwach gezeigt – bis US-Schluss ging es um 5,5 Prozent auf 209,98 Dollar nach unten. In einem sonst gehaltenen Markt und mangels anderer Nachrichten dürfte der Auslöser dafür die Studie einer Bank gewesen sein, die sich für ihre Kunden erstmals näher mit Tesla beschäftigte: HSBC bescheinigt dem Unternehmen gute Chancen in vielen Bereichen, findet es an der Börse aber deutlich zu hoch bewertet.
Teure Tesla-Chancen in vielen Bereichen
Im Durchschnitt sagten Analysten Tesla laut einer Übersicht bei Tipranks zuletzt einen Kurs von 248,93 Dollar auf Sicht von 12 Monaten voraus, merklich weniger als im Oktober. Das neue Kursziel von HSBC, das am Donnerstag vor Eröffnung der US-Börsen bekannt wurde, ist mit 146 Dollar nicht das niedrigste von allen. Aber es liegt rund 30 Prozent unter dem bereits niedrigeren Tesla-Schlusskurs des Tages, und das Anlage-Urteil der britischen Bank lautet „reduzieren“.
Dabei geht HSBC laut einem Bericht von Investing.com durchaus davon aus, dass Tesla weiter Erfolg haben wird. Das gilt zudem nicht nur für Elektroautos, sondern auch für Zukunftsfelder wie FSD für autonomes Fahren, den eigenen Supercomputer Dojo und den Roboter Optimus. Jedoch sollten die erwarteten Kapitalkosten für diese neuen Tesla-Geschäfte angesichts von regulatorischen und technologischen Herausforderungen nach HSBC-Ansicht deutlich überdurchschnittlich hoch sein.
Genaue Berechnungen sind in dem Bericht nicht zitiert, aber damit dürfte gemeint sein, dass die Bank Tesla als Summe seiner (teils zukünftigen) Teile betrachtet hat und einigen davon keine hohe Bewertung zugestehen will. Auch beim reinen Elektroauto-Geschäft soll sie Pläne des Managements anzweifeln: Laut Investing.com stellte HSBC das Tesla-Ziel in Frage, in 2030 auf 20 Millionen Elektroauto-Verkäufe zu kommen. Insgesamt habe das Unternehmen erhebliches Potenzial, aber die Realisierung werde wohl länger dauern als vom Markt erwartet.
CEO Musk als Vorteil und Risiko in einem
Mit dieser Vermutung sind die Analysten nicht die einzigen. Nach vorsichtigen Aussagen von CEO Elon Musk Mitte Oktober hatte der langjährige Investor Gene Munster erklärt, die 20 Millionen Tesla-Verkäufe in 2030 seien im Grunde „vom Tisch“. Mit Blick auf die Entwicklung von FSD zu einem Produkt für den Massenmarkt zeigte auch er sich grundsätzlich optimistisch, aber unsicher mit Blick auf den Zeitplan.
Als großen Vorteil und erhebliches Risiko zugleich soll HSBC in der Ersteinschätzung zudem CEO Musk selbst dargestellt haben. Dessen globaler Ruhm habe Tesla eine Bekanntheit eingebracht, die weit die Ausgaben für Werbung und Marketing überwiege. Dies schlage sich direkt positiv in der Gewinn-Rechnung nieder. Auf der anderen Seite stelle Musks Berühmtheit für Tesla ein bedeutendes „single man“-Risiko dar, selbst wenn man von seinen laufenden rechtlichen Verstrickungen absieht.