Bild: Tesla (Archiv)
Anfang Mai wurde überraschend bekannt, dass Tesla eine Lizenz als Strom-Produzent in Großbritannien beantragt hatte, was zunächst einmal vor allem Fragen aufwarf. Mitte Juni wurde die Lizenz erteilt, und weitere Informationen lassen allmählich besser erkennen, in welche Richtung die Energie-Pläne von Tesla in Europa gehen: Tesla wurde Ende Juni Mitglied neuestes Mitglied der europäischen Strom-Börse Epex Spot und eine Führungskraft soll den Europa-Start der Software Autobidder in diesem Sommer angekündigt haben, mit der Tesla-Kunden „Geld mit ihren Energie-Speichern verdienen“ können.
Börse begrüßt Tesla als Händler
„Glückwunsch an Tesla zu eurem ersten Handelstag bei uns. Wir freuen uns, euch an Bord zu haben“, schrieb die Epex Ende Juni auf ihrer LinkedIn-Seite ohne nähere Informationen. Auf der Website der Börse ist Tesla inzwischen aber unter den Mitgliedern aufgeführt – mit einem Firmensitz in Großbritannien, also wohl der britischen Tesla-Tochter mit der frischen Strom-Lizenz.
Außerdem ist der Epex-Website zu entnehmen, an welchen Segmenten Tesla sich beteiligt: am Day-Ahead-Handel und an der Intraday-Auktion (also nicht am kontinuierlichen Intraday-Handel nicht am Kapazitätsmarkt). Und der Blog Electrek zitiert dazu Rohan Ma, Führungskraft in Teslas Energie-Bereich, mit der Aussage, in diesem Sommer werde Tesla in Europa mit seiner Autobidder-Plattform starten. Mit ihrer Hilfe sollen Kunden mit Energie-Speichern von Tesla auf Strom-Märkten Einnahmen erzielen.
Autobidder ist eine „Echtzeit-Plattform für Handel und Steuerung“, mit der Strom-Produzenten und Speicher-Betreiber Einnahme-Strategien entsprechend ihrer Geschäftsziele und Risikoneigung definieren können, schreibt Tesla auf der Website dazu. Bislang war davon nur im Zusammenhang mit großen Akku-Speichern von Tesla zum Beispiel in Australien die Rede. Die Batterie-Parks stabilisieren das Strom-Netz und verdienen damit viel Geld, werden aber nicht von Tesla selbst betrieben.
Tesla-Chef setzt auf Energie
Mit Autobidder würden schon hunderte Megawatt Kapazität verwaltet und seien schon einige Gigawattstunden Netz-Dienste weltweit bereitgestellt worden, schreibt Tesla weiter, was nicht atemberaubend viel ist. Aber viele neue Großspeicher-Projekte mit Tesla-Technik laufen, und theoretisch könnte Tesla auch alle Fahrer seiner Elektroautos zum Teil eines Systems zum automatischen Ausgleich zwischen Strom-Angebot und -Nachfrage (was aber im Model 3, anders als kurz erhofft, noch nicht vorbereitet ist). Hinzu kommen die großen und kleinen Kunden mit Tesla-Photovoltaik auf dem Dach oder Powerwall-Speichern in der Garage.
Teslas übergeordnete Strategie sei, zu einem riesigen, weltweit verteilten Strom-Versorger zu werden, hatte CEO Elon Musk schon im Oktober 2019 über das Solar- und Speicher-Geschäft erklärt. Das Energie-Geschäft von Tesla werde unterschätzt, sagte er bei dieser Gelegenheit. Tatsächlich gerät es angesichts der Aufregung allein um Teslas Elektroautos oft medial in den Hintergrund. Aber wie der Börsen-Einstieg und der kommende Autobidder-Start in Europa zeigen, wird bei Tesla weiter daran gearbeitet.