Mit seinem Luxus-Elektroauto Air hat Lucid neue Maßstäbe bei Reichweite, Effizienz und Ladegeschwindigkeit gesetzt und will mit einer dreimotorigen Sapphire-Version bald selbst das Tesla Model S Plaid bei der Beschleunigung übertreffen. Allerdings sind die bislang verfügbaren Ausführungen meist auch teurer als das Model S, und insgesamt dürfte Tesla dieses Jahr etwa hundertmal so viele Elektroauto verkaufen wie der von seinem früheren Chef-Ingenieur Peter Rawlinson (s. Foto) geführte Konkurrent. Aber auch Lucid will in die Breite – mit eigenen Alternativen zu Tesla Model 3 und Model Y, und vielleicht noch stärker mit Technologie für andere Hersteller.
Fremde Elektroautos mit Lucid-Technologie
Ein erstes Beispiel für eine solche Kooperation gibt es bereits. Allerdings spielt es sich eher im Highend-Bereich ab: Ende Juni gaben Lucid und Aston Martin eine strategische Partnerschaft bekannt, in deren Rahmen die britische Marke Antriebe und Batterien von dem Startup bekommt. Im Jahr 2025 soll mit dieser Unterstützung das erste reine Elektroauto von Aston Martin auf den Markt gebracht werden.
In der Mitteilung dazu wird bereits erwähnt, dass dies die erste Partnerschaft für den Bereich Technologie bei Lucid sei und dass sie den Weg für stärker auf den Massenmarkt ausgelegte Anwendungen öffne. Und in einem Interview mit Autoexpress bekräftigte CEO Rawlinson das: Wohl nicht Lucid selbst, aber ein Partner könne in Zukunft ein Elektroauto bauen, das mit nur 25 Kilowattstunden Batterie-Kapazität dank effizientem Antrieb 150 Meilen (gut 240 km) Reichweite habe.
Zusammen mit schnellem Laden und guter Infrastruktur würde das laut Rawlinson ausreichen, um Elektroautos zu Preisen um 25.000 Dollar anbieten zu können. 500 Meilen Reichweite (wie beim Top-Modell des Air) würden in zehn Jahren nicht mehr benötigt. Dringend dagegen sei, dass die breite Masse auf Elektroautos umsteigt, und dafür würden Modelle in dieser Preisregion gebraucht. Lucid werde als Marke eher nicht darauf stehen, aber vielleicht ein Hinweis auf die Technologie-Herkunft, nach dem Vorbild von „Intel Inside“.
Reichweiten-Rennen mit Tesla beendet?
Einen Roadster als allererstes Modell hatte Lucid nicht, aber ansonsten entspricht die Produkt-Strategie des Unternehmens bislang fast exakt der von Tesla. Auf die Limousine Air im Segment des Model S soll im nächsten Jahr das SUV Gravity folgen, also eine Alternative zum Model X. Und für die Zeit danach kündigte Rawlinson jetzt konkret Konkurrenz-Modelle auch für Tesla Model 3 und Model Y an. Bei den Preisen dafür visiere Lucid um 50.000 Dollar oder vielleicht auch 48.000 Dollar an.
Bis auf 150 Meilen Reichweite (kaum mehr als halb so viel wie beim aktuell kleinsten Model 3) will das Unternehmen dabei offenbar nicht heruntergehen. Aber allgemein sagte Rawlinson, das Elektroauto der Zukunft benötige nur noch 250 Meilen Reichweite. Nachdem Lucid mit dem Air erstmals die 500 Meilen überschritten hatte, ist diese Aussage erstaunlich. Aber auch Tesla-CEO Elon Musk hatte nach dem Start der Limousine mit der Rekord-Reichweite erklärt, mehr als 400 Meilen mit dem Model S seien problemlos möglich, aber unnötig.