Je nach Betrachtungsweise ist BYD aus China der engste Verfolger von Tesla oder an dem US-Unternehmen schon vorbeigezogen: Bei der weltweiten Verkaufszahl reiner Elektroautos lag Tesla im vergangenen Jahr noch klar vorn, doch zusammen mit den in China weiterhin wichtigen Plugin-Hybriden übernahm BYD die Spitze. Bislang zeichnete sich das chinesische Unternehmen dabei trotz der höheren Stückzahlen durch weitaus weniger Gewinn als bei Tesla aus, doch auch hier kommt es jetzt näher: Im vergangenen Jahr hat BYD seinen Überschuss mehr als verfünffacht und im letzten Quartal sogar um den Faktor 11 gesteigert.
BYD und Tesla Sieger im Preiskrieg?
Das geht laut einem Bericht von CnEVPost aus Zahlen hervor, die das Unternehmen am Dienstag vorlegte. Am Mittwoch folgte außerdem eine nicht öffentliche Anleger-Konferenz, von der ebenfalls Informationen bekannt wurden. Der BYD-Überschuss in 2022 betrug demnach 16,6 Milliarden Renminbi oder umgerechnet rund 2,4 Milliarden Dollar, 446 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im vierten Quartal waren es 7,3 Milliarden Renminbi (1,06 Milliarden Dollar) nach 602 Millionen Renminbi ein Jahr zuvor, was einer Steigerung um mehr als 1100 Prozent entspricht.
Zu Tesla mit seinen 12,6 Milliarden Dollar Überschuss in 2022 fehlt also immer noch ein gutes Stück, doch der Abstand hat sich sprunghaft verringert. Beobachter gehen davon aus, dass BYD und Tesla diejenigen Unternehmen sein werden, die für schwieriger werdende Elektroauto- Verkäufe am besten positioniert sind. So lange das Angebot die Nachfrage übersteige, werde der Preiskrieg weitergehen, sagte dazu laut CnEVPost jetzt der Chairman des chinesischen Unternehmens. Einige Hersteller würden das nicht überleben. So sei es zuvor bei Hausgeräten und Mobiltelefonen aus China gewesen, und bei Elektroautos werde es nicht anders sein.
Nachdem Tesla zu Beginn des Jahres seine Preise in China erneut gesenkt und BYD sich rasch angeschlossen hatte, sind inzwischen mehrere Dutzend andere Hersteller gefolgt. Am Mittwoch sprach der BYD-Chairman laut CnEVPost von etwas schwächerer Nachfrage auf dem Heimatmarkt im Januar und Februar, doch das Unternehmen konnte seine Verkäufe weiter erheblich steigern. In den zwei Monaten verkaufte es zusammen rund 345.000 reine Elektroautos und Plugin-Hybride (je etwa zur Hälfte), 90 Prozent mehr als vor einem Jahr, und will im gesamten ersten Quartal auf eine Steigerung von 80 Prozent kommen.
Volkswagen in USA und China überholt
In Europa einschließlich Deutschland ist BYD mittlerweile ebenfalls aktiv. Den US-Markt aber will das Unternehmen einstweilen nicht angehen, sagte der Chairman am Mittwoch – möglicherweise weil dort nur Elektroautos aus nordamerikanischer Fertigung und mit Batterie-Material aus Partner-Ländern voll gefördert werden. Dort dürfte Tesla im ersten Quartal erstmals den deutschen VW-Konzern überholt haben – und das Gleiche ist ihm jetzt auf einem viel höheren Niveau mit seiner Hauptmarke Volkswagen in China passiert: Schon im November 2022 wurden dort erstmals mehr Autos von BYD als von VW (mit lokalen Joint-Venture-Partnern) neu zugelassen, und laut einem Bericht von Reuters war das chinesische Unternehmen auch in diesem Februar ganz vorn.