Manche Kunden in Indien warteten seit 2016 hoffnungsfroh auf den Start von Tesla in ihrem Land – ab damals konnten sie das Model 3 bestellen, und im Jahr darauf stellte CEO Elon Musk den Indien-Eintritt noch im selben Sommer in Aussicht. Seitdem schien er immer wieder bevorzustehen, und sogar von einer indischen Tesla-Fabrik war mehrfach die Rede. In diesem Mai aber machte CEO Elon Musk deutlich, dass daraus vorerst nichts wird. Selbst ein lokaler Tesla-Club freut sich seitdem, wenn andere Elektroautos nach Indien kommen – und mit deutscher Hilfe soll es bald reichlich im eigenen Land gebaute geben.
VW-Komponenten für indische Elektroautos
Der Tesla-Verkaufsstart in Indien scheiterte letztlich wohl daran, dass sich keine der Seiten bewegte. Musk wollte erst Zoll-Erleichterungen beim Import von Elektroautos und dann über eine Produktion vor Ort entscheiden, die Regierung verlangte für weniger Zoll gleich mehr Aktivität im eigenen Land. Im Mai schloss Musk eine Tesla-Fabrik in Indien vorerst aus, sodass eine Elektroauto-Lücke blieb.
Die könnte jedoch bald durch einen lokalen Hersteller geschlossen werden, wenn auch nicht so schnell, wie es im Zweifelsfall mit Tesla gegangen wäre. Denn am Dienstag gaben der deutsche Volkswagen-Konzern und das indische Unternehmen Mahindra & Mahindra eine potenziell weit reichende Kooperation für Indien bekannt: Sie haben sich auf Bedingungen für die Lieferung von Komponenten der VW-Plattform MEB geeinigt. Dabei geht es um mehr als eine Million Elektroautos bis Ende des Jahrzehnts und potenziell eine tiefere Allianz, teilte Volkswagen mit. Mahindra stellte gleichzeitig Pläne für fünf eigene Elektroauto-Modelle mit VW-Komponenten ab Ende 2024 vor.
Dazu will die Auto- und Traktor-Tochter des riesigen Mahindra-Konzerns die zwei neuen Marken XUV und BE etablieren, wie sie mitteilte. Zusammen sollen sie ab Ende 2024 fünf elektrische SUV-Modelle auf den indischen Markt bringen. In einer Youtube-Präsentation konnte man schon einige Ausblicke auf sie sehen. Die E-SUVs von Mahindra sollen auf einer eigenen Plattform namens Inglo basieren, aber Antriebseinheit, Akku-System und die Batterien darin sollen MEB-Komponenten sein.
Markt-Eintritt ungestört von Tesla
Das gilt laut der Mitteilung für alle fünf geplanten Mahindra-Elektroautos. Die mit VW geschlossene Vereinbarung sehe aber auch eine mögliche Lokalisierung des Batterie-Systems sowie Verhandlungen über eine gemeinsame Plattform für Indien und Schwellenländer vor. Bis Ende dieses Jahres soll ein Gesamtvertrag stehen. Laut einem Bericht der lokalen Economic Times schloss ein VW-Vorstand eine eigene Batterie-Fabrik in Indien nicht aus und nannte als potenzielle Investitionen dafür mehr als 2 Milliarden Dollar.
Die Abkürzung MEB steht bei Volkswagen offiziell für Modularer E-Antriebs-Baukasten. Er war von Beginn an darauf ausgelegt, für möglichst viele Modelle im eigenen Konzern sowie auch Elektroautos von Partnern zu dienen. In Europa gibt es schon eine Vereinbarung mit Ford darüber. Und in Indien kann sich zumindest die MEB-Technologie einstweilen ungestört von Konkurrenz durch Tesla verbreiten. Unter den VW-Marken hat laut Economic Times bislang nur Skoda eine lokale Produktion in Indien. Wenn eine gemeinsame Elektroauto-Plattform mit Mahindra entwickelt wird, werde sie dabei wohl die Führung übernehmen.