Als sie 2014 eröffnet wurde, war die Supercharger-Station von Tesla an der A2 in Hohenwarsleben bei Magdeburg eine der ersten Deutschlands und wahrscheinlich mehr als ausreichend dimensioniert. Denn damals gab es noch so wenige Teslas im Land, dass sie nicht einmal in der KBA-Statistik erschienen. Heute aber erschaudern wir jedes Mal, wenn Hohenwarsleben als nächster Ladestopp im Navi angezeigt wird. Denn der alte Tesla-Standort ist regelmäßig überlaufen, oft außer Betrieb und liefert selbst dann nur mäßig viel Leistung, wenn weniger los ist. Vielleicht deshalb wurde er schon in den vergangenen Wochen in unserer Navigation manchmal gar nicht mehr angezeigt. Und jetzt ist endlich Besserung in Sicht.
Tesla versteckt eigenen Supercharger
Auf der wichtigen Route zwischen dem Ruhrpott und Berlin gelegen, bildet Hohenwarsleben für viele Tesla-Fahrer bislang fast einen Pflichtstopp auf der Fahrt in den Osten oder zurück. Noch gibt es auf den 272 Kilometern zwischen Lauenau westlich von Hannover und Beelitz kurz vor Berlin ansonsten keine weiteren Supercharger. Das kann man als Unterversorgung bezeichnen, denn die A2 ist heute wie früher eine der am stärksten befahrenen Autobahnen, hunderte Kilometer lang, wichtig für die Verbindung von Ost nach West, zu DDR-Zeiten wichtigste Transitstrecke ins geteilte Berlin und Schauplatz vieler Ost-West-Grenz-Krimis.
Den Tesla-Standort an dieser Autobahn könnte man zu dieser Geschichte hinzufügen – oder lässt es besser, denn Hohenwahrsleben ist schlicht eines: furchtbar, für uns der schlimmste Supercharger Deutschlands. Wirklich. Er ist fast immer voll, weil nur mit sechs Ladepunkte ausgestattet, dadurch meistens gedrosselt – und das gern auch dann, wenn man einmal ein Säulen-Paar für sich alleine hat. In den vergangenen Wochen ist es bei unseren eigenen Ost-West-Fahrten sogar mehrfach vorgekommen, dass er in Übersicht der Supercharger-Standorte in unserem Model 3 gar nicht angezeigt wurde. Wenn wir dann nachsehen fuhren, war er trotzdem noch da, meistens sogar in Betrieb (das Foto oben entstand bei einer solchen Gelegenheit).
In Hohenwarsleben herrscht auch sonst oft Elektroauto-Rushhour, auch weil Ionity und Allego in der Nähe Ladepunkte anbieten. Das kann unterhaltsam sein, denn oft versuchen Elektroauto-Novizen, dort ihre Audi e-trons, VW ID.3 oder Polestar 2 zu laden. Bei Ionity klappt das meistens, bei Allego fast nie beim ersten Versuch. Man könnte diese Show als Pluspunkt für Hohenwahrsleben verstehen – ist sie aber nicht, weil man selbst in der Warteschlange steht. Schließlich laden dort gern gerade sechs niederländische Model 3 auf 95 Prozent und zwei weitere stehen schon an. Zur Richtigstellung: Die Niederländer sind immer extrem witzig und gesprächsbereit, was das Warten oft erträglicher macht. Aber warten muss man eben.
Wird Hohenwarsleben ganz aufgegeben?
Von den Aktivitäten von Tesla bei der Aufrüstung bestehender Supercharger-Stationen konnte Hohenwarsleben bislang nicht profitieren. Während an vielen Standorten in Deutschland neue V3-Säulen die bestehende Infrastruktur ergänzen, blieb dieser hartnäckig bei seinen sechs überforderten Ladeplätzen der alten Generation. Doch Tesla scheint die Not der Elektroauto-Fahrer erkannt zu haben: In der Anfang des Jahres aktualisierten Karte der bestehenden und geplanten Supercharger-Standorte weltweit ist (grob) ein neuer Standort in Irxleben angegeben, in unmittelbarer Nähe des bisherigen.
Noch im ersten Quartal 2021 soll er eröffnet werden. Wir gehen davon aus, dass der neue Standort mehr als sechs Ladepunkte aufweisen und zuverlässiger verfügbar sein wird. Dann heißt es goodbye Hohenwarsleben. Und dass der alte Standort schon jetzt manchmal nicht in der Tesla-Übersicht zu sehen ist, könnte heißen, dass er sogar ganz verschwindet – was schon irgendwie schade wäre, aber nur aus nostalgischen Gründen.