Die Richtung ist klar, und jetzt scheint Tesla einen weiteren Schritt in sie zu gehen: Eigene Elektroautos mit Standard-Reichweiten sollen in Zukunft nur noch mit Akkus aus Zellen mit der vergleichsweise billigen und robusten LFP-Chemie ausgestattet sein, sagte CEO Elon Musk im September 2020. Seitdem hat er das mehrfach bekräftigt und zudem gesagt, auch für die stationären Megapack-Akkus von Tesla sei LFP gut geeignet. Bislang wurden diese Zellen nur von CATL bezogen. Doch laut einem Bericht steht Tesla in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem weiteren LFP-Lieferanten aus China.
Tesla bringt LFP zurück ins Spiel
Die Tesla-Vereinbarung mit CATL wurde im Februar 2020 bekannt und war die erste eines westlichen Auto-Herstellers über die Belieferung mit LFP-Zellen. Diese spielten bei weniger anspruchsvollen E-Fahrzeugen in China lange eine bedeutende Rolle und galten als nicht mehr konkurrenzfähig für moderne Elektroautos mit viel Reichweite. Musk aber erklärte, mit ein paar Modifikationen seien sie selbst für kleine Teslas ausreichend – und seitdem haben auch andere West-Unternehmen wie Volkswagen und Mercedes erklärt, dass sie für neue Elektroautos auf LFP setzen wollen.
LFP ist die Abkürzung für Lithium-Eisenphosphat. Sie lässt erkennen, dass in solchen Zellen weder Nickel noch Kobalt stecken – laut Tesla die beiden teuersten Rohstoffe für leistungsfähige Elektroauto-Batterien. Eisen und Lithium dagegen seien reichlich zu haben, erklärte CEO Musk, als er in diesem Februar wiederholte, dass Teslas mit Standard-Reichweite auf LFP umgestellt werden sollen.
Aktuell gibt es von Tesla mit dem Model 3 Standard Plus nur ein solches Modell. In China wird es mit den LFP-Zellen von CATL produziert, während die Variante Long Range teurere NMC-Batterien von LG Energy Solutions verwendet. In den USA nutzte Tesla auch für das kleinste Model 3 zunächst ausschließlich NCA-Zellen von Panasonic aus der gemeinsamen Gigafactory in Nevada. Zuletzt sollen aber pro Woche 1000 Batterie-Pakete aus China zu Tesla nach Fremont geschickt worden sein, möglicherweise für Model 3 für den kanadischen Markt. Und laut einem Bericht von vergangener Woche hat Tesla bei seinen stationären Megapack-Großakkus die Umstellung auf LFP schon vollzogen.
Eve als zweiter China-Lieferant?
Angesichts des stark steigenden Bedarfs ist nicht verwunderlich, dass Tesla sich nach zusätzlichen Lieferanten umsieht – und das offenbar mit Erfolg. Das Unternehmen befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem chinesischen Batterie-Hersteller Eve Energy Co, berichtete am Freitag die Nachrichten-Agentur Reuters. Angepeilt werde ein Vertragsschluss im dritten Quartal, schreibt sie unter Berufung auf informierte Personen. Derzeit nehme der potenzielle Partner letzte Tests mit den für Tesla gedachten Zellen vor. Die beiden Unternehmen würden dabei eng zusammenarbeiten.
In Berichten über die Vereinbarung mit CATL hatte es geheißen, der chinesische Hersteller habe Tesla „unbegrenzte“ Mengen seiner LFP-Zellen zugesagt. Zum Teil scheint es bei den Verhandlungen mit Eve tatsächlich auch darum zu gehen, bei dieser als zukunftsträchtig erkannten Zellchemie nicht in eine Abhängigkeit zu geraten: Die mögliche Partnerschaft mit Eve Energy sei als „Gegengewicht“ zu der mit CATL gedacht, sagte eine der informierten Personen laut Reuters.