Während Tesla europäische Kunden auf das aufgefrischte Model X noch warten ließ, nutzten sowohl BMW als auch Mercedes die Lücke bei großen elektrischen SUV, um mit iX und EQS SUV eigene Modelle in diesem Segment auf den Markt zu bringen. Beide schaffen in ihren effizientesten Versionen etwas mehr Reichweite als das Model X mit seinen bis zu 625 WLTP-Kilometern und müssen nicht einmal mehr kosten als der Tesla, dessen Preis zum Europa-Neustart noch einmal kräftig stieg. Mit Kia hat jetzt eine dritte Marke ein großes Elektro-SUV vorgestellt. Der kantige EV9 dürfte weniger kosten als alle drei Konkurrenten – reiht sich allerdings auch bei der Reichweite hinter ihnen ein.
Model X kommt weiter als kantiger Kia
Ein Konzept für den EV9 hatte Kia schon im November 2021 gezeigt und vor rund zwei Wochen erste Bilder der Serienversion. Die fällt kaum weniger kantig aus als die Studie, was für ein Elektroauto ungewöhnlich ist, denn eine solche Form geht üblicherweise auf Kosten der Aerodynamik. Selbst BMW mit seinen monströsen Kühlergrill-Imitaten machte den iX relativ flach und abgerundet. Mercedes setzt bei Elektroautos ohnehin auf hohe Effizienz, und von Tesla ist man diese ebenfalls gewohnt. Nach Angaben der Unternehmen beträgt der cw-Wert beim Model X 0,24, beim BMW iX 0,25 und beim Mercedes EQS SUV 0,26.
Bei dem kantigen Kia-SUV werden es 0,28 sein, wie das Unternehmen am Mittwoch zusammen mit weiteren Daten zum EV9 mitteilte. Während BMW und Mercedes für maximale Reichweite die Schwelle von 100 Kilowattstunden Akku überschreiten, bleibt Kia wie Tesla knapp darunter: Als Kapazität für den EV9 werden 99,8 Kilowattstunden genannt (ohne Angabe dazu, ob es sich um den Brutto- oder den nutzbaren Netto-Wert handelt). Das Tesla Model X kommt mit ungefähr der gleichen Kapazität laut Konfigurator bis zu 625 Kilometer weit. Beim Kia EV9 sind nach den Angaben von Mittwoch bis zu 542 Kilometer möglich.
Das dürfte sich auf die Version mit großen Akku und nur Heckantrieb beziehen und wird selbst vom Tesla Model X Plaid mit den 22-Zoll-Felgen minimal übertroffen. Der höhere Luftwiderstand des aufrechten SUV scheint sich hier also ebenso bemerkbar zu machen wie die allgemein niedrigere Effizienz der Plattform e-GMP, auf der alle neuen Elektroautos des Konzerns Hyundai-Kia seit dem Ioniq 5 basieren. Zum EV9 erwähnt der Hersteller eine „ultraschnelle“ Ladefähigkeit dank 800 Volt Spannung. Genannt werden 239 Kilometer innerhalb von 15 Minuten – was aber ebenfalls unter der Tesla-Angabe von 282 Kilometer in derselben Zeit liegt.
Elektroauto EV9 mit 6 oder 7 Sitzen
Während Kia mit dem kleineren und flacheren SUV EV6 in seiner GT-Ausführung dem Model Y sportliche Konkurrenz macht, überlässt die Marke beim EV9 Tesla in dieser Hinsicht das Feld. Selbst in der Top-Version mit Allrad-Antrieb soll das große SUV bis 100 Stundenkilometer 6 Sekunden und mit optionaler Boost-Funktion aus einem neuen Software-Shop 5,3 Sekunden brauchen. Beides ist rasant schnell, kommt aber nicht einmal an das Tesla Model Y ohne dreimotorigen Plaid-Antrieb mit seinen 3,4 Sekunden heran. Dafür könnte der EV9 mit ebenfalls sechs oder sieben Sitzen und fast horizontalem Dach praktischer werden – und markentypisch voraussichtlich billiger als auch die E-SUV von BMW und Mercedes, wobei diese Information jetzt noch nicht verraten wurde.