Vielleicht wäre es geschickter gewesen, in der umgekehrten Reihenfolge vorzugehen, doch Tesla-CEO Elon Musk mag strategisch agieren, aber nicht immer überlegt. Also wütete er mehrere Tage lang öffentlich gegen die anhaltenden Corona-Sperren in den USA und insbesondere für Teslas Elektroauto-Werk im kalifornischen Fremont. Am Samstag ließ Musk eine Klage gegen das zuständige County Alameda einreichen und kündigte den Abzug der Tesla-Zentrale aus Fremont und sogar das mögliche Ende der Produktion dort an. Erst danach lieferte Tesla einen ausführlichen Text, in dem der dringende Wunsch nach einem Ende der Produktionspause mit Argumenten unterfüttert wird, sowie ein Konzept gegen Infektionen unter Mitarbeitern im Werk.
Tesla-Kritik wird sachlicher
„Unsere Mitarbeiter freuen sich darauf, wieder an die Arbeit zu gehen, und dabei denken wir an ihre Gesundheit und Sicherheit“, heißt es in einem am Samstag veröffentlichten Blog-Beitrag von Tesla. Der Plan für den Neustart sei das Ergebnis von monatelanger sorgfältiger Planung und Vorbereitung. Er basiere auf einem ähnlichen Konzept, das Tesla zuvor für die Gigafactory in China aufgestellt habe, wo die Produktion seit drei Monaten wieder „reibungslos und gesund“ in Gang sei.
Auf Kritik am County Alameda verzichtet Tesla auch in dem Blog-Beitrag nicht, aber sie ist wesentlich sachlicher als Musks vorherige Twitter-Äußerung, die dortige Gesundheitskommissarin sei „inkompetent“. Die Bezirksverwaltung lasse entgegen aktueller Aussagen des kalifornischen Gouverneurs und trotz Unterstützung für Tesla durch die Stadt Fremont selbst den Neustart der Produktion in Fremont nicht zu, schreibt Tesla jetzt. Dabei habe man den Dialog mit den County-Behörden gesucht und ihnen präzise Pläne für einen sicheren Neustart vorgelegt, einschließlich Fotos und Skizzen, die Veränderungen für mehr Abstand und Hygiene belegen. Die Kommissarin habe aber auf Anrufe und E-Mails nicht reagiert.
Tesla wirft County Verstoß vor
Alameda habe schon bei seiner ersten Sperr-Verfügung im März, nach der das Tesla-Werk Fremont die Produktion unterbrach, gegen Vorgaben des Gouverneurs von Kaliforniens verstoßen, heißt es in einer Klage von Tesla gegen das County, die offenbar tatsächlich noch am Samstag eingereicht wurde. Vergangene Woche hatte der Gouverneur Lockerungen angekündigt, dabei aber darauf hingewiesen, dass lokale Behörden restriktiver vorgehen können, wenn sie das für geboten halten.
Nach Darstellung der Tesla-Anwälte aber wurde die Produktion von Elektroautos auf Ebene des Bundesstaates wieder freigegeben, woran auch Alameda sich zu halten habe. Vom Gericht verlangen sie deshalb, die neueste Sperr-Verfügung des County für ungültig zu erklären und ihre Durchsetzung zu untersagen.
Elektroauto-Werk schon vorbereitet
Der aktuelle Blog-Beitrag von Tesla enthält außerdem einen Verweis auf ein 38-seitiges „Return to Work Playbook“. Neben Sicherheitsrichtlinien für das Personal enthält es Informationen über die Vorbereitung des Werks mit dem Ziel, Corona-Ansteckungen möglichst zu vermeiden, in der Produktion ebenso wie in Pausenräumen und an den Ein- und Ausgängen. Mehrere Fotos zeigen Mitarbeiter mit Masken oder die jetzt mit Glas-Trennern versehene Kantine. Auch die von Tesla neu eingeführte kontaktlose Auslieferung seiner Elektroautos wird erwähnt – diese soll nach aktuellen Informationen aus Tesla-Kreisen auch dann noch beibehalten werden, wenn die Corona-Krise ausgestanden ist.