Noch in dieser Woche dürfte Tesla selbst etwas dazu sagen, aber nachdem das Unternehmen zu Beginn des Jahres seine Elektroauto-Preise weltweit teils drastisch senkte, beginnen Analysten schon jetzt, ihre Verkaufsprognosen für 2023 anzuheben. Nachdem die Zunahme der Tesla-Auslieferungen 2022 letztlich enttäuschend ausfiel, sollen es zum Beispiel laut Piper Sandler in diesem Jahr wieder „problemlos“ mindestens 50 Prozent werden. Eine andere Bank befragte Elektroauto-Interessenten in China – und stellte fest, dass die Tesla-Preissenkung dort erheblich Wirkung zeigt.
2 Millionen Tesla-Auslieferungen in 2023?
Nach den rund 40 Prozent mehr Auslieferungen in 2022 auf 1,31 Millionen Elektroautos gingen Analysten zunächst davon aus, dass Tesla in diesem Jahr sogar noch knapp unter dieser Steigerung bleiben würde. Nach und nach heben sie ihre Prognosen jetzt an und sind mittlerweile im Durchschnitt bei 1,9 Millionen, was rund 45 Prozent mehr wären. Piper Sandler aber sieht die Zahl laut einem Bericht von Yahoo Finance näher an zwei Millionen oder darüber, weil mindestens 50 Prozent Wachstum nach den Preis-Senkungen gar kein Problem seien.
Die meisten Anleger hätten noch nicht erkannt, wie stark die niedrigeren Preisen den Marktanteil von Tesla unterstützen würden, schrieb der zuständige Analyst Alexander Potter. Sein Kursziel senkte er wegen des parallel voraussichtlich weniger stark steigenden Gewinns von 340 Dollar auf 300 Dollar, womit es aber immer noch eines der höchsten ist. Potter riet zum „proaktiven“ Kauf der Tesla-Aktie – bei deren aktueller Bewertung gebe es das Potenzial der Autopilot-Software FSD kostenlos dazu.
Hohes Interesse an Tesla-Kauf in China
Der Analyst sieht laut Yahoo Finance eine um 300.000 Einheiten, wenn nicht das Doppelte, gesteigerte Nachfrage nach den Elektroautos von Tesla allein in den USA, wo es neuerdings 7500 Dollar Steuer-Gutschrift für mehrere Modelle gibt.
Zu China als dem weitaus größten Elektroauto-Markt der Welt befragte sein Kollege Dan Ives von Wedbush Securities 500 Konsumenten dort – und bezeichnete die Preis-Senkung anschließend als „riesigen Erfolg“, wie Barron’s berichtet: 76 Prozent dieser Elektroauto-Kunden hätten angegeben, 2023 über den Kauf eines Tesla nachzudenken, und 70 Prozent, dass der niedrigere Preis für das Model Y dessen Kauf wahrscheinlicher mache. Das Interesse an Tesla ist laut Ives jetzt größer als das an Elektroautos des heimischen Konkurrenten BYD, der in China zuletzt viel mehr davon verkaufte.
Gute Karten im Elektroauto-Preiskrieg
Anders als Nio, das in der Wedbush-Umfrage Platz 3 erreichte, hat BYD seine Preise in China nach dem Tesla-Schritt bislang nicht gesenkt. Laut der Nachrichten-Agentur Reuters hätte der lokale Marktführer dafür mehr Potenzial als die meisten westlichen Hersteller, weil er in Q3 2022 pro Fahrzeug einen Brutto-Gewinn von 5456 Dollar gemacht habe. Nirgendwo sonst aber sei dieser Wert so hoch gewesen wie bei Tesla mit 15.653 Dollar, schreibt sie in einer Analyse. Diesen Vorsprung könne das Unternehmen als „Waffe“ in seinem selbst angezettelten Elektroauto-Preiskrieg einsetzen.
Potter von Piper Sandler geht wie andere Analysten davon aus, dass die niedrigeren Preise den Anstieg des Tesla-Gewinns in 2023 drücken werden – möglicherweise aber gar nicht so sehr, weil sie mit niedrigeren Material-Kosten und sinkenden Produktionskosten in den Tesla-Fabriken weltweit einhergehen könnten. Nähere Informationen dürften Anleger am kommenden Mittwoch (25. Januar) von Tesla selbst bekommen: Für den Tag ist die Veröffentlichung der Geschäftszahlen für Q4 und ganz 2022 mit anschließender Telefon-Konferenz angekündigt.