Bild: Tesla (Archiv)
Vor dem lange angekündigten und heiß erwarteten Batterie-Informationstag bei Tesla schießen die Spekulationen ins Kraut. Zuletzt wurde entdeckt, dass ein Hersteller von Silizium-Nanodrähten ganz in die Nähe des Tesla-Stammwerks in Fremont gezogen ist, was Beobachter als Anzeichen für eine Kooperation sahen. Darüber hinaus hat CEO Elon Musk schon gesagt, dass Technologie des 2019 übernommenen Spezialisten Maxwell Technologies für viel höhere Energie-Dichten von Batterie-Zellen eine wichtige Rolle bei Tesla spielen werde. Jetzt aber bremste er selbst zumindest die kurzfristigen Erwartungen: 50 Prozent mehr Akku-Kapazität bei gleichem Gewicht seien durchaus möglich, erklärte Musk – aber erst in drei bis vier Jahren.
Tesla hat neuen Nano-Nachbarn
Auf die Idee mit der Nano-Kooperation kamen Beobachter auch deshalb, weil der Tesla-Chef vor kurzem scheinbar unmotiviert einige Zeilen aus einem Nirvana-Song zitiert hatte, in dem Kurt Cobain erklärte, er werde keine Risse davontragen („I’m not gonna crack“). Das wurde als Anspielung auf neuartige Technologie für die Verwendung von Silizium als Anoden-Material verstanden, das weitaus mehr Energie aufnimmt als das bislang übliche Graphit, sich dabei aber vergrößert und deshalb zu Rissen neigt. Der neue Tesla-Nachbar in Fremont heißt Amprius und will dieses Problem in den Griff bekommen haben.
Darüber hinaus betreibt Tesla aber auch reichlich eigene Batterie-Forschung und steckt laut Musk „super-tief“ in diesem Gebiet. Immer wieder werden Tesla-Patente öffentlich, die mit Verbesserungen bei Zell-Chemie oder -Aufbau letztlich immer das Gleiche, aber in verschiedenen Kombinationen, erreichen sollen: mehr Energie-Dichte, längere Verwendbarkeit und billigere Produktion. Darüber hinaus hat auch vor allem der chinesische Tesla-Partner CATL mehrfach von Zell-Verbesserungen auf verschiedenen Ebenen berichtet.
400 Wh/kg *with* high cycle life, produced in volume (not just a lab) is not far. Probably 3 to 4 years.
— Elon Musk (@elonmusk) August 24, 2020
Auf welche Leistungswerte all das hinausläuft und bis wann, lässt sich von außen schwer absehen. Doch jetzt hat Tesla-Chef Musk selbst zumindest eine Größenordnung mit konkreten Zahlen genannt: 400 Wattstunden pro Kilogramm seien nicht mehr weit weg, kommentierte er eine Twitter-Diskussion über den möglichen Silizium-Partner Amprius. Wahrscheinlich in drei bis vier Jahren werde es solche Zellen geben, schrieb der CEO, und zwar mit vielen Lade-Zyklen und nicht im Labor-Maßstab, sondern unter Volumen-Produktion.
Tesla-Superzelle dauert noch
Das hört sich spektakulär an und wäre tatsächlich ein erheblicher Fortschritt um etwa 50 Prozent gegenüber dem heutigen Serien-Stand. Laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters liegen die aktuell von Tesla verwendeten Panasonic-Zellen für Model 3 und Model Y bei rund 260 Wattstunden pro Kilogramm.
Im Umkehrschuss bedeuten die Äußerungen des Tesla-Chefs aber auch, dass solche viel besseren Akkus noch nicht in näherer Zukunft verfügbar sein werden, sondern eben erst in einigen Jahren. Das heißt natürlich nicht, dass Tesla nicht trotzdem versuchen könnte, mit den neuen Tricks des neuen Nachbarn Amprius zu arbeiten. Aber kurzfristig hat Musk vielleicht versucht, die Aufregung vor Teslas Batterie-Tag doch etwas zu dämpfen.