Mit dem Kona Elektro und dem fast baugleichen e-Niro der Tochter Kia hat der südkoreanische Hyundai-Konzern ohnehin schon zwei Elektroautos im Angebot, die in mancher Hinsicht – und zu niedrigeren Preisen – an die von Tesla heranreichen. Dennoch wurde das Unternehmen auf seinem Heimatmarkt vom Erfolg des Tesla Model 3 überrascht und gab im vergangenen August bekannt, auf einer speziellen E-Plattform und unter der neuen Submarke Ioniq bis 2024 drei neue Elektroautos herausbringen zu wollen. Das erste davon ist der Ioniq 5, den Hyundai jetzt im Detail vorstellte – mit einigen interessanten Lösungen.
Schnelles Ioniq-Laden mit 800 Volt
Mit seinem Crossover-Format zwischen Kombi und SUV (Hyundai bezeichnet ihn als CUV) kommt der Ioniq 5 in einem gefragten Segment, das Tesla mit seinem Model Y in Europa wohl frühestens ab diesem Spätsommer bedienen wird. Für die Energie-Versorgung stehen mit 58 oder 72,6 Kilowattstunden zwei Akku-Größen zur Auswahl, die für bis zu 480 Kilometer WLTP-Reichweite genügen sollen. Wie Tesla derzeit nur beim Model 3 bietet der Ioniq wahlweise Hinterrad- oder Allrad-Antrieb. Die Beschleunigung der Top-Variante sollte mit 5,2 Sekunden von 0-100 Stundenkilometer mehr als reichen, auch wenn Performance-Teslas noch deutlich schneller sind.
Keine exakten Angaben macht Hyundai in seiner langen Pressemitteilung zum Ioniq 5 zur Ladegeschwindigkeit. Dazu war schon bekannt, dass die neue Plattform E-GMP, auf der Hyundai seine Elektroauto-Offensive aufbaut, mit einer Spannung von 800 Volt wie beim Porsche Taycan arbeitet, was höhere Leistungen möglich macht. Dieser Wert wird jetzt mehrfach erwähnt (alternativ kann ohne Adapter auch an 400-Volt-Säulen geladen werden), aber keine Ladeleistung in Kilowatt. Die einzige Angabe dazu ist indirekt: In 18 Minuten soll der Ioniq 5 von 10 Prozent auf 80 Prozent Akku-Stand geladen werden. Bei der größeren Variante entspricht das gut 50 Kilowattstunden, sodass sich über die 18 Minuten eine durchschnittliche Leistung von knapp 170 Kilowatt ergibt.
Und den Strom kann man nicht nur zum Fahren nutzen, sondern auch zum Betreiben von größeren elektrischen Geräten. Dafür befindet sich eine von Hyundai als V2L-Port (für Vehicle-to-Load) bezeichnete Steckdose unter den Sitzen der zweiten Reihe und eine weitere außen an der Lade-Buchse. Mit einer Leistung von 3,6 Kilowatt dürfte sie im Notfall sogar ausreichen, um ein anderes Elektroauto aufzuladen. Ebenfalls potenziell praktisch: eine elektrische Anhängerkupplung für Lasten bis 1600 Kilogramm.
Wie bei Tesla lässt sich mit dem Ioniq 5 jetzt auch bei Hyundai das Laden per App starten und stoppen; auch Vorheizen vor der Abfahrt ist darüber möglich. Hinzu kommen verschiedene „semi-autonome“ Funktionen, die bei erkannten Gefahren bremsend oder lenkend eingreifen sollen. Auch die Aufmerksamkeit der Person am Steuer wird dabei überwacht, schreibt Hyundai.
Sondermodell mit Solardach zum Start
Eine weitere interessante Funktion beim Ioniq 5, die auch Tesla-CEO Elon Musk vor kurzem als Möglichkeit für einen später kommenden Van erwähnte, ist ein optionales Solardach. Es soll Strom erzeugen und in die Batterie einspeisen können. Zur Leistung macht Hyundai keine Angaben. Weil der Platz auf dem Dach begrenzt ist, dürfte von dort nicht viel Sonnenstrom zu holen sein, aber er könnte zum Beispiel zumindest ausreichen, um ein in praller Sonne abgestelltes Fahrzeug kühl zu halten.
Laut Hyundai beginnt die Vermarktung des Ioniq 5 mit dem Sondermodell Project 45 für 59.550 Euro, von denen nach Abzug von Hersteller- und Staatsprämie beim Elektroauto-Kauf in Deutschland noch 49.980 Euro bleiben. Es soll sich „ab sofort“ im Web reservieren lassen, doch unter dem angegeben Link war am Dienstagvormittag noch keine Möglichkeit dafür zu finden. Die weltweit nur 3000 Exemplare der Start-Serie haben zum Beispiel das Solardach und sollen „die ersten Fahrzeuge in Kundenhand“ werden. Als Termin für die allgemeine Markteinführung nannte Hyundai Frühsommer 2021, also sehr bald, doch dabei blieb offen, ob der Start der regulären Bestellungen oder schon die Auslieferung gemeint ist.
Start-Preis Ioniq 5 unter Tesla Model 3
Den Basis-Preis für den regulären Ioniq 5 „mit umfangreicher Ausstattung“ gibt Hyundai mit 41.900 Euro an, was sich auf die Version mit dem kleineren Akku und Hinterrad-Antrieb beziehen dürfte. Damit startet er etwas unterhalb des Tesla Model 3. Dessen Preis wurde auf der deutschen Tesla-Website zwar vor kurzem weiter auf 39.900 Euro gesenkt, aber anders als bei den meisten anderen Herstellern ist dabei schon der eigene Anteil an der Umweltprämie in Höhe von 3570 Euro abgezogen.