Mit Software-Updates über Funk kann Tesla Fehler in seinen Elektroautos beheben, schon laufende Funktionen verbessern und neue einführen, und macht davon zur Freude der Kunden regen Gebrauch. Bei einer bekannten Schwäche von älteren Tesla Model S und Model X aber scheint das nicht zu helfen: Trotz mittlerweile sechs Updates versagen darin nach längerer Nutzung immer noch die Speicher-Chips des Infotainment-Computers, was dessen Ausfall zur Folge hat. Vor kurzem hat sich Tesla bereit erklärt, die Garantie dafür zu verlängern und auch die Kosten für schon ersetze Chips zu erstatten. Trotzdem hat die US-Behörde NHTSA jetzt eine Untersuchung des Problems gestartet, die zu einem Rückruf führen könnte.
Tesla meldet 12.523 Fälle in USA
Dass sich die Behörde mit dem Fall beschäftigt, gab sie schon in diesem Juni bekannt. Im Rahmen dieser vorläufigen Evaluierung von elf eingereichten Beschwerden holte sie weitere Informationen von Tesla ein und meldete jetzt zusätzlich, darauf aufbauend eine technische Analyse eingeleitet zu haben. Denn im Rahmen des ersten Verfahrens musste Tesla schon Zahlen zu dem Chip-Problem bei Model S und Model X vorlegen, und die waren hoch.
Mittlerweile lägen ihr 537 Beschwerden von Tesla-Besitzern in den USA dazu vor, informiert die NHTSA. Insgesamt habe Tesla auf Anforderung 12.523 Fälle gemeldet, in denen ein Austausch des Chips für das Infotainment-System innerhalb oder außerhalb der Garantiezeit vorgenommen wurde. Wenn der als Media Control Unit bezeichnete Computer ausfällt, hat das auch Folgen für manche Funktionen, die beim sicheren Fahren wichtig sein können. So lässt sich die Klimaanlage nicht mehr steuern, was bei beschlagenen Scheiben gefährlich sein kann. Außerdem sind Warn- und Blinker-Signale nicht mehr zu hören.
Alle frühen Model S und Model X betroffen
Das Problem betrifft laut NHTSA alle Tesla Model S und Model X, die bis 2018 produziert wurden. Denn ihr MCU-Chip hat nur 8 Gigabyte Kapazität. Das ist so wenig, dass er nach vielen Schreibzyklen ausfällt. Deren Zahl hat Tesla zwar nach eigenen Angaben in einer Antwort an die NHTSA mit sechs Software-Updates reduziert, räumt aber ein, das der Speicher bei einer Fahrt pro Tag immer noch nach 11-12 Jahren defekt sein werde – und bei häufigerem Fahren entsprechend früher.
Früher oder später würden nach Angaben von Tesla 100 Prozent der Speicher-Chips in den 158.716 Model S und Model X ausfallen, die von 2012 bis 2018 in den USA verkauft worden seien, meldete die NHTSA weiter. Vor diesem Hintergrund habe sie eine technische Analyse gestartet, um Ausmaß, Häufigkeit und Sicherheitsrelevanz des Problems näher zu bewerten. Wie die Behörde in einem anderen Dokument erklärt, wird in diesem Verfahren über die Einleitung eines Rückrufs entschieden. Voraussetzung dafür sei, dass ein sicherheitsrelevanter Fehler festgestellt werde und der Hersteller nicht von sich aus einen Rückruf startet.