Sollte Tesla inzwischen so etwas wie bezahltes Marketing betreiben, obwohl CEO Elon Musk zumindest normale Werbung für unnötig hält? Ende Februar hat das Unternehmen eine Reihe von Tesla-Fahrern und YouTubern eingeladen, um sie mit dem neuen Rennstrecken-Paket für das Model 3 Performance experimentieren zu lassen. Die Reaktionen waren erwartungsgemäß begeistert. Aber einer der YouTuber, EverythingApplePro mit mehr als 8 Millionen Abonnenten, lässt in seinem Test-Video erkennen, dass es von Tesla in Auftrag gegeben wurde.
„Ich arbeite heute mit Tesla, um dabei zu helfen, das neue Track Package und den Track Mode 2 für das Model 3 vorzustellen“, sagt EverythingApplePro, der sich sonst, wie am Namen zu erkennen, bevorzugt mit Apple beschäftigt. Es sei „sehr cool, für ein Unternehmen zu arbeiten, das ich absolut bewundere“, erklärt er weiter, um dann relativ detailliert die einzelnen Elemente von Teslas Rennstrecken-Paket mit Hardware und Software aufzuzählen. Die zweimalige Erwähnung, mit Tesla zu „arbeiten“, spricht dafür, dass der YouTuber nicht nur mit einem Tag Spaß auf der Rennstrecke belohnt wurde.
Sein Video beginnt mit ein paar Drift-Schleifen auf einer breiten Fahrbahn. Begeistert steigt EverythingApplePro dann aus und sagt: „Track-Modus 2, Tesla Model 3, warum sollte man irgendetwas anderes kaufen?“. Auf der Rennstrecke scheint er – anders als mindestens ein YouTuber-Kollege – weniger Spaß zu haben. Eher vorsichtig umrundet er den Kurs und erklärt, so etwas zum ersten Mal zu machen. Hinterher lobt er die feinen Einstellmöglichkeiten und die Kontrolle über das Auto und sagt, für sein eigenes Model 3 werde er das Paket auf jeden Fall kaufen.
Ein deutlich längeres und aufwendig produziertes Video zum Renntag mit Teslas neuem Track-Paket samt neuer Software veröffentlichte der YouTuber Salomondrin, dessen bisherige Beiträge sich vor allem mit teuren Verbrenner-Autos befassen. Wie er bei der Anfahrt erklärt, hat er aber auch ein Tesla Model S – und fast vergessen, wie gut es ist. Tesla habe ihn eingeladen, aber er habe keine Ahnung, worum es gehen werde, erzählt er, außer um einen Tag auf der Rennstrecke.
Direkte Hinweise auf einen Auftrag von Tesla enthält das Video von Salomondrin anders als das von EverythingApplePro nicht. Aber auch er zählt alle einzelnen Hardware- (Felgen, Reifen, Bremsbeläge und -flüssigkeit) und Software-Aspekte (Einstellen von Front- oder Hecklastigkeit, Stabilitätskontrolle und Rekuperation, Batterie-Nachkühlung und übersteigerte Kühlleistung ) auf.
Salomondrin zeigt sich, nachdem er über die Neuerungen informiert wurde, weitaus rennkundiger als der Apple-YouTuber – und vielleicht gerade deshalb aufrichtig hingerissen vom Model 3 mit Rennstrecken-Aufrüstung. Zuerst fährt er im normalen Track Modus, mit dem alle Performance-Varianten des kleinsten Tesla ausgestattet sind. Schon den mit seiner festen Kraftverteilung von 50:50 erklärt er für sehr gut und lobt die nahtlose und unaufhörliche Beschleunigung aus Kurven.
„Nah an Porsche 918 Spyder“
Dann kommt – unterlegt von dramatischer Musik – das mit Rennpaket aufgerüstete Model 3 an die Reihe, eingestellt auf 75 Prozent Heckantrieb. Salomondrin kämpft, spricht, reißt die Augen auf und verliert geradezu die Fassung. „Super verdammt schnell, unglaublich“, ruft er aus und steigert sich in Jubeln. „Ich hab’s verstanden, ich hab’s verstanden“, sagt er, mehr Leute sollten Elektroautos probieren. Und dann, nach dem Aussteigen: „Das ist das Naheste an einem 918, was ich je gefahren habe.“ Damit dürfte er den Porsche 918 Spyder meinen, einen gut 600.000 Euro teuren Hybrid-Sportwagen, der nur knapp 1000-mal gebaut wurde.