Im Januar sorgte ein Tesla-Kunde aus den USA für Schlagzeilen, als er auf Twitter berichtete, bei seinem erst eine Woche zuvor ausgelieferten Model Y sei beim Fahren auf der Autobahn plötzlich das Lenkrad abgefallen (s. Foto). Für die Behebung sollte er nach eigenen Angaben zunächst sogar bezahlen, doch nachdem Tesla ihm nach einigen Hin und Her ein neues Auto angeboten hatte, legte sich die Aufregung zumindest über diesen Aspekt wieder. Technisch könnte allerdings ein größeres Problem dahinterstecken: Wegen des gelösten Lenkrads bei diesem Model Y und einem weiteren hat die Verkehrsbehörde NHTSA eine Voruntersuchung eingeleitet.
Tesla Model Y ohne Lenkrad-Bolzen
Dass es dazu kommen würde, ließ sich schon einer Nachricht des betroffenen Tesla-Besitzer von Ende Februar entnehmen: Gut drei Wochen, nachdem er von der Lenkrad-Ablösung in seinem Model Y berichtet hatte, präsentierte er sich auf Twitter zusammen mit seiner Frau mit dem Ersatz-Exemplar. Er bedankte sich bei allen, die ihn bei der Einigung darüber unterstützt hätten – und informierte, von NHTSA-Team für Defekt-Untersuchungen kontaktiert worden zu sein, das sich die Angelegenheit ansehe.
Seiner dürfte also der eine von zwei Fällen dieser Art mit Model Y sein, von denen die NHTSA laut einer Mitteilung von diesem Mittwoch Kenntnis erhalten hat. Beide Male habe sich das Lenkrad vollständig von der Lenksäule gelöst, heißt es darin. Bei beiden habe der Haltebolzen gefehlt, der es normalerweise sichert. Nur durch Reibung habe das Lenkrad deswegen gehalten, bis die darauf ausgeübte Kraft beim Fahren stärker war und es sich löste, schreibt die Verkehrsbehörde.
Laut ihrer Mitteilung betrifft die jetzt eingeleitete Voruntersuchung Tesla Model Y aus dem Produktionsjahr 2023, deren geschätzte Zahl mit 120.089 angegeben wird. In der so genannten Preliminary Investigation (PE) will die NHTSA jetzt feststellen, welches Ausmaß das Problem hat, wie häufig es auftritt und mit welchen Produktionsprozessen es zusammenhängt. Erste Erkenntnisse liegen aber offenbar schon vor: Nach Angaben der Behörde wurden die Model Y in beiden Fällen am Ende der Produktionslinie repariert, wobei auch das Lenkrad abgenommen und wieder aufgesetzt worden sei.
Voruntersuchung kann Rückruf werden
Eine PE ist die erste Stufe in einem Prozess, der in einem freiwilligen oder verhängten Rückruf enden kann. Darin werden Informationen unter anderem vom Hersteller eingeholt, und anschließend fällt eine Entscheidung über Rückruf, Einstellung oder Hochstufung zu einer Engineering Analysis. In dieser zweiten Phase befindet sich seit Juni 2022 eine NHTSA-Untersuchung des Autopilot-Systems von Tesla wegen Unfällen mit Einsatz-Fahrzeugen. Nach der Analyse mit eigenen Tests und mehr Nachfragen kann wieder ein Rückruf-Verfahren eingeleitet werden.
Ein großer Tesla-Rückruf wegen loser Lenkräder wäre laut einem Bericht von Bloomberg nicht ohne Vorbild in der traditionellen Auto-Welt: 2018 seien wegen eines ähnlichen Problems rund 1,3 Millionen Fahrzeuge von Ford und Lincoln zurückgerufen worden.