Wenn man den Rekord-Fahrten der Elektroautos von erst Porsche, dann Tesla und zuletzt Rimac auf der Nordschleife des deutschen Nürburgrings zusieht, könnte man den Eindruck bekommen, das sei alles ganz einfach – aber die Strecke trägt ihren Spitznamen „Grüne Hölle“ nicht ohne Grund, wie jetzt ein belgischer Tesla-Fahrer in Erinnerung rief. Sein Model S Plaid hatte er für bessere Rennfähigkeit mit dem Track-Paket aufrüsten lassen, das auch bei dem zwischenzeitlichen Ring-Rekord montiert war. Aber trotz viel Respekt für Auto und Strecke erlebte er auf der Nordschleife einen gefährlichen Dreher.
Tesla-Fahrer am Steuer bleibt ruhig
Neben Drohnen-Aufnahmen bietet der Belgier Steven Peeters auf seiner Website Management-Beratung an, und zusätzlich betreibt er einen Youtube-Kanal, für den er seinen Tesla testet und auch andere Elektroauto-Themen bespricht. Zuletzt ging es dort viel um das Model S Plaid, das er im Februar bekam und im Juni mit dem Track-Paket aufrüsten ließ. Bevor er damit selbst auf den Ring ging, ließ er dort einen erfahreneren YouTuber ans Steuer. Der entschuldigte sich anschließend bei Tesla, nachdem er zuvor ein Model S Plaid ohne das Paket als gefährlich instabil bezeichnet hatte.
Nach dieser Entwarnung wagte sich jetzt auch Peeters selbst mit seinem Plaid-Tesla auf die anspruchsvolle Strecke – aber das ging schief. Ein Video dazu von diesem Dienstag beginnt damit, dass das grau folierte Model S über eine Kuppe vor einer scharfen Links-Kurve geschossen kommt. Beim Einlenken kommt das Heck zu weit heraus, und noch bevor die Kurve richtig beginnt, rutscht das Elektroauto quer zur Fahrtrichtung. Staubend und quietschend setzt sich die Drehung auf dem inneren Grünstreifen und dann wieder auf der Fahrbahn fort, an deren rechtem Rand das Model S dann nach einer weiteren zum Stehen kommt.
„Jap, das sind ich und mein Auto auf dem Nürburgring, wie wir beinahe die Absperrung rammen“, setzt dann der Kommentar ein. Die Außen-Aufnahmen hat sich Peeters von einem anderen Filmer besorgt, seine eigenen von innen kann man gleich darauf sehen. Vor der Kuppe ist der Plaid-Tesla demnach etwas über 230 km/h schnell – und als er sich dahinter zu drehen beginnt, immer noch gut 160 km/h. Während die Cockpit-Kamera dadurch mal nach vorn und mal nach hinten gerichtet ist, wirkt Peeters ruhig. Durch die Seitenfenster beobachtet er das Umfeld und kurbelt dann rechtzeitig das Yoke-Steuer des Model S zurück, um neben der hohen Leitplanke statt an ihr zum Stehen zu kommen.
Ein paar andere Runden an dem Tag seien problemlos verlaufen, aber diese wäre beinahe teuer geworden, schreibt Peeters in den Kommentaren, und meinte das nicht nur finanziell. Nach der Kuppe sei er wohl etwas vom Strompedal gegangen und das Auto dadurch instabil geworden, erklärt er in dem Video. Um vor der Kurve bremsen zu können, habe er es wieder gerade ausrichten wollen, sei dadurch aber noch zu schnell gewesen. Das und möglicherweise etwas Bremsen hätten dann dazu geführt, dass das Heck ausbrach und eine Kettenreaktion bis zum Ende in Gang kam.
Model S Plaid bei Dreher kaum beschädigt
Peeters und seinem Beifahrer ist bei dem Vorfall nach seiner Schilderung nichts passiert, und auch der Tesla hat ihn weitgehend unbeschadet überstanden. Der rechte Vorderreifen verlor Luft, was sich aber mit einer Neumontage in einer nahe Werkstatt beheben ließ. Am Tag darauf hatte Peeters ohnehin einen Termin bei Tesla, und nach einer Durchsicht hörte er dort, dass nur zwei Clips und der Kopf einer nicht wichtigen Schraube verloren gingen.
Dennoch beendet er sein Video mit einer Warnung: Der Nürburgring sei eine schön zu fahrende Strecke, aber auch schwierig, und heiße nicht umsonst Grüne Hölle. Er selbst sei die Nordschleife inzwischen mehrere Male mit verschiedenen Autos und hohen Geschwindigkeiten gefahren, doch schon bei einer Kleinigkeit könne sich alles verändern und die Strecke versuchen, „dich zu töten“. „Fahrt zum Nürburgring, habt Spaß, aber bleibt sicher“, appelliert er an die Zuschauer. Dass er selbst überlebt hat, schreibt er zu 1 Prozent eigenem Geschick zu und zu 99 Prozent Glück.