Dass für die Model Y aus der deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin auch eine „lokale“ Versorgung mit Batterie-Zellen vorgesehen ist, sagte Tesla-CEO Elon Musk schon bei seinem Besuch dort im vergangenen Juli. Seitdem blieb offen, wie genau dieses Konzept umgesetzt werden sollte – Tesla beantragte zwar den Bau einer weiteren Halle auf dem Gelände, bezeichnete sie aber als reines Teile-Lager. Am Dienstagabend dann bestätigte die Brandenburger Landesregierung, dass Tesla die Zellproduktion zum offiziellen Bestandteil seiner Giga Berlin machen will. Und laut CEO Musk sind die meisten Anlagen für die Produktion von Batterien in Grünheide schon bestellt.
Deutsche Technik für Giga Berlin
Auch für die Gigafactory im US-Bundesstaat Texas, mit deren Bau Tesla im Sommer 2020 begann, ist eine Zellfertigung vorgesehen. Nach früheren Aussagen von CEO Musk soll die in Deutschland aber Teslas weltweit erste im großen Maßstab werden. Beginnen sollte sie mit 100 Gigawattstunden Kapazität pro Jahr, womit sie schon zu den größten der Welt zählen werde, und später mit jährlich 200-250 Gigawattstunden an Zellen fast sicher die größte überhaupt werden. Rechnerisch würde der höhere Wert für mehr als drei Millionen Elektroautos pro Jahr mit je 75 Kilowattstunden Akku ausreichen.
Allerdings muss dieser Teil der Tesla-Pläne nicht nur wie der Rest der deutschen Gigafactory erst beantragt und genehmigt werden, sondern auch noch fertig entwickelt. Im September 2020 stellte das Unternehmen seine eigene Zelle im XL-Format 4680 vor, die weitaus schneller und billiger zu produzieren sein soll als bisherige. Zu diesem Zeitpunkt hatte in einem Gebäude neben dem Tesla-Werk Fremont schon der Aufbau einer 4680-Pilotproduktion begonnen, nach Informationen von teslamag.de mit Personal und Anlagen des deutschen Spezial-Maschinenbauer Saueressig.
Diese Linie soll nach Tesla-Angaben bis Ende dieses Jahres auf 10 Gigawattstunden Jahres-Kapazität gebracht werden, was nicht einfach wird. Ende November 2020 sagte Musk dazu, fast für alle Teile der eigenen Zellfertigung müssten neuartige Anlagen entwickelt werden. Viele der dafür verwendeten Maschinen würden aus Deutschland und anderen Ländern Europas stammen. In der Telefon-Konferenz zu den Q1-Geschäftszahlen von Tesla an diesem Montag wollten Anleger wissen, welche Fortschritte die Pilotproduktion in Fremont macht, bekamen aber wenig konkrete Antworten.
Tesla-Chef: Meiste Maschinen schon bestellt
Doch Musk ließ bereits durchblicken, dass die Zell-Pläne für Grünheide weiter fortgeschritten sind, als die bis dahin fehlenden offiziellen Pläne dafür vermuten ließen: „Wir haben schon den größten Teil der Anlagen für die Batterie-Produktion in Berlin bestellt“, sagte er in der Telefon-Konferenz. Auch für die Gigafactory in Texas sei „viel“ schon beauftragt – vielleicht eine Bestätigung dafür, dass der deutsche Standort zuerst dran ist.
Auch für Giga Berlin und Texas hat Tesla nach den Informationen von teslamag.de Aufträge an das deutsche Unternehmen Saueressig vergeben. Es soll über ein Patent verfügen, das für die Beschichtung von Elektroden in einem neuen Trocken-Verfahren gebraucht wird und zunächst exklusiv an Tesla lizenziert wurde. Die Technologie spart sowohl Platz als auch Wasser, was wohl eine Voraussetzung ist, um am Standort Grünheide kurzfristig auch Batterien bauen zu können: Die Reserven des zuständigen Wasserverbandes sind schon mit der Elektroauto-Fabrik fast erschöpft, und die Erschließung benachbarter Vorkommen wird nach Angaben der Landesregierung von Brandenburg fünf Jahre dauern.