Bild: Tesla
Mit dem Produktionsstart des Model 3 geriet Tesla 2018 an den Rand einer Zahlungsunfähigkeit und CEO Elon Musk an den seiner Leistungsfähigkeit, doch für ihn ist das offenbar noch lange kein Grund, einen Gang zurückzuschalten. Jedes neue Modell von Tesla und jede neue Fabrik dafür soll besser werden als der jeweilige Vorgänger, wiederholte er vor kurzem, und für das Model Y aus der entstehenden Gigafactory bei Berlin hat er sich besonders viel vorgenommen: Es soll nicht nur die von Tesla selbst entwickelten Batterie-Zellen im neuen 4680-Format bekommen, sondern auch eine völlig neue Gussrahmen-Struktur. Musk selbst schrieb dazu, all das stelle ein „erhebliches Produktionsrisiko“ dar.
Deutsches Model Y komplett neu
Die eigenen Zellen im XXL-Format hatte Tesla bei seinem Batterie-Tag Ende September vorgestellt. Zusammen mit weiteren Innovationen bei Rohstoff-Verarbeitung, Chemie, Aufbau und Produktion sollen sie Elektroauto-Akkus mehr als 50 Prozent billiger und weitaus leistungsfähiger machen.
Teil dieser Pläne ist auch, die stabilen Zell-Zylinder als Teil einer Sandwich-Struktur zu verwenden, die selbst ein Element des Fahrzeug-Rahmens darstellt. Hinzu kommt dann nur je ein gegossenes großes Heck- und Front-Teil, die mit dem Akku-Sandwich in der Mitte zur fertigen tragenden Struktur verbunden werden, erklärte der Tesla-Chef beim Batterie-Tag.
Berlin will use 4680 cell with structural battery pack & front & rear single piece castings. Also, a new paint system.
Lot of new technology will happen in Berlin, which means significant production risk. Fremont & Shanghai will transition in ~2 years when new tech is proven.
— Elon Musk (@elonmusk) October 7, 2020
Schon zuvor hatte teslamag.de vom zuständigen Tesla-Manager Evan Horetsky erfahren, dass beim Model Y aus der deutschen Gigafactory sowohl der Heck- als auch der Front-Rahmen mit acht neuen riesigen Giga-Pressen jeweils aus einem Guss entstehen soll. Nach dem Batterie-Tag blieb aber zunächst offen, ob auch das mittlere Element einschließlich der neuen Zellen schon zum Start der Produktion in Grünheide vorgesehen ist. Genau das hat Tesla-CEO Musk aber jetzt bestätigt.
„Berlin wird 4680-Zellen mit strukturellem Batterie-Paket und Einzel-Gussteilen vorne und hinten verwenden“, schrieb Musk am Donnerstag auf Twitter. Damit scheint klar, dass Tesla in der neuen Gigafactory sofort mit diesem komplett neuen Konzept starten will. Explizit so gesagt hat Musk das nicht, aber seine weiteren Aussagen sprechen dafür. Zusätzlich werde die Giga Berlin ein neues Lackier-System bekommen, wiederholte er frühere Angaben dazu. All die neue Technologie zusammen bedeute ein „erhebliches Produktionsrisiko“, schrieb der Tesla-Chef. Die Fabriken in China und den USA würden sie erst in etwa zwei Jahren nutzen, wenn sie sich bewährt habe.
Twitter besorgt um Tesla(-Chef)
Ein besorgter Twitter-Nutzer fragte Musk daraufhin, wie er denn vermeiden wolle, wieder in eine Situation wie mit dem Model 3 zu geraten. Dessen Hochlauf sei zwei Jahre lang die „pure Qual“ gewesen, bestätigte der CEO. Aber Tesla habe damals keine andere Wahl gehabt, um als einziger neuer US-Autohersteller in den letzten 100 Jahren dauerhaft positiven Cashflow im Volumen-Geschäft zu erzielen. Das stimmt wahrscheinlich, aber es klingt nicht danach, als würde Musk sich sowie die Tesla-Fans und -Aktionäre von jetzt an schonen.