Als im Jahr 2012 der Aufbau des Supercharger-Netzes für das Model S begann, wählte Tesla dafür einen schlanken Stecker, der keinem Standard entsprach – nicht aus Eigensinn, sondern weil es so etwas damals in brauchbarer Form noch gar nicht gab, wie CEO Elon Musk später erklärte. In Europa setzt Tesla seit dem Model 3 auf den Standard CCS, der sich mittlerweile durchgesetzt hat. In den USA sieht es mit einer Variante davon ebenfalls danach aus, und Tesla scheint kurz davor zu stehen, sich dafür zu öffnen. Doch ein kleiner Elektroauto-Hersteller setzt sich jetzt dafür ein, dass stattdessen Supercharger der US-Standard werden.
Supereffizientes Elektroauto auf 3 Rädern
Aptera Motors ist ein 2005 gegründetes und nach einer Liquidation wiederbelebtes Startup aus Kalifornien, das sich das Ziel gesetzt hat, das effizienteste Elektroauto der Welt zu bauen. Dazu lässt es unter anderem eine zweite Sitzreihe und ein Hinterrad weg und kleidet die obere Seite der tropfenförmigen Karosserie in Solarzellen (s. Foto oben). Reservierungen des sparsamen Solar-Elektroautos sind bereits möglich, die Produktion lässt aber auf sich warten.
Schon früh gab es Gerüchte, Aptera werde zu den ersten fremden Elektroauto-Herstellern gehören, die Supercharger von Tesla nutzen können. Inzwischen hat die Öffnung des Netzes begonnen, aber nur in Europa, wo Tesla sich mit dem Model 3 an den CCS-Standard anpasste. In den USA scheint sie ebenfalls bevorzustehen – laut dem Weißen Haus beginnt noch 2022 die Produktion von Supercharger-Technik für das Laden fremder Elektroautos.
Das dürfte ebenfalls auf CCS hinauslaufen, nur in der US-Form, und in vor kurzem aufgetauchten Dokumenten zu einer neuen Supercharger-Generation ist von einer „dualen“ Lösung die Rede. Doch vielleicht weil an seinem schlanken Elektro-Dreirad gar nicht genügend Platz für eine klobigere CCS-Ladebuchse wäre, haben die Gründer von Aptera jetzt eine Petition gestartet: Der US-Kongress soll die von Tesla genutzten Lade-Protokolle und -Verbindungen zum Standard erklären.
Tesla-Vorteile bei Kosten und Nutzung
In einer Abbildung am Anfang der Petition bei change.org ist ein schematischer Vergleich zwischen Steckern für US-CCS, den Heim-Ladestandard J1772 und dem Tesla-Format zu sehen, das zum Laden sowohl an den (ebenfalls proprietären) Wechselstrom-Wallboxen als auch am Supercharger dient. Der Tesla-Stecker ist klar der kleinste und einfachste. Laut den Aptera-Gründern hat eine aktuelle Studie gezeigt, dass Supercharger die beste Lade-Erfahrung bieten. Außerdem seien sie nach Informationen aus einem Programm in Texas viel billiger zu installieren. Somit würde der nötige Ausbau der Elektroauto-Infrastruktur in den USA mit Tesla-Technik Milliarden Dollar sparen.
Nach zwei Tagen hatte die Petition am Donnerstag schon knapp 8000 Unterschriften, und ab 10.000 besteht laut change.org eine deutlich höhere Chance, eine Reaktion aus der Politik darauf zu bekommen. Aber das Ergebnis ist natürlich höchst unverbindlich, und selbst Tesla scheint nicht daran zu glauben, dass sein Supercharger-Format in den USA noch zum Standard wird – die eigenen Kunden dort importieren bereits vermehrt CCS-Adapter aus Korea, um die zahlreicher werdenden und oft billigeren Ladestationen anderer Betreiber nutzen zu können. Wenn Aptera wirklich keinen Platz für CCS-Technik in seinem Elektroauto sieht, könnte das Unternehmen also bald selbst zu einer Adapter-Lösung gezwungen sein.