Dass Kalifornien als die Heimat von Tesla und vieler wohlhabender Technologie-Freunde früher oder später ganz auf Elektroautos setzen würde, war eigentlich zu erwarten. Insofern überraschte auch nicht, dass der Gouverneur des US-Bundesstaats an der Westküste jetzt ein Verkaufsverbot für nicht-emissionsfreie Autos ab 2035 verkündete. Weniger zu erwarten aber war, dass anschließend der CSU-Vorsitzende und bayerische Minister-Präsident Markus Söder auf dieselbe Linie ging – fast jedenfalls.
Auf Elektroauto-Kurs dank Tesla
Am Tesla-Sitz Kalifornien dürfen nach der Anordnung von Gouverneur Gavin Newsom ab dem Jahr 2035 nur noch emissionsfreie Personen- und Lastwagen neu verkauft werden. Schon zu viele Jahrzehnte lang sei zugelassen worden, „dass Autos die Luft verschmutzen, die unsere Kinder und Familien atmen“, hieß es vergangene Woche in einer Erklärung seines Büros. Autos ohne lokale Emissionen lassen sich theoretisch auch mit Wasserstoff-Brennstoffzellen realisieren. Aber nachdem Tesla im Pkw-Bereich neue Maßstäbe gesetzt hat, wenden sich auch andere Hersteller von dieser Technologe ab und gehen verstärkt in die Richtung von Elektroautos.
In Kalifornien sind Elektroautos und vor allem Teslas schon deutlich verbreiteter als in Deutschland (das Model 3 war in dem US-Bundesstaat im ersten Quartal 2020 das meistverkaufte Auto überhaupt). Aber auch hierzulande steigt der Elektroauto-Anteil dank erhöhter Förderung und vielleicht auch der guten Luft während der Coronavirus-Sperren zunehmend. Und in diesem Umfeld kam jetzt die überraschende Äußerung zu Verbrennern von Bayerns Regierungschef Söder.
Bei einem Online-Parteitag der CSU am zurückliegenden Wochenende ging der Politiker, dem Kanzler-Ambitionen nachgesagt werden, jetzt direkt auf die neue Vorschrift in Kalifornien ein. Er sei sehr dafür, dass „wir ein Enddatum setzen“, sagte Söder laut einem Spiegel-Bericht bei der Veranstaltung. Zum Jahr 2035 sagte er, dieses komme ihm vor wie „ein sehr gutes Datum dafür“. Deutschland könne damit zeigen, wann das fossile Zeitalter zu Ende gehe.
Söder nicht klar für Elektroautos
Das hört sich nach einem klaren Tesla- und Elektroauto-Kurs auch in Bayern und vielleicht Deutschland an, aber laut Spiegel hielt sich Söder noch eine Hintertür offen: Er sprach nicht vom Ende aller Verbrenner, sondern nur von solchen mit fossilen Kraftstoffen. Synthetisch hergestelltes Benzin und Diesel könnte damit weiter eine Option bleiben; es ist anders als Elektro- und Wasserstoff-Autos nicht lokal emissionsfrei, lässt sich rechnerisch aber ohne zusätzliche CO2-Belastung herstellen und verbrennen.
Zudem weist das Magazin darauf hin, dass Söder schon 2007 nur noch Autos mit „umweltfreundlichem Antrieb“ gefordert hatte, damals ab dem Jahr 2020. Allerdings sprach er zu diesem Zeitpunkt noch von Wasserstoff- und Hybrid-Autos als angestrebte Ablösung für Verbrenner.