Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut. Preisbereinigt verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in der ersten Hälfte von 2023 um 0,3 Prozent, und nach Prognosen soll das Minus bis Ende des Jahres noch größer ausfallen. Wie eine statistische Veröffentlichung zeigt, hat sich die Wirtschaftsleistung zuletzt nur in sechs Bundesländern erhöht, und das zumeist um weniger als 1 Prozent. Eine klare Ausnahme bildet aber Brandenburg, wo im vergangenem März die Elektroauto-Fabrik von Tesla in Betrieb ging: Dort wuchs die Wirtschaft im ersten Halbjahr um 6 Prozent – erstmals seit 1999 stärker als in jedem anderen Bundesland.
Elektroauto-Wertschöpfungskette entsteht
Allein in der deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin arbeiten nach Tesla-Angaben aus diesem Sommer rund 11.000 Personen und stellen pro Woche 5000 Model Y her. Dass es sie jetzt gibt, machte sich schon in der BIP-Statistik für 2022 bemerkbar: Die Wirtschaftsleistung in Brandenburg erhöhte sich mit 3,3 Prozent stärker als in jedem anderen Flächen-Bundesland. Der Tesla-Effekt sei real, sagte dazu sein Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, der sich stets für die Ansiedlung stark gemacht hatte.
Zu den neuen BIP-Zahlen erklärten die Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg, zum ersten Mal seit 1999 sei das Bundesland mit der Gigafactory das wachstumsstärkste in ganz Deutschland gewesen. Entscheidender Treiber seien Investitionen in Elektromobilität, bei denen nicht nur Tesla zu nennen sei. Viele Zulieferer hätten sich in Brandenburg angesiedelt und würden eine Wertschöpfungskette um die neue Industrie bilden. Dieser Wachstumskern bringe der Region neuen Wohlstand.
#Brandenburg ist Spitze in Deutschland. Das #Wirtschaftswachstum lag im ersten Halbjahr 2023 bei plus 6 %, getragen von den produzierenden Unternehmen in der Elektromobilität. Ich freue mich über diese tolle Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Unternehmen. pic.twitter.com/Eg68n5wJia
— Jörg Steinbach (@joergstb) September 22, 2023
Auch Wirtschaftsminister Steinbach äußerte sich unter anderem in Elon Musks Sozialmedium X zu der neuen Statistik. Brandenburg sei Spitze in Deutschland, schrieb er, und das Wachstum sei von produzierenden Unternehmen der Elektromobilität getragen worden. Einen reinen Tesla-Effekt sieht er also offenbar nicht mehr. Aber die von dem Unternehmer-Verband angesprochene entstehende Elektroauto-Wertschöpfungskette als Träger des Gesamtwachstums in der Region würde es nicht geben, wenn sich nicht erst einmal Tesla dort angesiedelt hätte.
Brandenburgs Wirtschaft wächst mit Tesla
In absoluten Zahlen ist die brandenburgische Wirtschaft trotz des Schubs durch Tesla und sein Umfeld immer noch relativ klein. Im gesamten vergangenen Jahr erreichte das Bundesland laut einem Tagesspiegel-Bericht ein BIP von 88,8 Milliarden Euro, während schon das von Rheinland-Pfalz fast doppelt so hoch war. Den größten Teil zu den bundesweit 3,87 Billionen Euro trug im vergangenen Jahr Nordrhein-Westfalen mit 793 Milliarden Euro bei. Doch der Abstand verringert sich: In NRW nahm das BIP im ersten Halbjahr 2023 um 1,3 Prozent ab, in Rheinland-Pfalz sogar um 5,4 Prozent, also fast so sehr, wie es in Brandenburg mit Tesla gewachsen ist.