Bild: Tesla
Die vergangenen Wochen standen bei Tesla im Zeichen der anstehenden Abstimmung über den neuen Billionen-Bonus für CEO Elon Musk, und bei der Hauptversammlung kam jetzt das Ergebnis: Gut 75 Prozent sprachen sich für das Paket aus, das Musk zur Bedingung für seinen Verbleib an der Spitze von Tesla gemacht hatte. Nach dem klaren Ja-Votum bedankte er sich bei den Aktionären, bevor er eine Reihe von Terminen für zumeist schon bekannte Projekte nannte. Am wichtigsten ist für ihn der Tesla-Roboter Optimus – doch kurz vor dem großen Tag für Musk und seine Anhänger zeigte ein Konkurrent aus China, wie weit die Entwicklung anderswo schon ist.
Tesla-Chef Musk tanzt mit Robotern
Wie Musk bei der Tesla-Hauptversammlung 2025 am Donnerstag in der Gigafactory in Texas auf die Bühne gekommen wäre, wenn sein Justiziar nicht kurz vorher die Drei-Viertel-Mehrheit für das neue CEO-Paket verkündet hätte, ist offen. So aber erschien er bejubelt und in bester Laune vor den Aktionären, die einen Platz vor Ort bekommen hatten. Links und rechts von ihm war je ein Optimus-Roboter positioniert, und alle drei zusammen vollführten Tanzbewegungen zu Musik (s. Foto oben), die bei keinem besonders gekonnt wirkten.
Das offizielle Ergebnis der Bonus-Abstimmung, die wegen seiner vorherigen Rücktritt-Drohungen zugleich eine Art Abstimmung über Musk selbst war, reichte Tesla in der Nacht auf Samstag nach. Laut einer Börsen-Mitteilung bekam das CEO-Paket knapp 1,9 Milliarden Ja-Stimmen, während etwa 565 Millionen Aktien dagegen waren. Weitere 12 Millionen enthielten sich und 302,5 Millionen wurden gar nicht erst abgegeben. Von den eingegangenen Stimmen bekam der Tesla-Chef damit 76,6 Prozent, von allen theoretisch möglichen etwa 68 Prozent.
Das ist eine komfortable Mehrheit, mit der sich Musk jetzt daran machen kann, das zu schreiben, was er am Donnerstag (wie schon bei der Tesla-Hauptversammlung vor einem Jahr) als „neues Buch“ für die Zukunft des Unternehmen bezeichnete. Optimus sei ein fundamentaler Teil davon und werde seiner Meinung nach „mit Abstand größte Produkt aller Zeiten“, wiederholte er. Dass er den Bonus im potenziellen Billionen-Wert unbedingt wollte, hatte Musk im Vorfeld mit der Sorge begründet, ohne eine Sperrminorität von ungefähr 25 Prozent der Tesla-Anteile zu leicht aus dem Amt gedrängt werden zu können.
Roadster-Produktion nicht vor 2027
Abgesehen von den schon bekannten Roboter-Visionen brachte Musk eine Reihe von recht konkreten Ankündigungen mit nach Austin, bei denen es sich allerdings teils um Verschiebungen handelte. Das betrifft insbesondere den neuen Tesla-Roadster, der schon 2017 vorgestellt wurde und ab 2020 verfügbar sein sollte. Nachdem Musk schon im Oktober von der zuvor angekündigten Vorstellung der Produktionsversion noch 2025 abgerückt war, stellte er den „Roadster 2“ jetzt erst für April 2026 in Aussicht. Die Produktion soll laut dem Tesla-CEO dann 12-18 Monate später beginnen, also frühestens im zehnten Jahr nach der ersten Vorstellung.
Zusammen mit dem Roadster hatte Tesla im Jahr 2017 den Sattelschlepper Semi vorgestellt, der zunächst ebenfalls ab 2020 produziert werden sollte. Mit einem Event Ende 2022 wurden die ersten Semi-Auslieferungen gefeiert, doch die erwiesen sich als reines Pilot-Programm. Inzwischen hat Tesla den Semi überarbeitet und zeigte ihn bei der Hauptversammlung mit veränderten Front-Design. Der Verbrauch wurde nach den Angaben dazu weiter gesenkt. Die Serienproduktion soll 2026 in einer Fabrik in Nevada starten, nachdem bis Oktober noch von diesem Jahr die Rede war.
Erste Tesla Cybercabs ab April
Potenziell früher als nach den ersten Musk-Ankündigungen könnte dagegen die Produktion des rein autonom ausgelegten Tesla Cybercab beginnen. Dazu hatte der CEO zunächst nur das Jahr 2026 genannt, sprach in der Q3-Konferenz Ende Oktober aber schon konkreter vom zweiten Quartal. Bei der Hauptversammlung grenzte Musk das weiter auf einen Start im nächsten April ein. Außerdem schwärmte er erneut über das neuartige Produktionssystem für das Cybercab, und Tesla spielte ein kurzes Video dazu ein. Laut Musk wird damit eine Zykluszeit pro Auto von 10 Sekunden möglich, in einigen Jahren vielleicht sogar von 5 Sekunden.
Cybercab is purpose built for autonomy
Production starting in April pic.twitter.com/0ciETWRmac
— Tesla (@Tesla) November 6, 2025
Mit dem Cybercab soll Tesla nach seinen Angaben auch zu Wachstum in der Elektroauto-Produktion zurückkehren, die 2024 erstmals seit vielen Jahren gesunken war und dieses Jahr zusammen mit dem Verkauf wohl noch niedriger ausfällt. Als neues „ehrgeiziges“ Ziel nannte Musk jetzt eine Produktionsrate von jährlich geschätzt 2,6-2,7 Millionen Fahrzeugen Ende 2026, von 4 Millionen ein Jahr später und von 5 Millionen am Jahresende 2028. Insgesamt sprach der Tesla-Chef von einer geplanten „gigantischen“ Erhöhung der Produktion.
Woher die Nachfrage dafür kommen soll, erwähnte Musk am Donnerstag nicht. Ende Oktober hatte sein CFO Vaibhav Taneja dazu jedoch gesagt, sie werde deutlich zunehmen, wenn mehr Menschen Erfahrungen mit „supervised Full Self-Driving (FSD“ machen, also der Autopilot-Erweiterung, die in den USA automatisches Tesla-Fahren in allen Umfeldern erlaubt, aber menschliche Aufsicht erfordert. Außerdem dürfte Musk bei seiner Prognose auch das Cybercab berücksichtigt haben, dessen Produktion nach früheren Aussagen von ihm 2027 nicht nur beginnen, sondern schon ein hohes Volumen erreichen sollte.
SMS am Steuer mit Tesla-FSD
Bei den bisherigen Elektroautos von Tesla wie bei dem zukünftigen autonomen hängt die Entwicklung also davon ab, wie gut das FSD-System vorankommt – und das Cybercab dürfte in der vorgesehenen reinen Form nicht einmal auf die Straße, bevor sich die Software auch unüberwacht sicher einsetzen lässt. Zuvor hatte Musk das bis Ende dieses Jahres in Aussicht gestellt, was er jetzt indirekt bekräftigte: In einem oder zwei Monaten werde Tesla wohl zulassen, dass Kunden während des Fahrens unter FSD-Steuerung Text-Nachrichten am Telefon schreiben, sagte er. Laut einem Bericht von USA Today wäre das aktuell in praktisch allen US-Bundesstaaten verboten.
Für Tesla-Besitzer in Europa, die ebenfalls schon seit Jahren die FSD-Option kaufen können, aber bislang fast nichts dafür bekommen haben, hatte Musk dagegen keine guten Nachrichten. Mit Blick auf sie verwies er erneut auf die regulatorische Lage, die wie in einem Kafka-Roman sei, und forderte dazu auf, Druck auf die Behörden auszuüben. Tatsächlich wurde vor kurzem eine Petition gestartet, in der es genau darum geht. Bis Samstag gegen Mittag hatte sie gut 11.000 Unterstützer gefunden.
SMS-Schreiben am Steuer (oder gar Schlafen, wie es Musk jetzt ebenfalls erwähnte) wäre in Europa auch dann noch nicht erlaubt, wenn erste überwachte Versionen der FSD-Software eingeführt werden. In den USA aber müsste Telsa spätestens zum Cybercab-Start technisch und regulatorisch dafür sorgen, dass das möglich wird. Auf dieses Thema angesprochen, sagte der CEO am Donnerstag, er gehe davon aus, dass Fortschritte bei der Regulierung ungefähr der Steigerung der Cybercab-Produktion entsprechen werden. Dem Konkurrenten Waymo dankte er dafür, bei Zulassungen von Robotaxis den Weg zu bereiten.
Tesla braucht Terafactory für KI-Chips
Eine konkrete Neuigkeit von der Hauptversammlung lautet, dass Tesla laut Musk Chips für sein FSD-System und den Optimus-Roboter in Zukunft nicht mehr nur intern entwickeln, sondern auch produzieren will. Die nächste Version AI5 soll noch bei Samsung und TSMC entstehen, doch das werde selbst im besten Fall nicht ausreichen, also werde Tesla eine Terafactory für Chips bauen müssen, sagte Musk – „wie Giga, aber viel größer“. Das erinnert an frühere Batterie-Pläne, mit denen Tesla rasch weltweit führend werden wollte. Daraus wurde nichts, und Musk räumte jetzt ein, die Schwierigkeiten der eigenen Produktion unterschätzt zu haben. Steigen solle sie trotzdem.
In Zukunft will Tesla die eigenen 4680-Batterien auch in seinem Optimus einsetzen, sagte der CEO weiter, und bekräftigte gigantische Prognosen für den Roboter. Irgendwann könne es zig Milliarden davon auf der Welt geben, und beginnen werde man 2026 mit der ersten Produktionslinie für 1 Million pro Jahr. Die übernächste für 100 Millionen Tesla-Roboter pro Jahr werde vielleicht auf dem Mars gebaut, scherzte Musk, und könne sogar eine Rate von 1 Milliarde erreichen. Oft werde davon gesprochen, Armut zu eliminieren und alle Menschen medizinisch bestens zu versorgen, und es gebe nur einen Weg dorthin, nämlich Optimus.
Musk lobt täuschend echten China-Roboter
Allerdings ist Tesla bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das sich an humanoiden und anderen modernen Robotern versucht. Das zeigte, nur einen Tag vor dem großen Musk-Event, laut Electrek der Elektroauto-Hersteller XPeng aus China bei einem KI-Tag, bei dem es wie später in Texas um autonomes Fahren und menschenähnliche Maschinen ging. Unter anderem fuhr XPeng den weiblichen humanoiden Roboter Iron auf, der sich – ganz anders als bislang Optimus – so natürlich bewegte, dass Beobachter ihn für einen Menschen im Kostüm hielten.
https://twitter.com/thePandaily/status/1986581305816162607
Dieser Argwohn war intensiv, bis der XPeng-Gründer He Xiaopeng in einem Live-Video das Innenleben der Iron-Roboterin offenlegte. Neben Tesla beschäftigt sich also mindestens ein weiteres als Elektroauto-Hersteller gestartetes Unternehmen mit Robotern, und bei autonomem und automatisiertem Fahren nimmt die Konkurrenz aus China breit zu. Laut einem Bericht von Parameter wurde auf Iron auch Musk aufmerksam. „Nicht schlecht. Tesla und China-Unternehmen werden den Markt dominieren“, soll er privat kommentiert haben. Vor einigen Jahren hatte er die chinesische Elektroauto-Branche als die weltweit stärkste neben Tesla gelobt.

