Die unmittelbare Umgebung der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin sieht auf manchen Karten aus wie eine Ladewüste, ist aber in Wirklichkeit eher ein Paradies. Zwar führt beispielsweise GoingElectric nur zwei Typ-2-Ladesäulen in der Nähe auf, von denen eine auch noch gestört sein soll, und der im Sommer aufgebaute V4-Supercharger auf dem Gigafactory-Gelände war bis Ende 2023 nicht aktiv (korrigiert). Doch auf demselben Parkplatz befinden sich auch mehr langsame Ladestationen als möglicherweise irgendwo sonst auf der Welt an einem Ort. Zudem kann man sie kostenlos nutzen – aber nicht als Verbrenner-Parkplatz, wie sich kurz vor Weihnachten zeigte.
Tesla mit 527 Ladesäulen in Grünheide
Den Titel des größten Elektroauto-Ladeparks der Welt beanspruchte in diesem Oktober ein Verband von Kommunen in Baden-Württemberg: Am Bahnhof der Kleinstadt Merklingen nahm er eine Ladestelle mit 259 Wechselstrom-Säulen in Betrieb – eine mehr, als Shell und BYD am chinesischen Flughafen Shenzhen haben und damit wohl tatsächlich Weltrekord. Noch mehr Möglichkeiten zum Laden gibt es allerdings an der deutschen Tesla-Fabrik: Auf dem großen Parkplatz im Süden waren zuletzt 548 Destination Charger geplant und wurden zum größten Teil auch realisiert.
Streng genommen sind es bislang 527, also immer noch mehr als doppelt so viele wie in Merklingen oder Shenzhen. Diese quasi-offizielle Zahl lieferte Mitte Dezember auf X @RomainHedouin, der laut seinem Profil als Software-Entwickler bei Tesla arbeitet und die Ladesäulen vor der Gigafactory nach eigenen Angaben persönlich zählte. Dabei handelt es sich jeweils um einfache Wallboxen, wie man sie auch im Tesla-Shop kaufen kann. Die in Grünheide funktionieren kostenlos ohne jede Authentifizierung, auch mit Elektroautos anderer Marken.
https://twitter.com/RomainHedouin/status/1738156492665061868
Gedacht sind sie für Beschäftigte und Besucher der Fabrik, und in öffentlichen Verzeichnissen wie Going Electric nicht zu finden. Benutzen kann sie nach den bisherigen Erfahrungen trotzdem jeder, der davon weiß und sich mit einem Elektroauto auf den privaten Tesla-Parkplatz wagt, was die Elektroauto-Ladestelle sozusagen zum heimlichen Weltrekord-Halter macht. Doch wenn eine der 527 Säulen von einem Verbrenner zugeparkt wird, versteht Tesla offenbar keinen Spaß und bittet zur Kasse.
25 Euro Vertragsstrafe für Verbrenner
Davon berichtete kurz vor Weihnachten ebenfalls @RomainHedouin. Ein von ihm veröffentlichtes Foto (s. oben) zeigt einen Zettel mit dem Hinweis „Parkverstoß“, der unter einem Scheibenwischer klemmt. Von dem Auto dazu ist nicht viel zu sehen, aber laut dem Papier handelt es sich um einen roten Ford aus Berlin, der um 16.11 Uhr bei Tesla Grünheide gegen die dort geltenden AGB verstieß. Für die Überwachung der privaten Fläche ist nach den Angaben die Gesellschaft Playfair-Parking zuständig. Als konkreter Verstoß ist „unerlaubte Nutzung eines Stellplatzes für Sonderberechtigte“ angekreuzt, was wie die anderen Möglichkeiten 25 Euro Vertragsstrafe kostet.
Tatsächlich weisen viele Schilder in dem Bereich des Tesla-Parkplatzes darauf hin, dass dort nur Elektroautos beim Laden stehen dürfen, was zusammen mit den AGB im Zweifelsfall ausreichen dürfte, um die Forderung durchzusetzen. Verbrenner-Fahrer sollten also lieber einen der anderen Plätze nutzen, die ebenfalls in großer Zahl zur Verfügung stehen. Gleichzeitig enthält das private Strafmandat aber eine Art Bestätigung dafür, dass das Versorgen beliebiger Elektroautos an der Gigafactory-Ladestelle nicht sanktioniert wird: Unbefugtes Laden ist darauf als ankreuzbare Verstoß-Option nicht zu sehen.