Zusammen mit den Neuzulassungen bei Tesla sind auch die aller Elektroautos in Deutschland in diesem Juni gegenüber dem Vorjahr gesunken. Beides ist seit einiger Zeit ungewohnt – war bei Tesla in noch viel stärkerer Form allerdings schon im Mai passiert, weil die Gigafactory in China im April kaum produzieren konnte. Mit dieser Fabrik ab Mai erholten sich auch die Tesla-Neuzulassungen in Deutschland zumindest gegenüber dem extrem schwachen Vormonat jetzt deutlich. Und der auffällig hohe Anteil des Model Y bestätigt, dass auch die lokale Gigafactory allmählich in Gang kommt.
Tesla zwischen Fiat und VW
Nachdem das Kraftfahrt-Bundesamt Anfang der Woche die ersten Zahlen veröffentlichte, die einen Rückgang der Elektroauto-Neuzulassungen um 3,5 Prozent und bei Tesla um 35 Prozent gegenüber Juni 2021 zeigten, folgten am Donnerstag die Daten zu einzelnen Modellen. Demnach schaffte es das Model Y immerhin in die Top-3: mit 2144 Neuzulassungen stand es zwischen dem Spitzenreiter Fiat 500 Elektro mit 2973 und dem VW e-Up mit 1765 Neuzulassungen, also zwei sehr kompakten Elektroautos.
Der Preis dafür war angesichts der begrenzten Produktion in China aber wohl eine Vernachlässigung des Model 3: Statt bis zu 19 pro Quartal waren im Juni nur viereinhalb Schiffe mit Tesla-Nachschub in Europa eingetroffen, und zumindest das letzte komplette schien hauptsächlich Model Y zu bringen. In Deutschland jedenfalls wurde das Model 3 im Juni nur 764-mal neu zugelassen – Platz 17 in der Elektroauto-Rangliste für den Monat. Beim Model Y dagegen kam zu der bevorzugten Belieferung aus China noch die steigende Produktion in Deutschland dazu. Mitte Juni erreichte sie laut Tesla erstmals 1000 Stück in einer Woche.
Die Chip-Krise sei jetzt auch bei Elektroautos längst angekommen und bremse dort die Produktion, kommentierte laut einem Handelsblatt-Bericht ein Experte der Unternehmensberatung EY die niedrigen Neuzulassungen. Allerdings könnte man den Rückgang um 3,5 Prozent in Deutschland (absolut gesehen nur knapp 1200 Stück) getrost auch allein dem stockenden Tesla-Nachschub zuschreiben. Bei den neuen Elektroautos ID.3 und ID.4/ID.5 der Marke Volkswagen dürfte die mäßige Platzierung auf Rang 4 und 6 angesichts langer Lieferzeiten ebenfalls mehr mit Verfügbarkeit als mit Nachfrage zusammenhängen.
Schwierige Elektroauto-Produktion
In diesem Umfeld glänzt der kleine Fiat 500 Elektro (s. Foto oben). Die 2973 Neuzulassungen im Juni waren ein Sprung nach vorn, aber auch im ganzen ersten Halbjahr stand er mit 11.278 an der Spitze. Dahinter dagegen verschiebt sich in dieser Betrachtung fast alles. Auf Platz 2 steht über die ersten sechs Monate 2022 gesehen nicht mehr das Model Y, sondern das Model 3 mit 10.801 Neuzulassungen, und Platz 3 besetzt der Hyundai Kona (und sehr knapp dahinter folgt wieder das Model Y).
Weiterhin herrscht also der Eindruck, dass die Herausforderung bei Elektroautos weniger im Verkaufen liegt als in genügend Produktion. Bei Tesla soll der Juni aber weltweit schon wieder neue Rekorde gebracht haben, und auch die Chip-Krise bei anderen Herstellern kann nicht ewig dauern. Als bereits jetzt zu spürende neue Probleme nannte der EY-Experte allerdings Inflation und eine mögliche Rezession. Wenn beides konkreter wird, könnte es zur Abwechslung schwierig werden, allerorten in zunehmender Zahl gebaute Elektroautos anschließend an Kunden zu bringen.