Seit einiger Zeit sagen Beobachter Tesla einen deutlichen Rückgang seines Marktanteils bei Elektroautos in den USA voraus – die Konkurrenz ließ länger auf sich warten als in Europa und erst recht in China, aber in diesem Jahr kommen auch dort zunehmend interessante Alternativen heraus. Tatsächlich dürften sich die rund zwei Drittel Tesla-Anteil in den USA wie in 2021 auf Dauer kaum halten lassen, auch wenn er im ersten Quartal dieses Jahres weiter zugenommen hat. Aber eine große Bank geht jetzt sogar davon aus, dass 2025 sowohl General Motors als auch Ford bei Elektroautos vor Tesla liegen werden.
Elektroauto-Konkurrenz erreicht den Markt
Die Prognose stammt laut einem Bericht von Automotive News aus der jährlichen Studie Car Wars der Bank of America. Hauptautor ist mit John Murphy offenbar der gleiche Analyst, der in diesem April sein hohes Kursziel von 1300 Dollar für die Tesla-Aktie bekräftigt hat. Allzu pessimistisch für den Elektroauto-Pionier kann er also nicht sein. Mit Blick auf dessen Marktposition benutzte Murphy bei der Vorstellung der Studie dennoch deutliche Worte: Die Dominanz von Tesla auf dem US-Markt habe sich erledigt, wird er von Automotive News zitiert. In den kommenden Jahren werde er sich massiv in die andere Richtung verschieben.
Konkret sagt Murphy voraus, dass der globale Marktanteil von Tesla bei Elektroautos in 2025 nur noch 11 Prozent betragen wird. GM und Ford dagegen sollen auf jeweils 15 Prozent kommen und somit jeweils davor liegen. Die vergangenen zehn Jahre über habe Tesla in einem Vakuum ohne Konkurrenz operiert, vergrößere sein Angebot jetzt aber nicht schnell genug, um mit zunehmender Elektroauto-Konkurrenz von Startups und etablierten Herstellern mitzuhalten, erklärte der BoA-Analyst laut dem Bericht. Das sei auch eine Folge von „enormer Selbstüberschätzung“ von CEO Elon Musk, der Tesla für uneinholbar gehalten habe.
Sowohl GM als auch Ford haben auch selbst schon erklärt, dass sie vorhaben, Tesla bei Elektroautos zu überholen. Andere Analysten trauten ihnen das bislang weniger zu, auch weil sie später begonnen haben, sich um das wichtige Thema Batterie-Rohstoffe zu kümmern. Aber vor kurzem sagte bereits die Nachrichten-Agentur Bloomberg voraus, dass Volkswagen Tesla überholen werde, und zwar sogar schon 2024. VW-Konzernchef Herbert Diess freute sich öffentlich darüber, während Musk auf Nachfrage erklärte, er erwarte das nicht. Wer Tesla am gefährlichsten werden könne, sagte er nicht direkt, ließ aber allgemein wissen, dass er chinesische Auto-Unternehmen für „extrem wettbewerbsfähig, hart arbeitend und intelligent“ halte.
BYD kommt Tesla näher als West-Hersteller
Tatsächlich kommt aus China ein Elektroauto-Hersteller, der im Westen lange Zeit kaum wahrgenommen wurde, sich aber als einziger schon in diesem Jahr einen engen Zweikampf mit Tesla liefern könnte: BYD, dessen Börsenwert vor kurzem 1 Milliarde (vorerst Renminbi) überstieg. Wenn die zwei aktuellen Prognosen eintreten und sowohl GM und Ford als auch Volkswagen überholen, bliebe für Tesla in 2025 nur noch der vierte Platz und der fünfte, wenn zusätzlich BYD vorbeizieht. Für das laufende Jahr hat VW-Chef Diess allerdings erst einmal das Ziel ausgegeben, dass der Abstand zu Tesla wenigstens nicht größer wird. Und für die USA meldete das Portal Axios in dieser Woche, dass der Anteil der Marke im April in einem deutlich gewachsenen Elektroauto-Markt immer noch 61 Prozent betragen habe.