Der Ton in sozialen Medien im Internet kann rau sein, und das auch oder ganz besonders, wenn es um das Thema Tesla geht. Viele Freunde der Marke schätzen die Mission von Elon Musk, mit eigenen Elektroautos voranzugehen und so die gesamte Autobranche zum Umsteigen zu bringen, und freuen sich über die zunehmende Auswahl an Elektro-Modellen. Manche aber lassen nichts als Tesla gelten und reagieren aggressiv auf jeden Hauch von Zweifel an seiner Überlegenheit. Das bekam jetzt ein Tesla-Besitzer zu spüren, nachdem er sich positiv über das Ford-Elektroauto Mustang Mach-E geäußert hatte – nach seiner Darstellung erhielt er sogar Todesdrohungen.
Ford vermarktet Elektroauto offensiv
Zusätzlich zu seinem Tesla Model X Performance habe er sich einen Mustang Mach-E gekauft, berichtete Anfang März Sergio Rodriguez in seinem YouTube-Kanal. Das Elektroauto ist in Preis, Format und Daten mit dem Model Y vergleichbar und wird von Ford recht offensiv gegen Tesla vermarktet. Es sei die erste echte Konkurrenz für Tesla, sagte CEO Jim Farley im November 2020 zum Mustang Mach-E, und in diesem März bezeichnete ein Sprecher des Unternehmens Teslas FSD-Option für autonomes Fahren als Vaporware.
An seinem Model X hatte Rodriguez in seinem Video nicht erkennbar etwas auszusetzen, aber von dem Ford zeigte er sich geradezu begeistert. Bei einer Fahrt von US-Küste zu US-Küste habe er sich auf verschiedenen Straßen überzeugend gezeigt, auch das Laden sei schnell und problemlos gewesen. Der Mustang Mach-E habe einige Features wie Rundum-Kamera oder einen Fuß-Sensor für Heckklappe, die er sich sehr für seinen Tesla wünschen würde, und vor allem sei er damit bei vergleichbarem Tempo bis zum Nachladen viel weiter gekommen als jemals mit dem Model X.
„Ich weiß, wie dein Tesla aussieht“
Dieses Video scheint noch nicht zu extremen Reaktionen geführt zu haben, sondern erst ein weiteres, das Rodriguez vergangene Woche veröffentlichte. Darin vergleicht er ein Model Y mit seinem Ford-Elektroauto und sagt unter anderem, die Reichweiten-Angabe im Tesla verwirre ihn. Die Kommentare bei YouTube dazu sind ebenfalls nur milde kritisch. Aber nach Angaben von Rodriguez musste er zumindest auf Twitter und Facebook viele löschen lassen. Selbst „Morddrohungen“ seien darunter gewesen.
It’s annoying. I’ve had some message me death threats over my joy with the Mach-E. You would swear Tesla was their great auntie or other kinfolk. Some of them are complacent with the the defect and just want to be part of the cult…. I mean club. https://t.co/U128qnULYY
— Sergio Rodriguez (Blue Checkmark) (@LyftGyft) April 3, 2021
Das hört sich übertrieben an und ist es möglicherweise auch, aber dennoch wurde der Tesla- und Ford-Besitzer von Kritik, Schmähungen und schlechten Wünschen offenbar geradezu überrollt. Tatsächlich war nach seiner Darstellung auch etwas darunter, das man zumindest als Androhung von Sabotage oder körperlicher Gewalt verstehen könnte. „Ich weiß, wie dein Tesla aussieht. Wenn ich ihn sehe…“, habe ihm ein Mitglied der privaten Facebook-Gruppe Tesla Owners Worldwide in einer Direktnachricht geschrieben.
Das erzählte Rodriguez der Zeitung Detroit Free Press, die vorher schon einmal über ihn berichtet hatte. Ebenso habe er in Kommentaren zu lesen bekommen, sein neues Elektroauto solle einen Unfall haben oder während der Fahrt zu brennen anfangen. Ungefähr 65 Prozent der Kommentare in der Gruppe seien gegen seine Person gerichtet gewesen. Ebenfalls beliebt dabei: die Frage, wie viel er für sein Ford-Lob von „Big Oil“ bezahlt bekomme.
Wie früher bei japanischen Marken
Er hoffe, dass hinter solchen Angriffen nur eine extrem kleine Minderheit von Tesla-Besitzern stehe, sagte der Free Press zu diesem Geschehen Karl Bauer, leitender Analyst bei der Auto-Vergleichsseite iseecars.com. Eine echte Gefahr für Fahrer anderer Elektroauto-Marken gehe von ihnen wohl nicht aus, aber leider müsse man in der heutigen Welt jede Gewaltdrohung ernst nehmen. Ähnliche Geschichten habe es in der Gegend um die Auto-Stadt Detroit schon in den 1970er und 1980er Jahren gegeben: Damals hätten sich die Aggressionen gegen manche Besitzer japanischer Marken gerichtet.