In China muss man seit Mitte September laut Konfigurator nur eine bis vier Wochen warten, bis ein neu bestelltes Tesla Model Y RWD geliefert wird, und auch bei anderen Varianten sowie dem Model 3 sollen es höchstens zehn Wochen sein. Gleichzeitig führte Tesla bei Auslieferungen vor Ende September einen Zuschuss zur Versicherung in Höhe von etwa 1100 Euro ein. Manche Beobachter fanden das beunruhigend, weil es für nachlassende Nachfrage spreche. Zwei Analysten sehen allerdings genau das Gegenteil: Mit kürzeren Lieferzeiten werde Tesla mehr Bestellungen auf sich ziehen – und den Rest der Auto-Branche unter Druck setzen.
Analyst erwartet sinkende Tesla-Preise
Tesla werde wie kein anderes Unternehmen in der Lage sein, Nachfrage nach Elektroautos rasch und zu akzeptablen Preisen zu bedienen, schrieb laut einem Bericht von StreetInsider am Montag Alexander Potter von der Investmentbank Piper Sandler. Möglich wird das durch die immer weiter steigende Kapazität der Gigafactory in China, die jetzt bei 22.000 Model 3 und Model Y pro Woche liegen dürfte. Andere Marken tun sich laut Potter dagegen schwer, ihre Elektroauto-Produktion schnell genug hoch zu fahren.
Zum ersten Mal in seiner Geschichte habe Tesla aktuell keinen Mangel an Batterien, sagte vor kurzem der oberste Anleger-Betreuer des Unternehmens. Eine hartnäckige Knappheit hat sich also vorerst erledigt, und laut Potter ist ein allgemeines Engpass-Ende eine „erschreckende Aussicht“ für andere Elektroauto-Hersteller. Dabei erwartet der Analyst, dass Tesla beginnen wird, seine Preise wieder zu senken und so Anteile auf Kosten der anderen Anbieter zu gewinnen.
You saw $TSLA wait times dropping. Is that a concern? You probably haven't seen a thorough analysis of what it means in terms of order momentum and demand. Here is the analysis. Only @ New Street Research. Not investment advice – just complimentary analytical work. pic.twitter.com/0bbptf8FEB
— Pierre Ferragu (@p_ferragu) September 19, 2022
Auch Pierre Ferragu von New Street Research beschäftigte sich am Montag mit den nicht nur in China kürzer werdenden Tesla-Lieferzeiten und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Im zweiten Quartal hatten sie laut einer von ihm auf Twitter veröffentlichten Grafik ihren bisherigen Höhepunkt bei gut 100 Tagen erreicht. Damit ging nach seinen Daten aber ein Rückgang der Neubestellungen einher, wohl weil lange Wartezeiten abschreckend für Kunden sind. Mit der erhöhten Kapazität in China kann Tesla jetzt schneller liefern – und laut Ferragu hat das in diesem Quartal bereits zu einer Zunahme der Bestellungen geführt.
Weltweite Gigafactory-Kapazität wächst
So könnte es für den Analysten weitergehen, denn er sieht sowohl den Rückstau bei Tesla weiter sinken als auch die Bestellungen weiter steigen – in einer Art positiven Selbstverstärkung, weil zunehmende Kapazität auch in westlichen Tesla-Fabriken verhindern werde, dass die Wartezeiten wieder deutlich länger werden. Anders als Potter von Piper Sandler sagte Ferragu dabei keine sinkenden Tesla-Preise voraus. Aber nachdem sie zuvor viele Male gestiegen sind und von CEO Elon Musk im Juli schon als „beschämend hoch“ bezeichnet wurden, scheint eine Senkung beginnend in China nicht ausgeschlossen. In Kombination mit kurzen Wartezeiten wäre das für Kunden erfreulich – und zumindest laut Potter auch für Aktionäre positiv.