Alle mittlerweile vier Elektroauto-Fabriken von Tesla weltweit haben im dritten Quartal neue Rekorde bei der Zahl der produzierten Fahrzeuge erzielt, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend zusammen mit seinen Geschäftszahlen für diesen Zeitraum mit. Die in Deutschland ist der ebenfalls neuen Gigafactory in Texas dabei weiter voraus, geht aus den Angaben hervor. Noch in diesem Jahr soll sie zudem Model Y mit tragendem Akku und auch dem vorderen Rahmen-Teil aus einem Guss produzieren, wie es eigentlich von Anfang an geplant war. Und mit Blick auf die Energie-Probleme in Europa macht sich Tesla wenig Sorgen um seine Fabrik in Grünheide bei Berlin.
Deutsches Model Y dürfte mit BYD-Akku kommen
Mit einer starken Steigerung zum Ende des Quartals hin habe die deutsche Gigafactory erstmals eine Produktion von 2000 Model Y innerhalb einer Woche erreicht, wiederholt Tesla im Q3-Geschäftsbericht diese Information, die Anfang schon einmal einzeln veröffentlicht wurde. In der Fabrik in Texas sei dieser Meilenstein mittlerweile ebenfalls fast erreicht. Die deutsche Gigafactory produziert anders als zunächst geplant bislang Model Y nur mit Akkus aus konventionellen Batterien im 2170-Format. Texas begann mit den eigenen 4680-Batterien und -Akkus, stieg wenig später aber ebenfalls überwiegend auf zugelieferte 2170-Batterien wie in den Fabriken in Fremont und China um.
Der Grund dafür dürfte unter anderem in der weiter stockenden Batterie-Produktion bei Tesla selbst liegen. Trotzdem soll das Model Y in Deutschland nach Angaben in dem Quartalsbericht bald mit einem „strukturellen“ Akku produziert werden. Er wird also Teil der tragenden Fahrzeug-Struktur, und dafür ist neben dem bereits an einem Stück in Giga-Pressen gegossenen hinteren Rahmen-Element auch für vorne ein solches riesiges Gussteil vorgesehen. Diese Integration soll Gewicht sparen und einen Teil der Kosten-Reduktion ausmachen, den Tesla sich von dem Einsatz der 4680-Batterien verspricht.
Allerdings sieht es danach aus, als würden für das deutsche Model Y mit Struktur-Akku und Front-Guss vorerst ebenfalls keine selbst produzierten Batterien eingesetzt – denn selbst in den USA scheint es noch nicht genügend 4680-Produktion dafür zu geben, wie die Rückkehr zu 2170 nahelegt. Stattdessen dürfte Tesla in der Gigafactory bei Berlin fertige Akkus von BYD einsetzen. Denn im August erreichten teslamag.de Informationen über die passende EU-Typgenehmigung: Anfang Juli ließ die niederländische Behörde RDW ein Model Y zu, das intern als Variante Y7CR bezeichnet wird. Nach den Angaben dazu hat es Heck-Antrieb und eine WLTP-Reichweite von 440 Kilometern bei 55 Kilowattstunden Kapazität – und dieser Tesla-Akku soll von BYD kommen und wird als „strukturell“ bezeichnet.
Energie-Krise macht Tesla keine großen Sorgen
Seit Ende August kann man bei Tesla in Europa ein Model Y in der Basis-Ausführung mit Hinterrad-Antrieb bestellen. Dabei dürfte es sich um die Version mit 60 Kilowattstunden LFP-Akku von CATL handeln, die in China schon länger verkauft wird. Mit dem jetzt angekündigten Produktionsbeginn für Model Y mit strukturellem Akku in Deutschland dürfte der Umstieg auf BYD mit etwas weniger Reichweite und Kapazität kommen. Gerüchte über eine solche Zusammenarbeit zwischen Tesla und dem chinesischen Batterie- und Elektroauto gab es zuvor mehrfach, wobei es dabei meist um Pläne für China ging.
Stattdessen dürfte Tesla Batterien von seinem nach Panasonic, LG Energy und CATL dann vierten Lieferanten zuerst in Deutschland einsetzen. Der Hochlauf dort gehe weiter schnell voran und entspreche den Erwartungen, schreibt das Unternehmen in seinem Q3-Bericht. Die drohende Energie-Krise in Europa in diesem Winter macht Tesla dabei nach Angaben seines Finanzchefs Zachary Kirkhorn in der anschließenden Telefon-Konferenz wenig Sorgen: Erstens könne man problemlos kürzere Unterbrechungen verkraften, sagte er – für die es im Übrigen keinerlei Anzeichen gebe, wie CEO Musk ergänzte. Und zweitens habe Tesla Notfall-Vorkehrungen getroffen, was auch für die meisten seiner Zulieferer gelte.