Die Hinweise zu den Veränderungen gegenüber der Vorversion sollen die längsten sein, die Tesla seiner Beta-Software FSD bislang mitgegeben hat, und auch CEO Elon Musk bezeichnete die neueste Version 10.12 vergangene Woche auf Twitter als „großes Update“ – und das sogar zweimal. Tatsächlich sollen sich gegenüber dem Vorgänger 18 Punkte verbessert haben, und Details wie die Anzeige geöffneter Türen (s. Foto) und gesetzter Blinker bei anderen Fahrzeugen werden nicht einmal erwähnt. Von diesen Fortschritten offenbar ermutigt, bekräftigte Musk seine Aussage, den Beta-Test bis Ende dieses Jahres deutlich erweitern zu wollen. Und etwa im nächsten Mai sollen die Elektroautos von Tesla dann wirklich autonom fahren können.
Tesla-Chef kündigt FSD-„Lösung“ an
Als im Oktober 2020 in den USA der Beta-Test mit der als FSD für Full Self-Driving bezeichneten Autopilot-Software begann, herrschte noch Hoffnung, damit ließe sich die Musk-Ankündigung von Juni 2019 umsetzen, bis Ende des Jahres werde es 1 Million Teslas mit der technischen Fähigkeit zu autonomem Fahren geben. Dieser Zustand wurde offensichtlich bis heute nicht erreicht, aber der Million bleibt der CEO treu: Vergangene Woche sagte er bei einer Konferenz, bis Ende 2022 werde der Beta-Test auf 1 Million teilnehmende Elektroautos ausgeweitet.
Darauf warten Tesla-Besitzer und -Beobachter ebenfalls schon lange. Mittlerweile hat der Beta-Test mit FSD auch im Nachbarland Kanada begonnen, aber noch längst nicht jeder, der nach dem dafür eingeführten Safety Score für die Aufnahme qualifiziert wäre, ist dabei. Eine ganze Million Teilnehmende Ende 2022 wiederum würde bedeuten, dass so ziemlich jeder bis dahin mit der kostenpflichtigen FSD-Option verkaufte Tesla in das Programm aufgenommen wird, und zwar nicht nur in Nordamerika.
Über die Frage, ob das dann noch als Beta-Test durchgeht, ließe sich streiten. Das scheint auch CEO Musk so zu sehen. Denn als er bei einem Präsidenten-Besuch in Brasiliens am Freitag kurz Fragen beantwortete, sagte er unter anderem, er sei sehr zuversichtlich, dass Tesla bis Ende dieses Jahres eine „Lösung“ für Full Self-Driving haben werde. Das hört sich zwar nach autonomem Fahren an. Aber wenn man den Text zu der Option im Tesla-Konfigurator genau liest, zeigt sich, dass es darin nirgendwo konkret versprochen wird. Auf Deutsch wie Englisch steht zudem das einschränkende Wort „Potenzial“ davor bzw. „capability“ dahinter.
Robotaxi-Visionen und dumme Fehler
Wenn die FSD-Software bis Ende des Jahres zumindest als Assistent gut genug ist, um sie für den Rest der Kunden freizugeben, die für diese Option bezahlen, könnte Musk dieses Produkt also für ausgeliefert erklären – und Tesla die bislang nur teilweise berücksichtigen Einnahmen daraus voll verbuchen. Seine Robotaxi-Visionen hat der CEO aber trotzdem noch nicht aufgegeben. Ebenfalls in Brasilien sagte er jetzt, in ungefähr einem Jahr werde beim Fahren überhaupt kein Mensch mehr in den Elektroautos von Tesla sitzen müssen. Bei der Eröffnung der Gigafactory in Texas Anfang April hatte er zudem angekündigt, 2024 ein „ziemlich futuristisches“ Tesla-Robotaxi ganz ohne Bedienelemente für menschliche Fahrer auf den Markt zu bringen.
I promise to stop annoying you this evening but I have one more thing to say. Every new beta I optimistically go to YouTube. This video has "First Drive Was Great!" in it. Five minutes in, it does an inexcusably stupid thing. When will this be trustworthy?https://t.co/WlXqbWSRrk
— @ryanhuber (@ryanhuber) May 21, 2022
Erst einmal aber geht es in kleineren Schritten mit neuen Versionen der Beta-Software weiter. Ende vergangener Woche erreichte FSD 10.12 die ersten externen Tesla-Tester. Gelobt wurde in mehreren Fällen die weiter verbesserte Visualisierung einschließlich der neuen Anzeige von geöffneten Türen und gesetzten Blinkern. Wichtiger ist aber natürlich die Funktion – und hier sind die Wahrnehmungen weiterhin zumindest uneinheitlich: Bei jeder neuen Beta-Version suche er gleich voller Optimismus nach Test-Videos auf YouTube, schrieb der CEO einer Netzwerk-Firma auf Twitter. Eines der jetzt gefundenen trägt „Die erste Fahrt war super!“ im Titel – zeige aber nach 5 Minuten eine „unentschuldbar dumme“ Aktion des Tesla-Systems.