Bild: Volkswagen
Bezahlbare Elektroautos sind gefragt, wie zum Beispiel die deutschen Neuzulassungen von Januar bis Mai 2020 zeigen, bei denen VW mit e-Up und e-Golf sowie Renault mit der Zoe vor Teslas viel teurerem Model 3 lagen. Mit Spannung wurden deshalb die Preise für das erste moderne Elektroauto von VW selbst erwartet, und zumindest für die begrenzte 1st Edition wurden sie jetzt veröffentlicht. Demnach kostet der VW ID.3 vorerst mindestens 40.000 Euro – aber nach Abzug aller Förder-Möglichkeiten werden daraus 29.500 Euro. Das Tesla Model 3 dagegen gibt es laut Liste erst ab 44.000 Euro, von denen nach maximaler Förderung knapp 37.000 Euro übrig bleiben.
Tesla 25 Prozent teurer als VW
Damit wäre der billigste Tesla in Deutschland für Privatleute also gut 7500 Euro oder 25 Prozent teurer als das Volkswagen-Elektroauto. Die nach Förderung erzielbaren Preise stehen aber, wie VW auf seiner Website erklärt und die Vermietung nextmove für das Tesla Model 3 und andere Elektroauto zusammengefasst hat, noch unter einigen Vorbehalten.
Beim Kauf des VW sind sie nur möglich, wenn der ID.3 auf die Liste für die deutsche Umweltprämie kommt, deren Staatsanteil rückwirkend zu Anfang Juni erhöht werden soll; beides steht noch aus, dürfte aber nicht scheitern. Ebenfalls eingerechnet ist die Senkung der Mehrwertsteuer auf 16 Prozent ab Juli begrenzt bis Ende des Jahres. Hier bestünde theoretisch die Möglichkeit, dass Volkswagen den Netto-Preis leicht anhebt – der jetzt genannte Endpreis von 39.995 Euro würde sich dann nicht verändern, aber effektiv könnte Privatkunden die Steuer-Senkung ganz oder teilweise entgehen, sodass sie näher an 30.000 Euro geraten würden.
Tesla dürfte Steuersenkung weitergeben
Tesla dagegen sind beim Model 3 in dieser Hinsicht fast die Hände gebunden: Sein Netto-Preis liegt derzeit laut der Bafa-Förderliste bei knapp 40.000 Euro. Mit einer Erhöhung würde er darüber steigen – und das Tesla-Elektroauto käme dann nicht mehr für die maximale deutsche Umweltprämie in Frage, sondern nur noch für die niedrigere Stufe von insgesamt 7500 Euro nach der geplanten Erhöhung. Das Model 3 würde also überproportional teurer, was Tesla angesichts der beginnenden Konkurrenz in Deutschland – nicht nur von VW – nicht riskieren dürfte.
Der ID.3 als der elektrische Golf-Nachfolger ist vorerst allerdings nur für Kunden bestellbar, die sich dafür schon vor-angemeldet haben. Unter ihnen sollen die 30.000 Exemplare der 1st-Serie vergeben werden. Weil VW die Software nicht rechtzeitig fertig bekommen hat, erhalten eilige Frühkunden den ID.3 ab September mit zwei fehlenden Funktionen (ihnen werden dafür drei Leasing-Raten erlassen). Wer als Vorbesteller lieber einen ganz fertigen ID.3 haben will, soll ebenfalls noch vor Jahresende beliefert werden – viele normale Kunden voraussichtlich aber erst ab 2021, sodass ihnen anders als bei Tesla die Mehrwertsteuer-Senkung entgehen würde.
ID.3-Reichweite noch nicht vergleichbar
Ein wichtiger Wert bei Elektroautos ist stets die Reichweite, aber ein mit dem Tesla Model 3 direkt vergleichbarer WLTP-Wert ist im VW-Konfigurator noch nicht zu finden. Stattdessen ist dort von einer „praxisnahen Reichweite“ von 300-420 Kilometern die Rede, begleitet von einer länglichen Fußnote über beeinflussende Faktoren. Tesla gibt für sein Model 3 mit Standard-Reichweite 409 Kilometer nach WLTP an.
In ersten Fahr-Berichten zum VW ID.3 wurde das Elektroauto insgesamt gelobt, aber nicht als Bedrohung für Tesla dargestellt – schon wegen der anderen Form und wegen des anhaltenden riesigen Übergewichts von Verbrenner-Autos ist es vielleicht ohnehin mehr Begleiter als Konkurrent. Seine Beschleunigungszeit von 0-100 km/h sinkt dank einem „Performance-Upgrade“ bei allen 1st-Modellen auf 7,1 Sekunden, womit auch Tesla-Fahrer vielleicht nicht glücklich würden, aber leben könnten. In vielen Berichten kritisiert wurden aber billig wirkende Innenraum-Materialien bei dem VW.