Für mehr Reichweite einfach einen riesigen Akku in ein Elektroauto bauen kann ja jeder, sagte sinngemäß Peter Rawlinson, Teslas früherer Chef-Ingenieur für das Model S und heute CEO bei dem Startup Lucid Motors, im Vorfeld über sein kommendes Luxus-Elektroauto namens Air. Später verriet er dessen Reichweite, die mit 832 Kilometern nach US-Norm weit über der des Tesla Model S liegt, und das gilt auch für die Lade-Leistung des Lucid Air, die er vergangene Woche nachreichte. Und jetzt gab Lucid auch bekannt, wie groß der Akku dafür ist: für die Reichweite bescheidende 113 Kilowattstunden, was bedeutet, dass der Air auch bei der Effizienz vor Teslas Model S liegt.
Lucid braucht weniger Strom als Tesla
Wahrscheinlich musste erst ein früherer Tesla-Ingenieur kommen, um den Elektroauto-Pionier bei diesen entscheidenden Werten zu übertreffen. Rawlinson wurde für die Entwicklung des Model S vom damaligen Partner Lotus zu Tesla geholt. Später ließ er sich von Lucid abwerben, wo er ein Elektroauto ganz ohne die Design-Orientierung an Verbrennern bauen wollte, die er bei Tesla noch vorfand (angesichts des Cybertruck hätte er mit diesem Wunsch im Rückblick wohl auch bleiben können).
Tesla macht keine exakten Angaben zur Größe der Akkus in seinen Elektroautos, doch der Netto-Wert in Model S und Model X dürfte bei etwa 92 Kilowattstunden liegen. Damit kommt das Model S nach der EPA-Norm für die USA knapp 647 Kilometer weit, was einen Strom-Verbrauch von gut 142 Wattstunden pro Kilometer bedeutet. Der Lucid Air mit seinen riesigen 832 Kilometern EPA-Reichweite und 113 Kilowattstunden Akku-Kapazität verbraucht demgegenüber nur etwa 136 Wattstunden pro Kilometer.
Luxus-Elektroauto kein Tesla-Konkurrent
Damit ist Rawlinsons neues Elektroauto zwar nur etwa 4 Prozent effizienter als der Tesla. Aber erstmals muss sich Tesla-Chef Elon Musk damit bei Reichweite, Lade-Tempo und Effizienz gleichzeitig geschlagen geben. Eine wichtige Rolle dabei dürfte die Verwendung der höheren Spannung von 900 Volt für Akku und Antrieb spielen. Immerhin 800 Volt nutzt schon der Porsche Taycan, der das Tesla Model S aufgrund ansonsten mäßiger Effizienz aber nur beim Lade-Tempo übertrifft. Weitere Elektroautos mit 800 Volt sollen bald auch von Kia und Hyundai kommen, die dafür wie Porsche Technik des kroatischen Sportwagen-Startups Rimac nutzen.
Lucid-Chef Rawlinson selbst betont, dass er sich und seinen Air nicht als Konkurrenz zu Tesla sieht, sondern als ergänzende Alternative. Als direkte Rivalen hat er nach eigenen Worten eher den elektrischen EQS oder die konventionelle S-Klasse von Mercedes im Visier. Dies spricht dafür, dass auch der Preis des Lucid Air über dem des Tesla Model S selbst in der Performance-Version liegen dürfte. Diese Information und weitere will Lucid am 9. September in einer Online-Präsentation bekannt geben.