Aus der Politik halte er sich lieber heraus, schrieb Tesla-Chef Elon Musk Ende 2021 auf Twitter, also dem Dienst, den er inzwischen für 44 Milliarden Dollar gekauft und in X umbenannt hat. Seine Unternehmen kamen schon vorher nicht darum herum, sich damit zu beschäftigen, und auch von der öffentlichen Zurückhaltung ihres CEO ist nicht mehr viel übrig. Am Donnerstag betätigte Musk sich sogar als Bürger-Reporter: Live übertragen auf X, besuchte der Tesla-Chef die Grenze zu Mexiko und ließ sich die durch immer mehr Einwanderer schwierige Situation vor Ort erklären. Später hatte er zudem etwas zu Immigration nach Europa zu sagen.
Milliardär Musk als Bürger-Reporter
Tatsächlich scheint die Förderung von Berichterstattung aus dem Volk mittlerweile eine der zunehmenden Zahl von Missionen zu sein, die Musk als Chef von Tesla, SpaceX, Boring und neuerdings der KI-Firma xAI verfolgt. Traditionelle Medien kommen bei ihm selten gut weg, und nach seinem Besuch am Grenzübergang Eagle Pass rief er auf X explizit dazu auf, Bürger-Journalismus zu betreiben. Mehr davon werde die Welt verändern.
Ob der Multi-CEO und derzeit wieder reichste Mensch der Welt als ganz normaler Bürger zu bezeichnen ist, darf bezweifelt werden, aber trotzdem zeigte er am Donnerstag, wie solche Aktivitäten für ihn aussehen könnten. An der Grenze filmte er sich selbst zunächst im Gespräch mit einem republikanischen Abgeordneten aus Texas, dessen Wahlbezirk 800 Meilen Grenzlinie zu Mexiko umfasst. Die Bevölkerung dort komme sich wirklich im Stich gelassen vor, erklärte der Politiker.
Went to the Eagle Pass border crossing to see what’s really going on pic.twitter.com/ADYY2XvAKT
— Elon Musk (@elonmusk) September 29, 2023
Zu Wort kamen später auch zwei Sheriffs aus der Nähe und der Bürgermeister der Grenzstadt Eagle Pass. Alle drei sagten dem Tesla-Chef im Prinzip, dass sie selbst und ihre Gemeinschaften mit dem zuletzt wieder zunehmenden Ansturm von südamerikanischen Einwanderern über Mexiko überfordert seien. Musk fragte nach Zahlen und hörte, dass allein über Eagle Pass 2000-2500 Menschen pro Tag nach Texas kommen.
Pro Jahr und für die ganzen USA werden sogar rund 2,5 Millionen US-Einwanderer registriert, hielt Musk fest, und schätzte, dass die wahre Immigration sogar doppelt so hoch sei. Von seiner Reporter-Rolle abweichend, sprach er auch sonst viel selbst, lachte und brachte seine eigene Meinung zu dem Thema mit ein. Demnach hätte der Tesla-Chef gern beschleunigte Verfahren für legale Einwanderung von „hart arbeitenden und ehrlichen“ Personen und Einreise-Sperren für solche, die gegen Gesetze verstoßen. Ansonsten würde das System öffentlicher Dienstleistungen zusammenbrechen.
Tesla-Chef kritisiert deutsche Politik
Das hätte er auch ohne Besuch vor Ort auf X schreiben können, denn anders als von manchen Fans vermutet, war der Tesla-Chef nicht der erste Reporter, der in der Grenzregion von Texas mit lokalen Politikern über Probleme sprach. Welche Interview-Techniken er bei seinen Einsätzen wählt, bleibt ihm natürlich selbst überlassen. Aber an der IT-Grundlage für Bürger-Journalismus mit Musk muss offenbar noch gearbeitet werden. Denn schon bei seinem Live-Stream vom Test der neuesten Version der Tesla-Software FSD in diesem August war die Bildqualität schlecht, und die Übertragung aus Eagle Pass brach jetzt nach etwa 15 Minuten ab.
Yes. And it’s called saving lives. https://t.co/7eTCbKhG8w
— GermanForeignOffice (@GermanyDiplo) September 29, 2023
Das Thema Grenzen schein Musk jedoch anhaltend und nicht nur in Amerika zu beschäftigen. Am Freitag leitete er auf X einen Beitrag weiter, in dem ein Nutzer zusammen mit einem Wahlaufruf für die AfD schrieb, derzeit würden im Mittelmeer acht Schiffe von deutschen Organisationen, finanziell unterstützt von der Regierung, illegale Einwanderer aufnehmen und nach Italien bringen. Ob das der deutschen Öffentlichkeit bekannt sei, fragte der Tesla-Chef. Mehrere deutsche X-Nutzer bejahten das, und das Außenministerium erklärte, man bezeichne das als Leben retten. Davon ließ Musk sich jedoch nicht beeindrucken und schrieb, für ihn höre es sich eher nach Schleuserei an.