Tesla soll derzeit Probleme mit Antrieben für das Model Y aus der deutschen Gigafactory haben, aber auch Konkurrenten zeigen weiterhin, wie schwierig es ist, zuverlässige Elektroautos in größerer Zahl auf die Straße zu bekommen – unabhängig davon, ob dahinter neue Unternehmen stehen oder etablierte Hersteller, die auf elektrischen Antrieb umsteigen. So gab es Ende Mai einen Rückruf wohl aller bislang produzierten Lucid Air, und mit Rivian erlebte ein anderes Elektroauto-Startup einen Akku-Brand in seiner Fabrik. Mitte Juni folgte ein Lieferstopp des Ford Mustang Mach-E, weil der Antrieb ausfallen kann. Und in dieser Woche riet Toyota Kunden, sein erstes reines Elektroauto bZ4X bis auf Weiteres nicht zu bewegen, und Volkswagen unterbrach in Deutschland wegen Akku-Problemen die Produktion seines viel beworbenen ID.Buzz.
Räder von Toyota-Elektroauto können abfallen
Mit seinem hybriden Prius produzierte Toyota ab Ende der 1990er Jahre überdurchschnittlich umweltfreundliche Pkw, weigerte sich dann aber lange, den von Tesla vorgemachten nächsten Schritt zu gehen. Erst im vergangenen Oktober stellte das Unternehmen mit dem bZ4X ein reines Elektroauto vor und kündigte Ende des Jahres an, dass es nur das erste von 30 Modellen bis Ende 2030 sein sollte. Doch dann fiel der Toyota bZ4X erst durch wenig schnelles Laden bei Kälte negativ auf. Und jetzt wird er in den USA sogar zurückgerufen, weil die Räder abfallen können.
Tatsächlich sollen Besitzer ihr Toyota-Elektroauto bis auf Weiteres nicht bewegen, steht in der Rückruf-Mitteilung der Behörde NHTSA von diesem Donnerstag. Denn die Rad-Muttern könnten sich lösen, was zum Verlust von Rädern und somit zu Unfällen führen könne. Laut dem Unternehmen wurde das nach ersten Kunden-Meldungen überprüft und bestätigt. Nachforschungen hätten ergeben, dass das Problem auch bei korrekt angezogenen Muttern auftreten könne. Die Gründe dafür sind laut Toyota noch nicht bekannt, sodass Kunden einstweilen nichts weiter angeboten wird, als den bZ4x stehen zu lassen.
Der Rückruf gilt auch für den baugleichen Subaru Solterra. Beide wurden auf dem deutschen Markt noch nicht ausgeliefert, und in den USA ist die Zahl mit zusammen 661 potenziell betroffenen Fahrzeugen noch nicht hoch. Eher als einen großen finanziellen Verlust muss der Hybrid-Pionier Toyota also wohl einen Image-Schaden bei seinen ersten Elektroauto-Gehversuchen fürchten, wobei das Problem nicht spezifisch elektrisch zu sein scheint.
Akku-Problem bei ID.Buzz von Volkswagen
Zumindest in dieser Hinsicht anders sieht es beim deutschen Volkswagen-Konzern aus, der als Tesla-Verfolger Nummer 1 unter den etablierten Auto-Herstellern gilt. Die ID-Elektroautos der Marke VW und weitere Fahrzeuge auf derselben MEB-Basis aus demselben Konzern können sich im Vergleich zumindest sehen lassen und würden zumindest in Europa wohl häufiger gekauft, wenn mehr davon produziert werden könnten. Mit dem ID.Buzz (s. Foto oben), für den vorher jahrelang mit Studien geworben wurde, will VW zudem an die Tradition seines beliebten Bulli anknüpfen. Im Juni begann im Werk von VW Nutzfahrzeuge in Hannover die Produktion. Doch wie jetzt die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet, musste sie wegen Batterie-Problemen unterbrochen werden.
Bis zum 4. Juli soll die Buzz-Produktion demnach ruhen. Bei Langzeit-Qualitätskontrollen sei „eine Minderleistung einzelner Zellmodule festgestellt worden“, bestätigte laut dem Bericht ein Sprecher von VW Nutzfahrzeuge. Am Zeitplan für die Markt-Einführung ändere sich dadurch aber nichts. Zudem sei das Problem nicht sicherheitsrelevant, sondern wirke sich lediglich in Form von weniger Reichweite oder Batterie-Lebensdauer auf die Funktion aus. Der (ungenannte) Hersteller der Batterien kenne bereits die Ursache, weshalb Volkswagen davon ausgehe, dass deren Produktion bald wieder läuft und in der ersten Juli-Woche auch die des ID.Buzz wieder starten kann.
Der Publikation electrive.net sagte ein VW-Sprecher dazu auf Nachfrage, die Batterie werde derzeit nur in dem Elektro-Bulli eingesetzt, sodass die MEB-Modelle ID.3, ID.4 und ID.5 trotz teils gleicher Nennkapazität nicht betroffen seien. Der mit seinen Tesla-Tests bekannt gewordene norwegische YouTuber Björn Nyland hatte allerdings erst in dieser Woche ein Problem mit einem ID.5 GTX, das sich nach einer ähnlichen Ursache anhört: Überraschend stellte er bei einem Test der Reichweite eine um etwa 10 Kilowattstunden niedrigere Akku-Kapazität fest als erwartet. VW habe ihm gesagt, dass eines der Batterie-Module darin defekt gewesen sei, berichtete Nyland dazu.