In mittlerweile zwölf US-Bundesstaaten bietet Tesla eine eigene Versicherung für Elektroautos an – außer in Kalifornien, wo das verboten ist, auf der Grundlage von dynamischen Tarifen, die nach dem individuellen Unfall-Risiko der Kunden festgelegt werden. Auch eine Tesla-Versicherung für Europa wird laut Job-Anzeigen seit mindestens Juni 2020 vorbereitet, und im April darauf wurde die Eintragung der deutschen Vertretung einer maltesischen Gesellschaft dafür bekannt. Inzwischen soll die Zentrale für diesen Bereich in London angesiedelt sein – und Tesla sucht einen Justiziar, der von dort aus das europäische Versicherungsgeschäft vorbereitet.
Tesla-Justiziar soll aus London agieren
Der Startschuss dafür hätte schon 2022 fallen können, wie Teslas Finanzchef Zachary Kirkhorn im Januar in Aussicht stellte: Das Ziel sei, die eigene Versicherung bis Ende des Jahres 80 Prozent der Tesla-Kunden in den USA anbieten zu können, sagte er. Drei Monate zuvor war der Tarif mit dynamischer Prämie im Bundesstaat Texas eingeführt worden und kam laut Kirkhorn gut an. Deshalb sei eine möglichst schnelle Expansion geplant. Wenn sie gut vorangehe, könne sich Tesla gegen Jahresende dem europäischen Markt zuwenden, sagte der CFO.
Als Kirkhorn in diesem Januar ein weiteres Update zu dem Thema gab und erneut von guten Erfahrungen berichtete, bot Tesla Versicherungen für seine Elektroautos in insgesamt zwölf Bundesstaaten an. Das Ziel von 80 Prozent US-Abdeckung war also noch lange nicht erreicht. Trotzdem kommt jetzt offenbar auch in Europa wieder Bewegung in das neue Geschäft: Für ein Hauptquartier in London wird laut einer Job-Anzeige eine regulatorisch und juristisch erfahrene Person gesucht, die Tesla grenzüberschreitende Aktivitäten als Versicherer in Europa ermöglicht.
Das entdeckte in dieser Woche die britische Publikation Insurance Business und verstand das Stellenangebot als Vorbereitung für den Start der europäischen Versicherung. Die Tochter-Gesellschaft Tesla Insurance Ltd. hat ihren Hauptsitz laut dem Bericht seit März 2022 in London. In der Justiziar-Anzeige wird sie als „full-stack in-house insurer“ beschrieben, der daran arbeite, Kunden eine neue Erfahrung bei Versicherungen und beim Schutz ihrer Tesla-Produkte zu bereiten. Explizit wird erwähnt, dass die gesuchte Person unter anderem die Übertragung von Lizenzen auf ganz Europa organisieren soll.
Prämie nach Safety Score, schnelle Reparatur
Parallel zur Expansion in den USA mehren sich also die Anzeichen dafür, dass eine Tesla-Versicherung für Europa näher rückt. Nach Einschätzung von Marktforschern sind solche Pläne eine Bedrohung für etablierte Gesellschaften der Branche und könnten weitere Auto-Hersteller auf die gleiche Idee bringen. Kunden wiederum können auf ein breiteres Angebot hoffen – und auf niedrigere Prämien, wenn sie nach der nicht unumstrittenen Safety-Score-Bewertung von Tesla am Steuer alles richtig machen. Zudem kündigte CEO Musk vor kurzem Optimierungen der eigenen Elektroautos an, um sie leichter und schneller reparierbar zu machen – wovon dann auch Kunden ohne dynamische Versicherung von Tesla profitieren würden.