Für sein Autopilot-System einschließlich der aktuellsten Beta-Version mit der Bezeichnung FSD nutzt Tesla derzeit sowohl die Kameras an seinen Elektroautos als auch den Radar-Sensor, der an ihrer Front verbaut ist – aber nicht mehr lange: Vor kurzem gab CEO Elon Musk überraschend bekannt, dass schon die nächste FSD-Version keine Radar-Daten mehr nutzen werde. An anderer Stelle aber und ebenfalls im Autopilot-Kontext jedoch scheint Tesla auf die Funk-Technologie nicht verzichten zu wollen: Das Unternehmen hat soeben die Genehmigung erhalten, einen Radar-Sensor für den Innenraum seiner Fahrzeuge einzusetzen.
Tesla-Autopilot nach Unfall im Fokus
Mitte April habe die US-Aufsichtsbehörde FCC einen Antrag von Tesla und weiteren Unternehmen für die Zulassung von Radar-Sensoren im Millimeter-Bereich zwischen 57 und 64 Gigahertz genehmigt, berichtet am Freitag der Blog Teslarati. Bei der Antragstellung im Juli 2020 habe Tesla sein System als Bewegungssensor für kurze Distanzen bezeichnet: Er soll verhindern, dass Kinder versehentlich im Auto zurückgelassen werden und zugleich als Teil des Alarm-Systems eingesetzt werden.
Die FCC-Genehmigung ist eigentlich eine Befreiung von einem allgemeinen Verbot für diese Klasse. Nachdem sie erteilt wurde, dürfen die Millimeter-Sensoren von Tesla und den anderen Antragstellern wie unter anderem des Auto-Zulieferers Valeo und des Chip-Herstellers Infineon in Fahrzeugen verwendet werden, berichtet Teslarati weiter. Der von Tesla werde zudem nicht nur zum Kinder-Schutz und für das Erkennen von Diebstahl-Versuchen dienen, sondern auch zur Fahrer-Überwachung bei automatisiertem Fahren, schreibt der Blog.
Dieses Thema ist derzeit insofern sehr aktuell, als das Autopilot-System von Tesla nach einem schweren Unfall mit zwei Toten am vergangenen Wochenende ins Gerede gekommen ist – möglicherweise zu Unrecht, denn laut CEO Musk war es nicht aktiviert. Weil die Feuerwehr keinen der beiden Getöteten auf dem Fahrersitz vorfand, wurde dennoch wurde viel über einen möglichen Autopilot-Fehler spekuliert. Eine Zeitschrift zeigte zudem, dass sich das System mit Tricks aktivieren lässt, wenn niemand am Steuer sitzt.
Radar-Sensor erfasst Vitalfunktionen
Eine Maßnahme dagegen wäre ein Fahrer-Gewichtssensor, wie er nach dem Tesla-Unfall ungeachtet der ungeklärten Umstände von manchen gefordert wurde. Auch die Kamera im Innen-Rückspiegel von Model 3 und Model Y (und neuen Model S und Model X) ist zur Fahrer-Überwachung geeignet und wird bei der FSD-Software von Tesla offenbar schon genutzt. Wie allerdings ein Hacker zeigte, lässt sich dieses System derzeit zum Beispiel mit einem Musk-Foto leicht austricksen.
Ein weiterer Sensor für den Innenraum könnte alternativ oder eher zusätzlich zu beidem Missbrauch bei der Autopilot-Nutzung zuverlässiger verhindern oder jedenfalls weiter erschweren. Laut Teslarati ist das neue Tesla-Radar in der Lage, Vitalfunktionen zu erfassen: Anhand von Mikro-Bewegungen durch Atem und Herzschlag könne es sowohl ein beim Parken vergessenes Kind von einem unbelebten Objekt unterscheiden als auch bei der Fahrt Personen im Innenraum erfassen. Allerdings dürfte es mittels Radar nicht möglich sein, zu erkennen, wohin die Augen eines Menschen am Steuer gerichtet sind – zumindest innen also ist bei Tesla eher mit einer Kombination dieser Technologie mit Kameras zu rechnen.