Nicht nur Elektroautos erleben weltweit rasantes Wachstum und werden es laut Prognosen noch viele Jahre fortsetzen, sondern auch der Markt für stationäre Akkus kommt zunehmend in Schwung und bietet entsprechende Chancen für Tesla und andere Anbieter. Begünstigt wird das ebenfalls wie bei Batterien auf Rädern durch die politische Rahmen-Setzung: Laut einer Studie haben sowohl die USA als auch Europa mit neuen Regeln dafür gesorgt, dass sich die Aussichten noch einmal verbessert haben. Die Marktforscher von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) sagen jetzt mehr als 1 Terawattstunde an neuen Installationen bis 2030 voraus.
1 Gigawatt an Großakkus in Deutschland
Ende 2021 gab es auf der ganzen Welt stationäre Batterien mit zusammen 27 Gigawatt Leistung und 56 Gigawattstunden Kapazität, teilte BNEF in dieser Woche mit. Schon zuvor rechnete die Energie-Marktforschungsfirma damit, dass sich die Kapazität bis 2030 auf mehr als 1 Terawattstunde vervielfacht. Jetzt hat sie ihre Prognose noch einmal um 13 Prozent erhöht und sagt insgesamt 387 Gigawatt installierte Batterie-Leistung bei einer Kapazität von 1143 Gigawattstunden voraus.
In Deutschland gibt es laut einer Auswertung des öffentlichen Marktstammdaten-Register bereits eine Vielzahl von fest installierten Batterien mit mindestens 1 Megawatt Leistung, die zusammen auf knapp 1 Gigawatt kommen. Weitere Projekte sind angekündigt, etwa der Bau des weltweit größten Puffer-Akkus zur Entlastung von Strom-Leitungen mit allein 250 Megawatt. In anderen Ländern sollen Batterie-Systeme installiert werden, die zum Teil schon die Gigawatt-Grenze überschreiten.
Darüber hinaus erwartet BNEF eine starke Zunahme bei Akkus, die von Strom-Kunden für den eigenen Bedarf installiert werden – in privaten Haushalten ebenso wie in der Industrie. In diesem Segment seien Deutschland und Australien derzeit führend und auch Japan und Kalifornien bedeutende Märkte. Weltweit soll der Anteil solcher eigenen Akkus in 2030 etwa ein Viertel des gesamten Bestandes an stationären Batterien ausmachen. Auch diese Anlagen dürften aber in die Stabilisierung der gesamten Versorgung in einer Region einbezogen werden. Kunden mit Tesla Powerwall etwa können seit kurzem in Kalifornien Geld verdienen, indem sie bei Knappheit einen Teil ihres zuvor gespeicherten Stroms abgeben.
Hohe Batterie-Nachfrage trotz steigender Preise
Insgesamt sind laut BNEF die USA und China aktuell die größten Speicher-Märkte der Welt und werden es auch 2030 noch sein. Europa hole aber auf, denn die russische Invasion in der Ukraine habe spürbare Auswirkungen. Kurzfristig würden rekordhohe Energie-Preise vor allem zu einer Zunahme von Batterie-Installationen in privaten Haushalten führen. Doch entsprechend den ehrgeizigen Zielen zur Befreiung aus der Abhängigkeit von russischem Gas in dem Plan RePowerEU sagen die Marktforscher erhebliche neue Großprojekte ab 2025 voraus. Die Europa-Prognose ab dem Jahr bis 2030 wurde gegenüber dem vorigen Niveau deshalb verdoppelt.
Noch einmal wie bei Elektroautos wird derartiges Wachstum laut BNEF nicht ohne Schwierigkeiten zu realisieren sein. Durch Lieferketten-Störungen, allgemeine Inflation und teurer werdende Rohstoffe sei der Preis für Batterien zuletzt bereits gestiegen. Doch die Nachfrage sei eindeutig vorhanden, und ab kommenden Jahr wird mit einer beginnenden Entspannung der Lage gerechnet. Mit genügend Ehrgeiz könne der Speicher-Markt „unglaublich schnell“ wachsen, wird ein BNEF-Analyst zitiert. Unternehmen seien bereits dabei, ihre Kapazität zu erhöhen, um von diesem Potenzial profitieren zu können.