Das Chassis für den Sportwagen Elise des damals noch rein britischen Herstellers Lotus lieferte einst die Grundlage für den ersten Tesla Roadster, und in inzwischen chinesischer Hand bei der Geely Group hat das Unternehmen mit dem Evija 2020 sein erstes eigenes Elektroauto auf den Markt gebracht. Dabei handelte es sich noch um ein exotisches Hypercar zu siebenstelligen Preisen, jetzt aber will Lotus elektrisch stärker in die Breite gehen: mit dem „Hyper-SUV“ Eletre, das ab 2023 in China auch für Europa produziert werden soll.
Flaches Elektroauto im SUV-Format
Der Trend zum SUV ist Auto-Kritikern schon länger ein Dorn im Auge, mit Elektroautos aber wird er nur noch weiter angeheizt. Mit dem Eletre will auch Lotus, bislang bekannt für kleine und leichte Sportwagen, in diese beliebte Klasse einsteigen. Das am Dienstag vorgestellte Elektroauto soll gut fünf Meter lang sein und wird als erstes elektrisches Hyper-SUV bezeichnet. Diese Wortschöpfung erklärt Lotus mit der aerodynamischen Verwandtschaft zum Evija und der seelischen zu seinem neuesten Verbrenner-Sportwagen Emira.
Tatsächlich sieht der Lotus Eletre sowohl von vorn als auch von der Seite für einen SUV oder auch Crossover ungewöhnlich flach aus – stärker noch als Kia EV6 oder Skoda Eniaq, die diesen Namen ebenfalls kaum mehr verdienen. Aber er ist eben höher als ein echter Sportwagen und dürfte mit einem absehbaren Gewicht von mehr als 2 Tonnen der schwerste Lotus werden, den es je gab. Dazu trägt auch der Akku mit 100 Kilowattstunden Kapazität bei, der nach den Angaben für 600 Kilometer WLTP-Reichweite genügen soll.
Dabei bleibt Lotus seinem sportlichen Image aber insofern treu, als der Eletre Mitglied des „Zwei-Sekunden-Clubs“ werden soll. Damit ist eine Beschleunigung von 0-100 Stundenkilometer in weniger als 3 Sekunden gemeint. Das war einst ein absoluter Supercar-Wert, wird inzwischen aber von mehreren relativ normalen Elektroautos hauptsächlich von Tesla klar unterboten. Im Vergleich zu den glatten Modellen des früheren Kunden aus Fremont wirkt der Lotus Eletre außen zerklüftet. Zu sehen ist laut dem Hersteller aber das modernste Aerodynamik-Paket unter allen Serien-SUV der Welt.
Lotus Eletre mit Preis in Tesla-Nähe
Einen Preis nannte Lotus am Dienstag nicht, Teilnehmern an Pressekonferenzen wurden laut Berichten aber Summen von gut 100.000 Euro oder Dollar zugeflüstert. Das ist ungefähr auf dem Niveau von Tesla Model S oder Model X und immerhin schon eine Stelle weniger als beim Hyper-Elektroauto Evija. Bis zu sieben Sitze wie im größten Tesla soll es darin aber nicht geben, sondern vier oder fünf. Der Innenraum wirkt für einen Lotus opulent, mit bezogenen Flächen und viel Info-Technologie. Die Produktion soll Ende 2022 in einer neuen Fabrik China beginnen, ab 2023 sind Auslieferungen dort und in Europa geplant. In den nächsten Jahren sollen außerdem zwei weitere „Lifestyle-Elektroautos“ von Lotus folgen.