Die zwei Modelle heißen gleich und sehen auch ziemlich ähnlich aus, sind aber doch grundverschieden: Von Fiat gibt es neben dem 2007 neuerweckten Kult-Kleinwagen 500 mit traditionellem Verbrenner- oder auch Hybrid-Antrieb seit kurzem ein weiteres Auto mit demselben Namen, das aber viel mehr in die Zukunft weisen soll: das reine Elektroauto Fiat 500 auf einer trotz äußerer Ähnlichkeit neu entwickelten und etwas größeren Plattform, vorgestellt in diesem März. Für den Elektro-500 warb der Fiat-Markenchef jetzt mit einem interessanten Vergleich: „Das ist unser Tesla für die Stadt.“
Tesla und Fiat sind CO2-Partner
Vielleicht erwähnte Markenchef Olivier Francois anders als andere traditionelle Hersteller in ihrem Werben für neue Elektroautos Tesla deshalb so direkt, weil die beiden Unternehmen zusammenarbeiten: Sie haben eine Pool-Vereinbarung für die CO2-Emissionen ihrer europäischen Flotten geschlossen, die Tesla bis Ende 2022 rund 1,8 Milliarden Euro an Einnahmen sichert. Eine erste Rate der Fiat-Zahlungen in wohl dreistelliger Millionen-Höhe machte aus einem operativen Tesla-Verlust im ersten Quartal dieses Jahres einen Gewinn.
Nach der Strategie des Konzerns Fiat Chrysler Automobiles soll die Einhaltung der ab 2020 schärferen CO2-Regeln in der Europäischen Union im laufenden Jahr noch hauptsächlich durch den Pool mit Tesla erreicht werden. Ab 2021 sollen dann eigene Elektroautos den Bedarf an Kompensationszahlungen an Tesla senken. Der elektrische 500, der seit diesem Frühjahrzunächst als Cabrio in einer „La Prima“-Edition vorbestellt werden kann, ist ein Beispiel dafür. Er kostet in Deutschland selbstbewusste 38.000 Euro vor Umweltprämie, also nicht viel weniger als ein Tesla Model 3 in der Basis-Version.
Aber direkte Alternativen sind die beiden Fahrzeuge wohl nicht – beim Fiat 500 ist alles ein bis zwei Nummern kleiner, auch wenn Akku mit 42 Kilowattstunden und Reichweite mit 320 Kilometern vorzeigbar bleiben. Markenchef Francois hofft aus einem interessanten Grund darauf, das Elektroauto trotz günstigerer Konkurrenz wie dem VW ID.3 und dessen kommenden Klein-Ablegern gut verkaufen zu können: Auch der normale Fiat 500 (den es parallel weiter geben soll) werde von manchen Kunden voller Extras konfiguriert, die seinen Preis nach oben treiben – und wenn so viel für ein älteres Auto gezahlt werde, das nicht einmal elektrisch sei, dann für den neuen 500 wohl erst recht.
Offenes Dach mit Autopilot
Auf jeden Fall dürfte auch die Tatsache, dass es den elektrischen Fiat auch (derzeit sogar ausschließlich) als Cabrio gibt, für manche Kunden interessant sein. Gleichzeitig bleibt sein klassisch-kugeliges Design erhalten – die Front ist dem Ur-500 sogar ähnlicher als die des modernen Verbrenners. Aber der Elektro-500 wurde noch einmal je sechs Zentimeter länger und breiter, was mehr Platz auf immer noch wenig urban-knappem Raum von weniger als 4 Metern bedeutet. Bei Elektroauto-Spezialitäten wie CCS-Laden mit bis zu 85 Kilowatt und Wechselstrom bis 11 Kilowatt gibt sich der Elektro-Fiat keine Blöße. Und wie die viel größeren Teslas soll er Autopilot- und Internet-Funktionen einschließlich App und Auto-Hotspot bekommen.