Mit dem VW ID.3 will der deutsche Volkswagen-Konzern bald ein echtes Volks-Elektroauto auf den Markt bringen und so Tesla Konkurrenz machen – noch in diesem Sommer sollen die ersten Exemplare an ihren Besteller geliefert werden. Dass sie nicht früher kommen, obwohl der ID.3 schon seit Ende 2019 produziert wird, liegt dem Vernehmen nach daran, dass die Software noch nicht fertig ist. Und wie der Vorstandschef Herbert Diess laut einem Bericht jetzt vor hohen Volkswagen-Managern sagte, ist bei Software heute noch „kein anderer Automobil-Hersteller“ so weit Tesla.
Ungenaue Tesla-Darstellung von VW-Chef
Diese Äußerung von Diess stamme aus einem Webcast mit dem Volkswagen-Topmanagement, berichtete am Samstag die Automobilwoche. Sie bezog sich zum einen auf Assistenz-Systeme wie den Tesla-Autopilot. Diese würden ihm „Kopfzerbrechen“ machen, zitiert die Zeitschrift den VW-Chef. 500.000 Teslas würden als neuronales Netz funktionieren, das kontinuierlich Daten sammelt, was dafür sorge, dass Kunden alle 14 Tage per Funk-Update „ein neues Fahrerlebnis mit verbesserten Eigenschaften“ bekämen.
Damit gab der Volkswagen-Chef die Funktionsweise des Autopilot-Systems von Tesla und die Frequenz von Updates bei dem Elektroauto-Pionier zwar ebenso ungenau wieder wie die Zahl der Teslas, die mit der neuen Autopilot-Hardware ab der Version AP2 ausgestattet sind (laut dem MIT-Forscher Lex Fridman sind es aktuell mehr als 800.000) . Aber das Prinzip Tesla scheint Diess weitgehend verstanden zu haben – und treibt Volkswagen mit den Hauptmarken VW, Audi und Porsche an, so ähnlich zu werden.
VW will reduzieren wie Tesla
Laut Automobilwoche sprach Diess außerdem von einem „Aufholplan“ zu Tesla, der von einer neu geschaffenen Organisation für Auto-Software umgesetzt werden solle. Die Integration von Software sei für Volkswagen noch weitaus schwieriger als die reine Elektrifizierung.
Neben dem Autopilot-System hob der Volkswagen-Chef laut dem Bericht auch das reduzierte Bedien-Design bei Tesla hervor, das letztlich ebenfalls auf Software beruht. Die Bündelung vieler Funktionen auf nur einem Bildschirm komme gut an, wird Diess zitiert – „die Kunden lieben es“. VW werde hier auf jeden Fall nachziehen, berichtetet die Automobilwoche unter Berufung auf einen Vertrauten von Diess. Interessanter Nebenaspekt: Vor kurzem hat VW für den ID.3 ein aufwendiges Head-up-Display gezeigt, wie es von Tesla-CEO Elon Musk bislang konsequent abgelehnt wurde.
„Tesla kann Produktion stark steigern“
Erneut soll Diess außerdem auf den im Vergleich zu Volkswagen viel höheren Börsenwert von Tesla hingewiesen haben. Nach Aussage des Konzernchefs habe Tesla trotz viel geringerer Stückzahlen eine doppelt so hohe Kapitalisierung wie das deutsche Großunternehmen. Und irgendwelche Hoffnungen, dass Tesla sich noch selbst aufhalten könnte, scheint Diess nicht zu haben: Er traue dem Elektroauto-Pionier zu, „die Volumina deutlich zu steigern“.