Die Bezeichnung „Plaid“ bei Tesla ist noch jung und hat doch schon eine bewegte Geschichte. Erst stand sie für den schnellsten Modus des neuen Roadster, im September 2019 dann verwendete CEO Elon Musk sie für einen neuen Antrieb mit drei Motoren. Ab dem Batterie-Tag ein Jahr später konnte man Model S Plaid für 2021 bestellen. Das blieb auch nach der Vorstellung der Modell-Auffrischung in diesem Januar so, aber zu der Plaid-Variante kam ein Plaid+ dazu, das den zuvor genannten Daten für die Version ohne Plus entsprach. Dann allerdings wurde der Start des Tesla Model S Plaid+ erst von Ende 2021 auf Mitte 2022 verschoben – und jetzt hat CEO Musk es komplett abgesagt.
Aktualisierung: An der Börse kam die Nachricht vom Ende des Model S Plaid+ noch vor seinem Start erwartungsgemäß nicht gut an. Nachdem die Tesla-Aktie am Freitag zum ersten Mal seit längerer Zeit ein kräftiges Plus erreicht hatte, startete sie am Montag erneut mit einem Minus in den US-Handel. Mit rund 2,5 Prozent auf Kurse um 585 Dollar hielten sich die Verluste in den ersten Stunden jedoch in Grenzen. Laut Marketwatch bekräftigte die Bank Wedbush Securities trotz möglicher kurzfristiger Probleme ihr Tesla-Kursziel von 1000 Dollar. Zu Überraschung mancher Beobachter drehte die Tesla-Aktie ab dem US-Nachmittag sogar 1 Prozent ins Plus und beendete den Tag bei 605,13 Dollar.
Tesla verzichtet auf Reichweiten-Krone
Erst hatte Musk für Neugierige in der Nacht auf Montag eigentlich eine gute Nachricht: „Model S geht diese Woche auf Plaid-Tempo“, schrieb er auf Twitter und schien damit den zuvor um eine weitere Woche verschobenen Start der ersten Auslieferungen am 10. Juni zu bestätigen. Einige Besteller hatten kurz vorher zudem Einladungen zu der Veranstaltung dafür veröffentlicht. Doch in einer Antwort auf seine eigene Nachricht sorgte der Tesla-Chef dann für eine Enttäuschung: „Plaid+ wird gestrichen“, erklärte er.
Auf den Tesla-Webseiten konnte man am Montagmorgen noch sehen, was für ein Leckerbissen dieses Elektroauto werden sollte: Beschleunigung von 0-60 Meilen in weniger als 1,99 Sekunden, 200 Meilen pro Stunde Höchstgeschwindigkeit und vor allem mehr als 520 Meilen (rund 835 Kilometer) Reichweite. Damit hätte sich Tesla die Krone vom Rivalen Lucid zurückholen können, der für sein Luxus-Elektroauto Air 517 Meilen mit ersten Auslieferungen in diesem Jahr verspricht.
Plaid+ is canceled. No need, as Plaid is just so good.
— Elon Musk (@elonmusk) June 6, 2021
Aber daraus wird jetzt vorerst nichts. Das Model S Plaid sei auch ohne Plus schon „so good“, schrieb Musk auf Twitter zu der Absage. Dem Blog Electrek erklärte er zudem, in einem zuletzt häufiger gewordenen Muster, man brauche die Riesen-Reichweite des Plaid+ schlicht nicht: Ab 400 Meilen spiele eine weitere Erhöhung keine echte Rolle mehr – es gebe so gut wie keine Fahrten in dieser Länge, bei denen man nicht zwischendurch ohnehin für WC-Besuche oder Lebensmittel anhalten müsse. Ähnlich hatte Musk vor kurzem den Verzicht auf Radar bei Model 3 und Model Y in den USA damit begründet, reine Kamera-Systeme seien besser. Beim Model Y fiel außerdem soeben die verstellbare Beifahrer-Lordosenstütze weg, wozu Musk schrieb, sie sei ohnehin kaum genutzt werden.
Model S Plaid+ sollte 4680-Zellen bekommen
Immerhin ist jetzt der Termin für die ersten Übergaben des Tesla Model S Plaid ab dieser Woche bestätigt, das abgesehen von der Reichweite so gut wie gleichauf mit dem Plaid+ sein soll – zum Beispiel soll es vor kurzem einen neuen Viertelmeilen-Weltrekord für Serienautos gefahren sein. Doch gerade an Reichweite kann man – wie neuerdings auch deutsche Elektroautos mit mehr davon als bei Tesla zeigen – kaum genug haben. Auf der anderen Seite ist es für das Massengeschäft vielleicht nicht schlecht, wenn Tesla die absolute Spitze vorerst anderen überlässt: Das Model S Plaid+ sollte die neuen Zellen im 4680-Format bekommen, aber deren Produktion läuft erst langsam an, und sie werden laut Musk auch für das neue Model Y aus Deutschland und Texas, den Semi und den Cybertruck gebraucht.