Der frühere Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess war unter anderem deshalb umstritten, weil er häufig auf Schwächen des eigenen Unternehmens im Vergleich zu Tesla hinwies. Von seinem Nachfolger Oliver Blume ist der Name des großen Elektroauto-Konkurrenten weit weniger häufig zu hören, doch mit Blick auf den Zustand des deutschen Konzern hat er sich laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) im Dezember intern ähnlich drastisch geäußert. In einem Interview sagte der VW-Chef der Zeitung außerdem, dass er sich nicht in einen Preiskrieg mit Tesla ziehen lassen möchte.
VW bei Elektroautos nicht in Top-3
Nachdem er jede Marke einzeln gelobt hatte, habe Blume im Dezember vor Managern eine „schonungslose Bilanz“ folgen lassen, schreibt die FAS. Aufmerken lässt dabei, dass er die Leitungsfähigkeit der eigenen Elektroautos als hinter der Konkurrenz zurück bezeichnet haben soll. In dieser Woche wolle der VW-Chef selbst nach China reisen, um herauszufinden, wie der Konzern dort in die Offensive kommen könne.
China ist der mit Abstand größte Elektroauto-Markt der Welt, und nach Verkäufen führend ist dort mittlerweile das lokale Unternehmen BYD, der 2022 auch weltweit Platz 2 hinter Tesla besetzte. VW war der viertgrößte Hersteller reiner Elektroautos hinter SAIC Motor als einem weiteren chinesischen.
Im Interview sagte Blume der FAS dazu, die Ambition sei, dass Volkswagen auch bei Elektroautos und Software ein weltweit führender Akteur ist. Er will also oben mitmischen, wiederholte aber nicht die Ankündigungen seines Vorgängers Diess, an Tesla vorbei der größte Elektroauto-Hersteller der Welt zu werden. Zudem hat Blume nach eigenen Angaben nicht vor, auf die Preis-Senkungen zu reagieren, mit denen Tesla Anfang Januar für Aufsehen sorgte. Das Ziel sei nicht Größe um jeden Preis, erklärte er. Stattdessen gehe es ihm um profitables Wachstum.
Blume mit Preis-Seitenhieb auf Tesla
VW habe eine klare Preis-Strategie und setze dabei auf Verlässlichkeit, sagte der Konzern-Chef laut FAS weiter – ein Seitenhieb auf Tesla, wo sich viele Kunden, die kurz vorher gekauft hatten, über die teils stark gesenkten Preise beschwerten. Wer Preise häufig verändere, verliere Glaubwürdigkeit, legte Blume nach. Das scheint aber nicht der einzige Grund für seine Zurückhaltung zu sein: Der VW-Chef fürchte, in eine Preis-Abwärtsspirale zu geraten, wenn man einmal damit anfange, heißt es in dem FAS-Bericht. Die Nachrichten-Agentur Reuters hatte vor kurzem berechnet, dass Tesla weitaus höhere Margen als der Rest der Auto-Branche und somit das größte Potenzial für niedrigere Preise ohne Verluste hat.