Mittlerweile fast traditionell verliert die Aktie von Tesla am Tag nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen und der anschließenden Telefon-Konferenz massiv, und in dieser Woche machte sie keine Ausnahme: Nachdem sie im April, Juli und Oktober 2023 jeweils um mehr als 9 Prozent nachgegeben hatte, waren es an diesem Donnerstag sogar gut 12 Prozent, auf die am Freitag nur eine minimale Erholung folgte. Zuvor hatte Tesla für das vierte Quartal 2023 Umsatz und Gewinn leicht unter den Markt-Erwartungen gemeldet und deutlich weniger Volumen-Wachstum in diesem Jahr als möglich bezeichnet. Auch die Ankündigung, dass 2025 sowohl ein neues Elektroauto als auch der Roboter Optimus in Produktion gehen sollten, half der Aktie nicht auf die Sprünge.
Tesla Model Y an der Weltspitze
Zu den positiven Aspekten im Q4-Bericht und in der Telefon-Konferenz zählte, dass das Model Y (s. Foto oben) im vergangenen Jahr das meistverkaufte Auto aller Antriebsarten wurde, wie es CEO Elon Musk im April 2021 vorhergesagt hatte. Tesla selbst gab das als eigene Schätzung auf der Grundlage vorläufiger Daten bekannt, aber am Donnerstag folgte eine unabhängige Bestätigung: Laut der Marktforschungsfirma Jato Dynamic war der Tesla mit rund 1,23 Millionen verkauften Einheiten tatsächlich der weltweite Pkw-Bestseller, womit sich zum ersten Mal ein Elektroauto ganz an die Spitze setzte. Die bislang führenden Toyota RAV4 (1,07 Millionen) und Corolla (1,01 Millionen) rutschten dadurch auf Platz 2 und 3 ab.
In diesem Jahr könnte es bei dieser neuen Reihenfolge bleiben – auch weil Tesla die Preise für sein Model Y in China und Europa bereits weiter gesenkt hat. Nach Angaben von Jato kostete es in Deutschland schon im vergangenen 18 Prozent weniger als das durchschnittliche Elektroauto, und mit der neuen Senkung dürfte dieser Abstand weiter gewachsen sein. Allerdings bleibt auch die Konkurrenz nicht untätig: BYD, im vierten Quartal 2023 erstmals größter Hersteller reiner Elektroautos vor Tesla, senkte bereits Anfang Januar seine Europa-Preise, und in dieser Woche kamen laut einem Bericht von ecomento Rabatte von bis zu 17.000 Euro hinzu.
FSD V12 und hohe KI-Investitionen
Nach der Darstellung von CEO Musk und auch in den Augen mancher Analysten hängt der Wert von Tesla an der Börse weniger vom Elektroauto-Verkauf ab als von Erfolgen mit künstlicher Intelligenz, wie sie für die Autopilot-Software FSD und den Roboter Optimus eingesetzt wird. Der Quartalsbericht enthielt dazu die Information, dass im Januar erste Kunden Version 12 der Beta-Software erhielten, die laut Musk anders als zuvor fast durchgängig auf KI beruht.
Tesla und sein Chef scheinen hier aber vorsichtiger geworden zu sein: Ein Stern hinter der ersten Erwähnung von FSD V12 im Q4-Bericht erklärt, dass die Software aktive Überwachung durch die Person am Steuer erfordert, und bislang hat Musk anders als in den Vorjahren für 2024 noch nicht angekündigt, dass Tesla in diesem Jahr echtes autonomes Fahren erreichen dürfte. In der Telefon-Konferenz sagte er auf Nachfrage lediglich, 2024 werde offensichtlich werden, dass andere Auto-Hersteller gut beraten wären, sich eine Lizenz für die FSD-Software zu sichern. Bislang würden die Konkurrenten nicht recht glauben, dass sie real sei.
The governor is correct that this is a Dojo Supercomputer, but $500M, while obviously a large sum of money, is only equivalent to a 10k H100 system from Nvidia.
Tesla will spend more than that on Nvidia hardware this year. The table stakes for being competitive in AI are at…
— Elon Musk (@elonmusk) January 26, 2024
Ein Werkzeug für den Tesla-Weg zum autonomen Fahren ist der eigene Supercomputer Dojo mit selbst entwickelter Architektur, der allerdings ebenfalls länger auf sich warten lässt als erhofft. In der Konferenz bezeichnete Musk dieses Projekt als „long shot“ mit geringer Erfolgswahrscheinlichkeit, aber hoher Belohnung für diesen Fall. Am Freitag sagte die Gouverneurin des US-Bundesstaats New York, Tesla wolle in der dortigen Gigafactory 500 Millionen Dollar in Dojo investieren. Auf seiner Plattform X bestätigte Musk das und ergänzte, mehr als diese Summe werde Tesla in diesem Jahr jedoch für KI-Hardware von Nvidia ausgeben.
Porsche mit Macan als Elektroauto
Ebenfalls in dieser Woche hat mit Porsche ein Tesla-Konkurrent im weiteren Sinn sein zweites Elektroauto auf den Markt gebracht: den Macan, der offiziell zwar den Beinamen „Electric“ trägt, diesen aber eigentlich nicht mehr bräuchte, denn das elektrische SUV löst als zweite Macan-Generation seinen konventionell angetriebenen Vorgänger ab.
Mit 4,78 Metern ist der neue Porsche Macan fast exakt so lang wie der Welt-Bestseller Model Y und übertrifft den Tesla mit bis zu 613 Kilometern gegenüber 565 Kilometern bei der WLTP-Reichweite; dafür benötigt er allerdings einen deutlich größeren Akku. Bei einem Startpreis von 84.100 Euro kostet das Basis-Modell Macan 4 fast 70 Prozent mehr als das Model Y Long Range, das ebenfalls mit Allrad-Antrieb fährt und zudem 2 Zehntelsekunden schneller aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Als Turbo Electric braucht der Macan dafür 3,3 Sekunden, 4 Zehntel weniger als das Model Y Performance, kostet mit ab 114.600 Euro aber mehr als doppelt so viel.