Sie kennen höchstwahrscheinlich das von Elon Musk geführte Unternehmen Tesla, aber kennen Sie auch Designwerk Technologies AG aus der Schweiz? Falls nicht, dann sind Sie vermutlich in der Mehrheit, aber das sollte sich vielleicht ändern: Unter der Marke Futuricum bietet das 2007 gegründete Unternehmen nicht nur elektrische Müllfahrzeuge an, sondern auch einen Elektro-Lkw mit Leistungsdaten, die an die des Tesla Semi heranreichen. Und während der Semi trotz aktueller Andeutungen von Tesla-CEO Elon Musk jedenfalls nicht vor 2021 kommen dürfte, wurde ein 18E von Futuricum soeben bestellt und soll vor Jahresende ausgeliefert werden.
Mehr Daten als zum Tesla Semi
Wohlgemerkt tatsächlich nur einer – von einer Serienfertigung des 18E genannten Elektro-Lastwagen ist bei Futuricum anders als bei Tesla nicht die Rede. Das von dem Logistik-Dienst DPD bestellte Fahrzeug basiert auf einem Chassis von Volvo. Nach diesem Prinzip hat Futuricum schon rund 20 elektrische Nutzfahrzeuge gebaut, die meisten für „Recycling-Logistik“ (also Müllabfuhr) wie eine Sprecherin teslamag.de auf Nachfrage mitteilte. Die Nachfrage sei groß, und die Umbau-Kapazität werde deshalb aktuell auf mehr als 100 Fahrzeuge pro Jahr ausgebaut.
Vom Tesla Semi sind noch nicht viele Detail-Daten bekannt. Bei der Vorstellung im November 2017 kündigte CEO Elon Musk eine Reichweite von bis zu 500 Meilen (gut 800 Kilometer) voll beladen an, was für Begeisterung ebenso sorgte wie für Unglauben. Futuricum gibt für den E-Laster für DPD annähernd die gleiche Maximal-Reichweite von 760 Kilometern an. Dieser Wert bezieht sich auf Leer-Fahrten. Laut der Sprecherin hat das Gewicht aber weniger Bedeutung für den Verbrauch als Faktoren wie Art der Straße und Fahrer. Außerdem soll ein spezieller Leichtlauf-Reifen entwickelt werden. Und der 18E bekommt, weil er fast nur Autobahn fahren soll, eine aerodynamische Verkleidung.
Akku-Module kommen von BMW
Anders als Tesla gibt Futuricum auch schon an, welche Akku-Kapazität für die genannte Leer-Reichweite erforderlich ist: satte 680 Kilowattstunden, also etwa siebenmal so viel wie im Tesla Model S oder Model X. Die Pakete werden nach den Worten der Sprecherin von der Designwerk-Marke Batteriewerk gefertigt, die Module dafür kommen von BMW. Zu den Zellen machte sie keine Angaben.
So viel Strom-Speicher hat einen erheblichen Preis auch in Form von mehr Gewicht. Für den 18E mit weniger Akku-Kapazität gibt Futuricum eine verbleibende Nutzlast von bis zu 10,5 Tonnen bei einem Eigengewicht von 8,5 Tonnen an; dabei hilft laut der Sprecherin, dass Schweiz und EU bei alternativen Antrieben eine Tonne mehr zulassen. Mit dem größten Akku werde der 18E zwar trotzdem nur etwa 6 Tonnen Nutzlast haben. Aber DPD wolle ihn als Zug mit Anhänger einsetzen, was nach Angaben von Futuricum bis zu 19 Tonnen Zuladung bedeuten dürfte.
Laden bis 80% in 2,7 Stunden
Auch über die Lade-Infrastruktur haben sich die Schweizer wie Tesla für den Semi schon Gedanken gemacht – aber sie haben mit ihren Einzel-Stücken (auch wenn sie mehr werden) den Vorteil, dass individuelle Lösungen vorerst ausreichen. Bei DPD werde die Reichweite wohl für einen ganzen Tag Fahrbetrieb genügen, erklärte die Sprecherin. Wenn nötig, lasse sich der Akku aber in 2,7 Stunden wieder zu 80 Prozent laden, und DPD werde zur Sicherheit an zentralen Umschlag-Punkte eigene Ladesäulen installieren.