Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat ihre Prognosen für die Verbreitung von Elektroautos in den kommenden Jahren deutlich erhöht. Im vergangenen Jahr habe deren weltweite Verkaufszahl mit erstmals mehr als 10 Millionen Einheiten (einschließlich Plugin-Hybriden) einen Rekord erreicht, heißt es in dem in dieser Woche veröffentlichten Global EV Outlook 2023 der Organisation. Dieses „explosive“ Wachstum soll sich fortsetzen und bis 2030 dazu führen, dass mehr als jeder dritte verkaufte Neuwagen ein Elektroauto ist. 2022 wurde der CO2-Effekt durch mehr davon allerdings durch den parallelen Trend zu SUVs zunichte gemacht.
35% Elektroauto-Anteil in 2030
Mit den 10,2 Millionen Verkäufen im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Elektroauto-Anteil laut IEA 14 Prozent, wobei gut ein Viertel davon Plugin-Hybride ausmachten. In diesem Jahr sollen es 14 Millionen werden, was einen Marktanteil von 18 Prozent und 35 Prozent Zunahme gegenüber 2022 bedeuten würde. Für 2030 als das letzte Jahr in ihrem Ausblick sagt die IEA jetzt 35 Prozent Elektroautos unter den Neuwagen-Verkäufen voraus. Vor einem Jahr hatte sie für diesen Anteil noch unter 25 Prozent prognostiziert und im Outlook 2021 nur 15 Prozent.
Die Prognose hat sich also innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, und dass sich die Agentur im nächsten Ausblick erneut nach oben korrigieren muss, ist nicht auszuschließen. Allerdings beobachtet sie zugleich einen anderen Trend, der bei den CO2-Emissionen in die entgegengesetzte Richtung wirkt: Bei einem immer größeren Anteil der neuen Pkw handelt es sich um SUV, die wegen ihres Formats mehr Ressourcen für die Produktion benötigen und einen höheren Verbrauch haben.
Unter allen Neuwagen-Verkäufen 2022 machten SUVs laut IEA 46 Prozent nach 37 Prozent in 2020 aus, näherten sich also einer Mehrheit, und bei Elektroautos war sie mit einem Anteil von 51 Prozent bereits erreicht – am bekanntesten und häufigsten verkauft ist hier das Tesla Model Y. Die Agentur findet den Trend zu SUV selbst bei elektrischem Antrieb bedenklich: Sie bräuchten größere Batterien, weshalb der Druck auf die weltweiten Lieferketten zunehmen und die Nachfrage nach kritischen Mineralien weiter steigen werde, wenn sich ihr Anteil erhöht.
Verbrenner-SUV erhöhen Emissionen
Nach den Daten der Agentur haben die vermehrten Entscheidungen von Kunden für das SUV-Format im vergangenen Jahr ungefähr so viele neue CO2-Emissionen gebracht, wie durch mehr verkaufte Elektroautos vermieden wurden. Zusammen hätten die weltweit 330 Millionen Autos dieser Art mit Verbrennungsmotor im vergangenen Jahr gut 1 Milliarde Tonnen CO2 ausstoßen, 70 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Die rechnerische Ersparnis durch den steigenden Elektroauto-Anteil betrug in 2022 laut IEA 80 Millionen Tonnen, war also nicht wesentlich höher als die Zunahme durch die steigende Beliebtheit von Verbrenner-SUV.