In den USA gab es allein in diesem November schon drei Rückrufe für Elektroautos von Tesla, und für China wurden in dieser Woche zwei weitere bekannt, die zusammen rund 80.000 ältere Model S und Model X sowie Model 3 betreffen. Bei der weitaus größeren dieser zwei neuen Aktionen geht es allerdings nur um ein Software-Update – und so sieht es auch für dieses Jahr insgesamt aus: In den USA ist die Zahl der Tesla-Rückrufe in 2022 zwar deutlich gestiegen, doch in etwa zwei Dritteln dieser Fälle wurde zur Erledigung nur neue Software benötigt.
Tesla-Verteidiger fordern Differenzierung
Bei den aktuellen Rückrufen in China geht es zum einen um knapp 68.000 importierte Model S und Model X aus der Zeit bis Ende 2020, berichtet CNBC. Bei diesen könne es zu einem Problem mit dem Batterie-Management kommen, was mit einem Funk-Update gelöst werde. In die Werkstatt müssen dagegen knapp 13.000 Model 3, die 2019 in den USA und von Ende des Jahres bis September 2022 in China produziert wurden: Bei ihnen ist möglicherweise das Gurtschloss für den mittleren Sitz hinten nicht richtig befestigt.
Rückruf ist also nicht mehr gleich Rückruf – eine Werbeagentur buchte schon auf eigene Rechnung einen Bildschirm am New Yorker Times Square, um zu verbreiten, dass reine Software-Updates, auch wenn sie behördlich überwacht sind, nicht als solcher bezeichnet werden sollen (s. Foto oben). Tesla-Verteidiger in Foren schließen sich an, sobald erneut von einem Rückruf berichtet und auf diese Differenzierung in der Überschrift nicht hingewiesen wird.
Dazu hatten sie in diesem Jahr mehr Gelegenheit als je zuvor. Mit einer steigenden Zahl von Tesla-Rückrufen ist im Zuge der steigenden Verkäufe wohl zu rechnen. Doch aus einer Datenbank der US-Behörde NHTSA geht hervor, dass es im bisherigen Jahresverlauf von 2022 insgesamt schon 19 solcher Aktionen gab, die zusammen gut 3,8 Millionen Elektroautos betrafen, also rechnerisch jeden Tesla in den USA mehr als einmal. Im Jahr zuvor hatte es nur 11 Tesla-Rückrufe in den USA für rund 650.000 Fahrzeuge gegeben.
Wenige Elektroautos mit Werkstatt-Rückruf
Gleichzeitig hat sich aber das Verhältnis von physischen zu virtuellen Rückrufen drastisch verschoben. Von den elf Aktionen in 2021 war nur eine ein Software-Update (für 11.728 Model 3 bis Model X), in zehn Fällen aber mussten betroffene Tesla-Besitzer tatsächlich in die Werkstatt oder einen mobilen Ranger kommen lassen. In diesem Jahr dagegen ließen sich 12 der 19 offiziellen Rückrufe mit einem Update per Funk erledigen, also knapp zwei Drittel. Bei der Zahl der betroffenen Fahrzeuge war dieses Bild noch deutlicher: Zur Tesla-Werkstatt mussten nur gut 30.000 Elektroautos, während für den großen Rest der 3,8 Millionen ein Update reichte.