Der südkoreanische Hyundai-Konzern, zu dem auch die Marke Kia gehört, bot zwar als einer der ersten traditionellen Hersteller und in Europa vor Tesla mit dem Model 3 auch Elektroautos an. Gleichzeitig aber setzte er stark auf Wasserstoff-Autos – bis er vom Erfolg von Tesla sogar auf dem eigenen Heimatmarkt überrascht wurde. In diesem Sommer wurde deshalb bekannt, dass auch Hyundai verstärkt auf Elektroauto-Kurs gehen will, und jetzt hat das Unternehmen seine neue Plattform dafür vorgestellt. Darauf will es 23 unterschiedliche Modelle bis 2025 auf den Markt bringen und dann eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen.
Hyundai-Elektroautos als Stromspender
Reine Elektroauto-Plattformen in dem vom Tesla entwickelten Skateboard-Design mit der Batterie im Unterboden entwickeln inzwischen viele Hersteller – der Pionier allerdings ist schon etwas weiter, denn CEO Elon Musk will die Batterien künftig gewichts- und platzsparend zum festen Bestandteil des Fahrzeug-Rahmens machen. Dennoch hat die als E-GMP bezeichnete neue Hyundai-Plattform vor allem beim Laden interessante Eigenschaften, und die schnellen Modelle darauf sollen bei der Beschleunigung an Performance-Teslas heranreichen.
Unter anderem nennt Hyundai in seiner Mitteilung zu E-GMP WLTP-Reichweiten von 500 Kilometern und mehr – vorzeigbar und höher als bei seinen bisherigen Elektroautos, aber noch nicht auf Tesla-Niveau. Aber das Nachladen bei leerem Akku dürfte anschließend schneller vor sich gehen: Wie Porsche verwendet auch Hyundai dank Zusammenarbeit mit dem kroatischen Startup Rimac eine Systemspannung von 800 Volt. E-GMP soll zum Laden aber auf 400 Volt umschalten können, sodass auch ältere Säulen genutzt werden können.
Ebenfalls eine interessante Innovation in dieser Hinsicht: Die Hyundais und Kias auf der Elektro-Plattform erhalten eine neue Ladesteuerungseinheit (ICCU), die Strom in beide Richtungen fließen lässt. Damit kann man Strom im Akku nach Angaben des Unternehmens ohne zusätzliche Technik nutzen, um externe elektrische Geräte zu betreiben. Auch das Aufladen anderer Elektroautos soll darüber möglich sein. Hyundai-Fahrer könnten künftig also als Strom-Spender unterwegs sein und bis zu 3,5 Kilowatt Leistung liefern – immerhin so viel wie an einer voll aufgereizten Haushaltssteckdose. Auch bei Tesla war das laut CEO Elon Musk schon beim Roadster möglich, es habe aber nicht viel Interesse daran gegeben und sei deshalb abgeschaltet worden.
Beschleunigen wie bei Tesla
Auf der Grundlage von E-GMP werde die Hyundai-Gruppe bis 2025 insgesamt 23 „Elektroauto-Modelle“ herausbringen, teilte sie weiter mit, davon „11 spezielle Elektroauto-Modelle“. Wie diese Unterscheidung zu verstehen ist, blieb zunächst offen – möglicherweise bekommen manche der neuen Fahrzeuge alternativ einen Hybridantrieb. Bis 2025 soll der Verkauf damit auf ingesamt 1 Million Elektroautos zunehmen. Und für deren schnellste Varianten kündigte Hyundai an, dass sie in weniger als 3,5 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen werden – auch hier hat sich das koreanische Unternehmen also offenbar Tesla zum Vorbild genommen.