Irgendwann dürfte das Rennen um immer höhere Reichweiten bei Elektroautos ein Ende finden, aber noch ist es offenbar nicht so weit: Nachdem Tesla in dieser Hinsicht lange unerreichbar blieb, starteten in diesem Jahr zwei neue Modelle, die bis zum Nachladen noch deutlich weiter kommen – der Lucid Air, der nach der strengen US-Norm EPA bis zu 837 Kilometer schafft, und der Mercedes EQS, der allerdings nur nach der Europa-Norm WLTP vor dem neuen Model S liegt. Beide gehören auch sonst klar zum Luxus-Segment. Aber in China soll es bald ein bezahlbares Elektroauto geben, das nach der dortigen Norm sogar mehr als 1000 Kilometer Reichweite bietet.
Mehr Kapazität als Lucid, Mercedes, Tesla
Noch kann man den Aion LX Plus nicht kaufen, aber die neueste Version des als LX bereits erhältlichen Elektroautos (s. Foto) wurde jetzt offiziell beim chinesischen Wirtschaftsministerium angemeldet, wie der Blog CnEVPost berichtet. Damit werde sie voraussichtlich in wenigen Monaten tatsächlich erhältlich sein. Die Reichweiten-Angabe nach der lokalen Norm beträgt exakt 1008 Kilometer, möglich gemacht mit einem Akku mit hohen 144,4 Kilowattstunden Kapazität.
Damit dürfte der Aion LX Plus einstweilen das Elektroauto mit dem größten Akku überhaupt werden – im Lucid Air stecken bis zu 118 Kilowattstunden, im Mercedes EQS 108 Kilowattstunden, im Tesla Model S etwas weniger als 100 Kilowattstunden. Seine Reichweite nach EPA dürfte die des Lucid allerdings nicht übertreffen, denn diese Norm ist viel strenger als die chinesische. Den Vergleich mit dem Mercedes dagegen könnte das Auto aus China auch nach WLTP knapp gewinnen, und den mit dem Tesla dann erst recht.
Das ist umso bemerkenswerter, als die Elektroauto-Marke des staatlichen Unternehmens GAC keineswegs im Luxus-Segment antritt. Die Palette beginnt mit dem kompakten Aion S ab 105.000 Renminbi (gut 14.000 Euro) und endet derzeit beim Aion LX für 349.000 Renminbi (knapp 48.000 Euro). Die Preise für die neue Plus-Variante sind noch nicht bekannt. Sie dürften aber anders als bei Lucid, Mercedes und in Europa neuerdings auch wieder beim Tesla Model S längst nicht in den sechsstelligen Bereich gehen.
China-Elektroauto mit Akku-Innovation
Laut Lucid-CEO Peter Rawlinson kann „jeder Idiot“ einen riesigen Akku in ein Elektroauto stecken, um damit höhere Reichweiten zu erzielen. Mit der Effizienz des Aion LX Plus scheint es angesichts der enormen Akku-Größe tatsächlich nicht allzu weit her zu sein – direkte Vergleiche sind nicht möglich, so lange keine Reichweiten-Angaben nach West-Norm vorliegen oder umgekehrt chinesische Werte für die Konkurrenz. Nach Angaben von Aion steckt in dem neuen Akku aber eine Anoden-Technologie, die bei gleichem Volumen wie beim Vorgänger die Kapazitäts- und Reichweiten-Steigerung um je rund 50 Prozent möglich gemacht hat.
Mit Nio hat bereits ein weiteres Unternehmen aus China ein Elektroauto mit mehr als 1000 Kilometern lokaler Reichweite angekündigt. Diesen Wert nannte es Anfang des Jahres für die Limousine ET7, zu erreichen mit sogar 150 Kilowattstunden Kapazität aus einem Feststoff-Akku. Laut CnEVPost hat die Serien-Produktion dieser Variante aber bislang nicht begonnen. Bei Aion wiederum wurde zunächst nicht klar, ob möglicherweise noch eine weitere Akku-Innovation in seinem LX Plus stecken wird: In diesem Sommer stellte das Unternehmen eine neue Batterie auf Graphen-Basis für den Aion V vor, die mit mehreren 100 Kilowatt Leistung in acht Minuten von 0-80 Prozent zu laden sein soll.