Wie vor einigen Monaten zur Verstimmung von Elon Musk das ZDF hat mit Pro7 jetzt ein weiterer deutscher Fernsehsender einen ausführlichen Beitrag zum Projekt der Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin ausgestrahlt. Die von Musk nach einiger Fan-Kritik daran als „Schande“ für das ZDF bezeichnete Dokumentation stammte aus der Redaktion des Politik-Magazins Frontal, für Pro7 hat sich die Sendung Galileo damit beschäftigt – ebenfalls nicht ohne Kritik, aber insgesamt wohlwollender.
Haushohe Presse in Tesla-Fabrik
Der rund 45-munütige Pro7-Beitrag in der Reihe Galileo Plus wurde am Sonntag ausgestrahlt und ist, von reichlich Werbung unterbrochen, auch im Internet zu sehen. Nach den Angaben darin war das eigene Kamera-Team das erste, das auf dem deutschen Gigafactory-Gelände und sogar im Inneren des Hauptgebäudes filmen durfte. Diese Aufnahmen sind relativ früh zu sehen. Laut dem TV-Text zeigen sie eine drei Einfamilienhäuser große Karosserie-Presse mit 2500 Tonnen Kraft, in Probebetrieb zu hören oder zu sehen ist die riesige Maschine aber noch nicht.
Zuvor waren nur einige wenige Bilder aus der deutschen Fabrik in die Öffentlichkeit gelangt, Ende Juli zum Beispiel von Tesla selbst im Q2-Finanzbericht (s. Foto oben aus dem Lackiererei-Bereich). Laut dem Gigafactory-Beobachter @tobilindh war das Kamera-Team von Pro7 vor und bei dem jüngsten Besuch von CEO Musk im Mai vor Ort. Die Bilder aus dem Presswerk im Hauptgebäude schienen ihm aber aktueller zu sein.
#GigaBerlin
rare insights into the #GigaBerlin, [ Stamping ] even if the shots are already a few weeks old, they illustrate the terrific progress.source: @Pro7 pic.twitter.com/X5ShhNnoO5
— Gigafactory Berlin News (@Gf4Tesla) August 8, 2021
Abgesehen davon gelang der Galileo-Redaktion, die nach eigenen Angaben monatelang auf eine Drehgenehmigung warten musste, noch ein zweites Novum: Sie bekam einen Tesla-Mitarbeiter vor die Kamera, der nicht Elon Musk heißt. Nur mit dem Vornamen Max bezeichnet, erzählt der Ingenieur, dass er in Grünheide zur Schule gegangen sei, in Berlin studiert und eigentlich gedacht habe, für einen späteren Job müsse er die Region verlassen. Dann kam die Nachricht von dem Tesla-Projekt dort und Max konnte bleiben. Er finde die Mission gut, den Wandel zu erneuerbarer Energie zu beschleunigen, sagt er dazu. In dem Beitrag wird allerdings auch erwähnt, dass er keine kritischen Fragen beantworten durfte.
Wasser-Chef sieht Tesla als Vorbild
Sich auf eine solche Verabredung einzulassen, ist journalistisch ungewöhnlich, aber immerhin wird das partielle Rede-Verbot transparent gemacht. Insgesamt geriet der Beitrag zudem nicht kritiklos. Ein wenig erweckt er sogar den Eindruck, sowohl Tesla als auch Fernseh-Menschen hätten aus der Aufregung um den vorigen öffentlichen-rechtlichen Beitrag gelernt: Das Unternehmen erlaubte erstmals (wenn auch eingeschränkt) Zugang in die deutsche Fabrik und zu einem Vorzeige-Mitarbeiter, die Journalisten gaben die Tesla-Sichtweise, auch über Gespräche mit Fans, ausführlich wieder. Ein interessanter Kontrast: Der Chef des örtlichen Wasserverbandes, der von Frontal noch als eine Art Kronzeuge der Gigafactory-Gegner aufgefahren wurde, sagte jetzt zu Galileo, wenn andere so schnell agieren würden wie Tesla, wäre das Problem der begrenzten Wasser-Versorgung für die deutsche Fabrik schon längst keines mehr.