Weil es an Nachfrage für die dort produzierten ID-Modelle mangelt, will Volkswagen die Verträge von 269 befristet Beschäftigten in seinem Elektroauto-Werk Zwickau nicht verlängern, und an die 2000 weitere Jobs sind gefährdet. Das wurde am Donnerstag bekannt, und am Vortag hatte die EU-Kommission eine Untersuchung wegen möglicherweise unfairer Elektroauto-Hilfen der chinesischen Regierung angekündigt. Der Markt werde mit billigeren Elektroautos aus China überschwemmt, sagte Präsidentin Ursula von der Leyen zur Begründung. Doch laut einer Studie sollen sich Modelle für 25.000 Euro bald auch in Europa profitabel produzieren lassen.
Verspätungen bei Tesla und Volkswagen
Als aktuelles Preisbrecher-Elektroauto könnte am ehesten den Dacia Spring (s. Foto oben) bezeichnen – eigentlich ein Europäer, der aber bei einem Joint-Venture in China produziert wird. In Deutschland gibt es ihn derzeit ab 22.750 Euro, also sogar für weniger als die 25.000 Euro, die als eine Art magische Grenze bei der Bezahlbarkeit gelten. Sowohl Tesla als auch Volkswagen haben Elektroautos zu diesem Preis schon 2020 angekündigt, bislang aber nicht auf den Markt gebracht. Bei beiden dürfte es jetzt mindestens bis 2025 dauern.
Das gleiche Jahr nennt die Organisation Transport & Environment (T&E) in einer aktuellen Analyse als dasjenige, in dem Elektroautos für 25.000 Euro aus europäischer Fertigung unter günstigen Umständen profitabel werden könnten. Möglich werde das durch sinkende Kosten für Produktion und Batterien. Die Annahmen dabei sind 40 Kilowattstunden Akku-Kapazität (mehr als im Dacia Spring mit 27 kWh), Batterie-Kosten von 100 Dollar pro Kilowattstunde und eine Gewinn-Marge von 4 Prozent.
€25k small made-in-Europe EVs can be profitable by 2025… but lawmakers need to create the conditions for car companies to prioritise them.
Smaller EVs will be crucial for EU carmakers to hold off the challenge of Chinese rivals.
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— Transport & Environment (@transenv) September 14, 2023
Immer wieder würden Umfragen zeigen, dass der Preis eine der größten Hürden für den Umstieg auf Elektroautos sei, wird in einer Mitteilung zu der Studie eine Expertin bei T&E zitiert. Umgekehrt soll das bedeuten, dass kompakte Modelle für 25.000 Euro die Verbreitung deutlich beschleunigen würden. Diese schnell und in hohen Stückzahlen auf den Markt zu bringen, sei entscheidend für europäische Hersteller, um der auf ausländische Märkte drängenden Elektroauto-Konkurrenz aus China etwas entgegensetzen zu können.
Kunden wollen bezahlbare Elektroautos
Zu den laut der Expertin bereits vielen Umfragen, die zeigen, wie wichtig der Preis ist, steuerte ihre Organisation zudem eine weitere bei: Im August ließ sie Verbraucher in fünf europäischen Ländern befragen, ob ihr nächstes Auto elektrisch sein wird, und 25 Prozent von denjenigen, die einen Kauf im nächsten Jahr planen, sagten Ja. Unter der Voraussetzung, dass es dann Elektroautos für 25.000 Euro geben wird, erhöhte sich dieser Anteil auf 35 Prozent – was laut T&E pro Jahr 1 Million zusätzliche Verkäufe in Europa bedeuten würde.
Tesla, Volkswagen und andere westliche Hersteller könnten also mit einem Nachfrage-Schub rechnen – wenn sie entsprechende Elektroautos rechtzeitig im Angebot haben. Nach der Einschätzung von T&E aber haben die großen europäischen Auto-Unternehmen zuletzt größere Autos priorisiert und ihre Gewinne damit viel stärker gesteigert, als sich das allgemeine Preisniveau erhöhte. Um gegenzusteuern, solle es auf EU-Ebene Effizienz-Vorgaben, national am Gewicht orientierte Steuern und Subventionen sowie lokal höhere SUV-Parkgebühren geben. Strafzölle auf Elektroautos aus China sind nicht Teil der von T&E vorgeschlagenen Maßnahmen.