Die Elektroautos von Tesla können beides: Ihren Besitzern mit dem überaus spritzigen Fahrverhalten ein Grinsen mit zudem relativ gutem Umweltgewissen ins Gesicht zaubern – oder sie mit langen Werkstatt-Aufenthalten wegen kleiner oder auch größerer Mängel in den Wahnsinn treiben. CEO Elon Musk hat vor kurzem eingeräumt, dass es mit der Produktionsqualität bei Tesla zumindest während des Hochlaufs nicht zum Besten bestellt ist. Zwei US-Studien haben jetzt kurz nacheinander gezeigt, wie sich das auswirkt: In einer Bewertung nur der Zuverlässigkeit landete Tesla auf den ganz hinteren Rängen, in einer umfassenderen Rangliste mit mehr Faktoren immerhin in der Mitte.
Tesla bei J.D. Power weit hinten
Bei der alljährlichen Vehicle Dependability Study von J.D. Power läuft Tesla sozusagen außer Konkurrenz, denn anders als die anderen Hersteller erteilt das Unternehmen nicht die in manchen US-Bundesstaaten erforderliche Erlaubnis, seine Kunden zu kontaktieren. Trotzdem berücksichtigt die Marktforschungsfirma die Elektroautos aus Fremont anhand der Ergebnisse aus dem Rest der USA. Dafür werden Besitzer von drei Jahre alten Fahrzeugen befragt, wie viele Probleme damit in den vergangenen 12 Monaten aufgetreten sind.
Und bei Tesla waren das mit 176 Problemen pro 100 Autos weit überdurchschnittlich viele, wie aus einer Pressemitteilung von J.D. Power aus dieser Woche hervorgeht. Schlechter schnitten unter den insgesamt 32 Marken nur noch Jaguar, Alfa Romeo und ganz am Ende Land Rover ab. An der Spitze der Qualitätsliste steht dagegen Lexus, gefolgt von Porsche und Kia, die jeweils unter 100 Problemen pro 100 Autos blieben. Insgesamt verbesserte sich die daran gemessene Qualität von dreijährigen US-Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahr auf den mit 121 besten Wert in der 32-jährigen Geschichte der Untersuchung.
Am selben Tag wie J.D. Power seine Qualitätsstudie veröffentlichte die Verbraucherschutz-Organisation Consumer Reports (CR) ihre neue Rangliste der besten Automarken in den USA. Dazu werden ebenfalls Kunden befragt – zu Problemen, aber auch zur Zufriedenheit. Und so ergibt sich für Tesla immerhin ein gemischtes Bild.
Model 3 weiter unter Top Picks
Mit dem Model 3 kam Tesla mit einem seiner Elektroautos sogar in die Liste der zehn „Top Picks 2021“, also der zehn besten Modelle für dieses Jahr laut CR. Gelobt wird seine Fahr-Erfahrung „wie aus einer anderen Welt“ und dass es noch nie so viel Spaß gemacht habe, umweltfreundlich zu sein. In der Liste der ebenfalls 32 Auto-Marken in den USA erreichte Tesla insgesamt trotzdem nur den 16. Platz. Keines der drei anderen Modelle außer dem Model 3 wird empfohlen. Denn auch bei der „prognostizierten Zuverlässigkeit“ von CR, ermittelt durch Befragungen von Besitzern, schneidet Tesla nicht gut ab.
Dabei zeigt sich allerdings auch, dass das Ergebnis von J.D. Power möglicherweise dadurch beeinflusst war, dass in dem dort untersuchten Produktionsjahr 2018 der Hochlauf des Model 3 stattfand. Bei CR dagegen scheint es keine Einschränkung auf einzelne Jahrgänge zu geben, und hier wurde die Tesla-Zuverlässigkeit zumindest nicht als mit am schlechtesten bewertet. Wie bei JD. Power bekamen Land Rover und Alfa Romeo die niedrigste Note, ausgedrückt mit zwei Pfeilen nach unten auf rotem Untergrund. Tesla schaffte immerhin Orange und nur einen Negativ-Pfeil – zusammen mit zehn anderen Marken einschließlich der erfahrenen US-Hersteller Ford und General Motors.
Als positiver Faktor kommt bei Tesla nicht nur beim Model 3 die hervorragende Bewertung des Verhaltens auf der Straße hinzu. Auf 88 Punkte wie der Elektroauto-Hersteller kamen hier sonst nur Porsche und Audi. Außerdem zeigten sich Tesla-Besitzer wie schon in früheren Umfragen trotz mäßiger Zuverlässigkeit überaus zufrieden mit ihren Fahrzeugen – nur Lincoln bekam hier ebenfalls den Doppel-Pfeil nach oben in Grün. Und als einziger Auto-Marke in den USA verlieh Consumer Reports Tesla für alle getesteten Modelle die Zusatz-Lorbeeren „Green Choice“ für Umweltfreundlichkeit.